Sommermusik Drei Individualisten mit einer Schwäche für Improvisationen

Saarbrücken · Das Trio „Autochthon“ spielt bei der Saarbrücker Sommermusik. Die Zuhörer erwartet ein bunter Stil-Mix.

 Das Improvosationstrio „Autochton“ kommt am Donnerstag zum Konzert nach Saarbrücken.

Das Improvosationstrio „Autochton“ kommt am Donnerstag zum Konzert nach Saarbrücken.

Foto: Katharina Bihler

Das Wort „Autochthon“ kommt aus dem Griechischen und wird in der Biologie verwandt: Als autochthone, einheimische oder indigene Art bezeichnet man Lebewesen, die im aktuellen Verbreitungsgebiet entstanden sind oder dort ohne menschlichen Einfluss im Zuge von natürlichen Areal-Erweiterungen eingewandert sind. „Autochthon“ nennen sich auch Hartmut Oßwald (Saxofone, Bassklarinette), Stefan Scheib (Kontrabass) und Wolfgang Schliemann (Schlagwerk). Das Improvisationstrio ist am Donnerstag, 24. August, um 20 Uhr im Rahmen der Saarbrücker Sommermusik in der Stadtgalerie zu hören.

„Wir finden, dass diese Analogie uns gut zu Gesicht steht“, sagt Stefan Scheib zu dem gemeinsamen Nenner: „Drei Individualisten, die ihre jeweiligen Spielarten und Denkweisen einbringen. Die individuellen Denkweisen entwickeln sich schließlich im Kontext des Ortes, an dem man lebt, und im Umfeld der Musiker, mit denen man öfter zu tun hat.“ Die Saarbrücker Stefan Scheib (vor allem Liquid Penguin Ensemble) und Hartmut Oßwald (zahlreiche Projekte von Christof Thewes) braucht man hier nicht mehr vorzustellen. Wolfgang Schliemann, seines Zeichens Schlagwerker, Klangkünstler und Komponist aus Wiesbaden, ist in der internationalen Improvisationsszene tätig und engagiert sich in diversen, auch Sparten-übergreifenden Ensembles, Initiativen und Projekten seiner hessischen Heimat.

„Wolfgang und ich kennen uns aus der Zusammenarbeit in unterschiedlichen Besetzungen, und mit Hartmut spiele ich ebenso seit Jahren zusammen, insbesondere im Duo und frei improvisiert, da lag es nahe, auch mal zu schauen, wie das zu dritt zusammen geht“, erzählt Scheib über die Gründung von Autochthon. Konzerte waren bislang in Köln, Wiesbaden, Darmstadt und in Saarbrücken. „Beim 2. Saarbrücker Freejazzfestival 2016 waren wir mit dem Auftritt so zufrieden, dass ein Mitschnitt veröffentlicht wird“, so Scheib: Die CD „Autochthon – A“ ist frisch fertig geworden, und mit ihr im Rücken halten die Freigeister Ausschau nach weiteren Spielmöglichkeiten.

Was die aktuelle Sommermusik mit dem Motto „Tief ist der Brunnen der Vergangenheit“ (Thomas Mann) betrifft, herrschte zunächst Skepsis: „Der erste Gedanke beim Sommermusik-Konzept war, dass das mit unserer frei improvisierten Musik nichts zu tun hat. Aber wir sind bei dem Gedanken der Nostalgie hängen geblieben und fanden, dass es da durchaus sehr enge Verbindungen zu unserer Musik gibt“, erläutert Scheib: „Wir improvisieren frei: Keine Absprachen, vorab besprochene Konzepte oder Ähnliches. Aber: Dieses freie Improvisieren wurzelt in Erfahrungen, Vorlieben, Gewohnheiten — autochthon eben. Also haben wir uns Gedanken gemacht, welche nostalgischen Spielweisen im Feld der freien Improvisation und insbesondere in unserem Spiel vorkommen.“

Und so können kundige Sommermusik-Hörer etwa Einflüsse der New York School um John Cage und Morton Feldman, des 60er-Jahre-Freejazz, ferner Loop-orientiertes Spiel, Rock- und Funk-Grooves, afrikanische Melodik und die Klangästhetik des 70er-Jahre-Industrial entdecken. „Ein zweigeteiltes Konzert“, verspricht Stefan Scheib: „Zunächst werden wir ‚stilistische‘ Beispiele unserer freien Improvisation, unseres nostalgischen Gefühls zu dieser Musik spielen. Im zweiten Teil werden die drei Improvisatoren alle Freiheiten genießen, die ein Musizieren ohne Absprachen bietet“, sagt Scheib.

Termin: Donnerstag, 24. August, 20 Uhr Stadtgalerie. Eintritt frei.

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