Kunst im öffentlichen Raum Ein Wandgemälde wie ein sieben Meter hoher Holzschnitt

Saarbrücken · Geheimnisvolle Figuren von Gabriele Eickhoff zieren seit 1989 den Bunker in der Saarbrücker Moltkestraße. Hinweis auf den Ost-West-Unterschied?

 Etwas versteckt ist das Wandgemälde von Gabriele Eickhoff auf einem alten Bunker unterhalb des jüdischen Friedhofs in der Moltkestraße. 

Etwas versteckt ist das Wandgemälde von Gabriele Eickhoff auf einem alten Bunker unterhalb des jüdischen Friedhofs in der Moltkestraße. 

Foto: Iris Maria Maurer

Das Wandbild von Gabriele Eickhoff gleich zu Beginn der Moltkestraße in Alt-Saarbrücken ist schon etwas in die Jahre gekommen. Es ziert aber auch heute noch die Wand eines Bunkers direkt unterhalb des Alten Jüdischen Friedhofs von Saarbrücken. Auf weißem Grund hat Gabriele Eickhoff im Jahr 1989 zwei schwarze Figuren gestaltet, die deutlich überlebensgroß sind. Das Wandgemälde als Ganzes ist sieben Meter hoch.

Der weiße Untergrund hebt sich vom Mauerwerk der gerundeten Wand daneben ab, die Künstlerin bezieht sie in die Gesamtgestaltung mit ein. Die Figuren in schwarzer Farbe sind unklar, rätselhaft. Denn sie sind sehr schematisiert, in eckigen, fast schon bizarren Formen, mit betont langen Beinen und nicht nachzuvollziehender Körperhaltung. Auch wenden sie sich, in der Höhe leicht versetzt, voneinander ab.

Was die Wandgestaltung prägt, ist die fast schon holzschnittartige Darstellung der Figuren. Auch die Elemente im Hintergrund aus gebrochenen Linien und kleinen Rechtecken sind rasterartig und unregelmäßig. So erinnert die gesamte Darstellung an den Abdruck eines übergroßen Holzschnittes.

Die saarländische Künstlerin Gabriele Eickhoff lebt in Saarlouis. Die gebürtige Braunschweigerin absolvierte 1966 die Grundlehre bei Oskar Holweck an der Staatlichen Werkkunstschule in Saarbrücken, studierte dann Bildende Kunst und Kunstgeschichte an der Universität Mainz. Bis 2010 lehrte sie am Robert-Schuman-Gymnasium in Saarlouis, unterrichtete auch mehrere Jahre an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Saarbrücken. Ihre frühen Werke sind figurativ geprägt, von Anfang an ist die Linie ihr vorherrschendes Ausdrucksmittel. Immer wieder zeichnet Gabriele Eickhoff skurrile Fabelwesen, rein aus der Phantasie geschaffene Figuren. Neben Zeichnungen hat die Künstlerin auch Holzschnitte geschaffen, später folgten abstrahierte, auf Farben reduzierte Landschaften.

Gabriele Eickhoff erhielt 2002 den Kulturpreis für Kunst und Wissenschaft des Landkreises Saarlouis, ist Mitglied der Künstlerinnengruppe Saar und des Saarländischen Künstlerbundes, hat ihre Werke schon in vielen Ausstellungen präsentiert. Die expressive Wandgestaltung in der Moltkestraße ist eines der wenigen Kunstwerke von ihr im öffentlichen Raum. Gabriele Eickhoff hat sich insbesondere in den 1980er-Jahren in ihren Arbeiten kritisch mit aktuellen Themen auseinandergesetzt. Vor diesem Hintergrund lässt sich das Wandgemälde in der Moltkestraße aus der Zeit der Wiedervereinigung als Abbild der Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland interpretieren.

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