Kunst im öffentlichen Raum Der Zauber kommt mit der Nacht

Saarbrücken · Die Lichtstele des Künstlers Werner Bauer vor der Sparkasse in der Saarbrücker Eisenbahnstraße hat zwei Gesichter.

 Die Beleuchtung der Lichtstele von Werner Bauer liegt im Vergorgenen. Das Licht fällt durch die vielen Löcher und Linien, die in die Edelstahlplatten – nicht wahllos – eingestanzt sind.

Die Beleuchtung der Lichtstele von Werner Bauer liegt im Vergorgenen. Das Licht fällt durch die vielen Löcher und Linien, die in die Edelstahlplatten – nicht wahllos – eingestanzt sind.

Foto: Iris Maria Maurer

Es gibt Kunstwerke im öffentlichen Raum, die wirken bei Dunkelheit nochmal so gut. Eines davon ist die Lichtstele aus dem Jahr 1992 von Werner Bauer vor der Sparkasse Saarbrücken in der Eisenbahnstraße. Denn diese fast zwölf Meter hohe, rotlackierte Säule, der zwei Edelstahlplatten in Form eines spitzwinkligen Dreiecks angefügt wurden, ist ein Lichtobjekt.

Der Clou dieses Kunstwerks ist, dass die eigentliche Beleuchtung der Skulptur verborgen bleibt. Das Licht fällt lediglich durch die unzähligen Löcher und kleinen Geraden, die in die Edelstahlplatten eingestanzt wurden. Und diese leuchtenden Aussparungen sind nicht willkürlich über die Platten verteilt, sondern verlaufen in einem System, das sich nach oben verbreitert, indem die Anzahl der Löcher zunimmt, der Geraden jedoch abnimmt.

Tagsüber wirkt diese Stele eher unscheinbar, verweist mit ihrer roten Farbe auf den Sitz der Zentrale der Sparkasse, deren Eingangsbereich sie aufwertet und deren moderne Architektur sie aufnimmt. Bei Dunkelheit jedoch versprüht sie ihren Charme. Denn das System aus leuchtenden Geraden und strahlenden Löchern, das sich in der Höhe verändert, irritiert das Auge, weckt die Neugierde und verführt dazu, sich dieses Lichtobjekt genauer und länger anzuschauen, um das System der Löcher und Geraden zu verstehen.

Es ist schon erstaunlich, dass dieses Kunstwerk, das immerhin schon fast 27 Jahre alt ist, noch immer fasziniert. Werner Bauer, geboren 1934 in Völklingen, renommierter saarländischer Künstler und Träger des Albert-Weisgerber-Preises der Stadt St. Ingbert und des Kunstpreises des Saarlandes, hat dieses Objekt genau durchdacht – wie seine übrigen Kunstwerke auch. Denn in seinen Werken sind Lichtbrechungen und optische Veränderungen das eigentliche Motiv.

Werner Bauer hatte in den 1970er-Jahren erste abstrakte Werke aus Holz angefertigt. Dann aber begann er, den Raum mit Lichtquellen zu modellieren. Besonders faszinierten ihn Materialien, die Licht leiteten, wie Silikon oder Folien. So gelang es ihm, Lichtobjekte zu erschaffen, die nicht von selbst leuchteten, sondern Licht weiterleiteten, sich damit verändern, je nachdem wie das Licht auf die Objekte fällt.

Und Bauer arbeitet noch heute in seinem Atelier in Alt-Saarbrücken. „Ich probiere immer noch gern aus“, sagte er dazu in einem Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung vor knapp einem Jahr.

 Werner Bauer

Werner Bauer

Foto: Iris Maria Maurer

Wer die große Lichtstele vor der Sparkasse mag und mehr Kunstwerke von Werner Bauer sehen will, braucht nur in die Hochschule für Musik Saar zu gehen. Dort steht im Treppenhaus eine weitere Lichtstele von ihm.

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