Musiklehrer vom anderen Ende der Welt Wenn Musik der Liebe Nahrung ist ...

Homburg/Saarbrücken · Er kommt aus Bulgarien, sie aus Korea. Dank der Weltsprache Musik haben sich Kiril Tsanevski und Bokyon Chang in Saarbrücken getroffen und hier die Classical Music Academy gegründet.

 Der Geiger Kiril Tsanevski aus Bulgarien und die Pianistin Bokyon Chang aus Südkorea haben sich an der Hochschule für Musik Saar kennengelernt und in Saarbrücken eine Familie und eine Musikschule gegründet.

Der Geiger Kiril Tsanevski aus Bulgarien und die Pianistin Bokyon Chang aus Südkorea haben sich an der Hochschule für Musik Saar kennengelernt und in Saarbrücken eine Familie und eine Musikschule gegründet.

Foto: Isabell Schirra

Musik verbindet. Dafür sind sie der lebende Beweis: Der Geiger Kiril Tsanevski kommt aus Bulgarien, die Pianistin Bokyon Chang stammt aus Südkorea. Heute leben und arbeiten sie gemeinsam in Saarbrücken.

Zum Musikstudium hat es die beiden vor Jahren hierher verschlagen. An der Hochschule für Musik (HfM) haben sie sich kennengelernt. 2011 gründete das Musikerpaar eine private Musikschule – die „Classical Music Academy“ in der Feldmannstraße. Dort zeigen sie die beiden Tag täglich, dass Musik jegliche nationalen Grenzen sprengt.

Der Entschluss, nach Deutschland zu gehen, scheint bei beiden eher eine Art Vorbestimmung statt bewusste Entscheidung gewesen zu sein. „Die Wurzeln der klassischen Musik liegen in Deutschland“, erklärt Tsanevski. Wer den Kern der klassischen Musik verstehen will, kommt also kaum an Deutschland vorbei. „Vor allem der Barock ist stark an die deutsche Sprache gebunden“, so Tsanevski weiter.

„Die Entscheidung, nach Deutschland zu gehen, war viel früher da, als es mir bewusst wurde, das hat sich irgendwie verselbstständigt“, erzählt er. Nach dem Studium in Sofia und Mannheim kam er schließlich zum Aufbaustudium in Kammermusik und Violine nach Saarbrücken.

Bokyon Chang stammt aus der südkoreanischen Kleinstadt Mokpo. Von ihrer Musiklehrerin bekam sie dort schon als Kind zu hören: „Du musst nach Deutschland!“ – obwohl die niemals selbst in Europa war. Um in musikalischer Hinsicht Bereicherung zu finden, zog es Chang nach dem Musikstudium in Seoul allerdings zunächst einmal nach Berlin. Zum Aufbaustudium in Neuer Musik kam sie schließlich nach Saarbrücken. Dass sie hier bleiben würde, wusste sie damals jedoch noch nicht.

An der Musikhochschule kreuzten sich dann schließlich die Lebenswege von Bokyon Chang und Kiril Tsanevski. Sie spielten zusammen, lernten sich kennen. „Die Musik hat uns sozusagen zusammengebracht“, sagt Tsanevski lachend. Generell findet er: „In der Musikwelt gibt es keine Nationalitäten, keine Politik, keine Sprachen – die Musik ist immer übergeordnet. Musiker spüren diese ganzen Grenzen nicht, wir finden sie eher etwas komisch.“

Bei der Entscheidung, eine Musikschule zu gründen, spielten viele Aspekte eine Rolle. Beide hatten schon immer einige Schüler. „Wir wollten unser Wissen immer weitergeben“, erzählt Chang. Dazu kommt, dass freischaffende Musikerinnen und Musiker finanziell oft nicht auf Rosen gebettet sind. Als das erste der beiden Kinder des Paares unterwegs war, wünschte man sich eben auch ein „Stück Stabilität“, wie Chang sagt.

Schließlich tat der Zufall das Übrige: „Wir wohnen in der Nähe und bemerkten, dass hier ein Raum frei ist“, erzählt Chan. So war die Idee zur Schulgründung geboren.

Seitdem hat sich viel verändert. Die beiden erzählen, dass es viele Jahre gedauert hat, bis sie dort waren, wo sie heute sind: Sie haben mit wenigen Schülern angefangen, hart gearbeitet und viel Fleiß in ihre Musikschule gesteckt. Mittlerweile beschäftigen sie 14 Dozenten – alle an der Hochschule ausgebildet.

Die „Classical Music Academy“ bietet alles von musikalischer Früherziehung bis hin zur Vorbereitung auf das Musikstudium. Man versucht, so gut wie möglich allen Anfragen nachzukommen – da wird auch gern mal aufgrund von Kundenwünschen eine neue Instrumentenklasse eingeführt. „Die Schule hat sozusagen die Führung übernommen – wir entscheiden nicht mehr.“

Anfang dieses Jahres  wurde die Schule erweitert. Das Paar kaufte das Nebengebäude in der Feldmannstraße dazu, vergrößerte die Räumlichkeiten. Durch ein ausgeklügeltes System mit verschiebbaren Wänden lassen sich alle Räume der Musikschule zu einem einzigen großen Konzertsaal verbinden. So hat man eine eigene Bühne für die Schülerkonzerte.

Vor allem aber wollen sich die beiden auch wieder mehr auf ihre eigene Konzerttätigkeit konzentrieren und zudem andere Künstler einladen. In den Sommerferien, wenn der Unterricht in der Schule weitgehend pausiert, sollen die Räumlichkeiten zudem als Ausstellungsfläche genutzt werden. „Wir haben hier eine kleine Welt geschaffen, die verschiedene Tätigkeiten mit Musik und Kunst verbindet“, sagt Kiril Tsanevski dann auch stolz.
www.c-m-academy.de

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