Saarbrücken/Riegelsberg Die besonderen Ufos im Urwald vor der Stadt

Saarbrücken/Riegelsberg · Am Wochenende ist Tag der Architektur. Einige interessante Gebäude sind geöffnet, darunter die sogenannten „Wald-Zimmer“ an der Scheune Neuhaus. Die sind aus ungewöhnlichem Material.

Ob die wohl ein Ufo fallen gelassen hat, mag man sich fragen angesichts dieser drei seltsamen Objekte, die im Saarbrücker Urwald, nah beim Forsthaus Neuhaus stehen. Rund drei Meter hoch, fast kugelig, mit vielen Facetten gleichen sie künstlerischen Plastiken, sind aber auch Gebäude, in die man hineingehen kann. Dem Naturschutzbund Nabu Saar, der hier am Forsthaus Neuhaus ein Waldinformationszentrum betreibt, dienen sie als Ausstellungsräume. Am Samstag, dem Tag der Architektur, kann man sie von 12 bis 16 Uhr besichtigen und sich von Fachkundigen erklären lassen.

Was sie so besonders macht, ist nicht nur ihre Form. „Es sind sehr dünne, leichtgewichtige Bauten, die trotzdem sehr stabil sind“, erklärt Göran Pohl, Architektur-Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (htw) Saar, der die „Waldzimmer“ zusammen mit seiner Partnerin Julia Pohl von Pohl Architekten Stuttgart entworfen hat.

Noch ungewöhnlicher sind die Materialien, die die Pohls verwendet haben, um diese Leichtigkeit zu erreichen. Nach dem Prototyp, Waldzimmer eins, aus Glasfasern, entstand Waldzimmer Nummer zwei aus Basaltfasern und Nummer drei aus Flachfasern. Das macht sie einmalig, denn es sind laut Göran Pohl zwei Materialien, die international noch nie für Leichtbauten eingesetzt wurden.

Viel Forschungs- und Entwicklungszeit war nötig, um diese Materialien zu entwickeln und die Bauweise, die von der Natur inspiriert ist, daraus abzuleiten. Ermöglicht hat dies ein Forschungsprojekt für experimentelles Bauen, an dem auch die Htw Saar und ihre Studierenden beteiligt waren, sagt Pohl. „Basaltfasern sind ganz dünne Fasern, sie werden in Matten verwoben, dann in eine Form gelegt und mit Bioharz getränkt, es ist eine Technologie, die aus der Raumfahrt kommt“, erläutert der Architekt.

Diese getränkten Basaltfasermatten werden dann in einzelnen Formen gebacken. Diese Formen hatten die Pohls zuvor in ihrem Stuttgarter Architektur-Büro programmiert. Gebaut hat die Formen dann eine Spezialfirma in Chemnitz.

Jedes „Waldzimmer“ bestehe aus zehn Schalenelementen von jeweils 40 bis 60 Kilo Gewicht, die am Ende zusammengeschraubt werden müssen, sagt Pohl. Der große Vorzug des Materials aus Basalt- oder auch Flachsfasern: „Es ist sehr materialeffizient, sie sparen gegenüber einer herkömmlichen Bauweise etwa 90 Prozent an Gewicht, und man kann damit dreidimensionale, gebogene Flächen in beliebiger Form machen“.

Am „Tag der Architektur“ kann man die „Waldzimmer“ nicht nur von außen, sondern auch von innen besichtigen. Die Innenausgestaltung zu drei verschiedenen Wald-Themen hat Professor Burkhard Detzler von der Hochschule der Bildenden Künste Saar entworfen.

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