Diese Kinder wissen Bescheid Die Fledermaus-Experten von der Kita

Saarbrücken · In der Kindertagesstätte Christkönig wohnen Gestalten, die noch kleiner sind als die Kinder: Fledermäuse. Die Kinder passen auf sie auf.

 Patrick (links) und Pepe kennen sich bestens aus mit Fledermäusen. Sie haben auch eine Erste-Hilfe-Box parat, die sie vor allem dann brauchen, wenn eines der Tiere bei ihrer Kita auf den Boden geplumst ist.

Patrick (links) und Pepe kennen sich bestens aus mit Fledermäusen. Sie haben auch eine Erste-Hilfe-Box parat, die sie vor allem dann brauchen, wenn eines der Tiere bei ihrer Kita auf den Boden geplumst ist.

Foto: Bistum Trier / Dominik Holl

„Die Handschuhe muss man anziehen, sonst kann die Fledermaus beißen!“, erklärt der fünfjährige Pepe. „Und damit die Fledermäuse nicht nach Mensch riechen, sonst holt die Mama sie nicht mehr mit“, ergänzt Patrick. Die beiden sitzen in der Saarbrücker Kita Christkönig und erklären die Erste-Hilfe-Kiste für Fledermäuse. Der ist Teil des Fledermaus-Projekts, mit dem sich die Kita für den Umweltpreis des Bistums Trier beworben hat.

Hinter einem Blech am Dach über dem Eingang der Kita haben Fledermäuse seit einigen Jahren ihr Sommerquartier. Maria Selzam, Leiterin der Kindertagesstätte, erzählt, dass sie anfangs nicht wussten, welche Tiere da leben: „Wir haben nur kleine schwarze Körnchen im Eingangsbereich gesehen und dachten, das sei Mäusekot, bis wir mal eine kleine Fledermaus gefunden haben.“ Denn wenn es im Sommer zu warm wird und die Tiere nach kühleren Plätzen unter dem Blech suchen, kann es passieren, dass eines der Jungtiere rausfällt. „Wenn das unsere Mitbewohner sind, ist doch klar, dass wir uns um sie kümmern.“ So entstand vor sechs Jahren das Fledermaus-Projekt mit den Kindern der Kita Christkönig.

Den Kindergartenkindern, die im nächsten Jahr zur Schule gehen, wird im Herbst die Erste-Hilfe-Kiste erklärt. Wenn die Fledermäuse ab Mitte Mai unter dem Dach ihr Sommerquartier beziehen, sind die Kinder gewappnet, sollte mal wieder eine Fledermaus herunterfallen. Dann wird sie mit den Handschuhen vorsichtig aufgehoben und vorsichtig in eine Kiste mit hohen Wänden gelegt. „Dann nimmt man einen Deckel von einem Joghurtglas, macht da Wasser rein und stellt das in die Kiste“, erklärt Patrick: „Und wenn die Fledermaus nicht trinkt, probieren wir es mit einem Löffel. Aber nicht an die Nase!“ „Sonst fließt das da rein“, fügt Pepe hinzu.

Abends wird die kleine Fledermaus dann an einen Socken, der über eine Wasserflasche gestülpt ist, gehängt und nach draußen gestellt. Am Socken kann sich die Fledermaus dann festhalten, und die Mutter kann ihr Junges wieder abholen. Und die Kinder haben die Fledermaus gerettet.

„Die Kinder erfahren alles über Fledermäuse“, sagt Maria Selzam. „Wir machen auch eine Fledermauswanderung am Netzbachweiher mit den Kindern, die von Markus Utesch vom Naturschutzbund durchgeführt werden.“ Dort lernen die Kinder vom Experten für Fledermäuse, bekommen welche zu sehen und dürfen sich selbst ein bisschen wie Fledermäuse fühlen:

„Die Kinder bekommen da Augenbinden auf und eine Wasserpistole in die Hand. Herr Utesch ruft dann, und die Kinder müssen ihn mit dem Wasser treffen. Das ist anfangs immer schwierig, aber nach einer Zeit geht das ganz gut. So können sich die Kinder gut vorstellen, wie sich Fledermäuse nur mit dem Gehör orientieren.“

Außerdem haben die Kinder einen Garten vor der Kita angelegt, wo jetzt Pfefferminze, Zitronenmelisse oder Thymian wachsen. „Das lockt die Nachtfalter an“, erklären die Kinder stolz. „Das ist die Leibspeise der Fledermäuse.“

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