Der Zigeuner

Saarbrücken. Michael Reufsteck will sich da nicht festlegen, aber "vielleicht", sagt er, "war es so, dass ich das Gefühl hatte, etwas verpasst zu haben". Mit 15 Jahren hat er zum ersten Mal mit einer Gitarre auf der Bühne gestanden

Saarbrücken. Michael Reufsteck will sich da nicht festlegen, aber "vielleicht", sagt er, "war es so, dass ich das Gefühl hatte, etwas verpasst zu haben". Mit 15 Jahren hat er zum ersten Mal mit einer Gitarre auf der Bühne gestanden. Er spielte als Gitarrist bei Red House, Sexy Blue Devils, Didi King Gaga, Tick Trick & Strack, Laaf Dappa, Maxwell Smart und Kritische Masse - "alles was die sechs Saiten hergeben: von Blues über Heavy Metal, Funk und Fusion bis Jazz Rock", wie er sagt. Während andere in seinem Alter in die Disco gingen, hängte er sich die Gitarre um und stieg auf eine Bühne in der Region nach der anderen.Michael Reufsteck hat nicht nur Musik gemacht, die Musik hat ihn gemacht - zu einem, der sich sagte: "Ich stehe auf der Bühne, mache Musik von Hand, ich brauche keine Musik aus der Konserve." Die große Technowelle sei so an ihm vorbeigegangen.

Was er verpasst hat, hat Michael Reufsteck inzwischen nachgeholt - so intensiv, wie er mit seiner Gitarre Musik macht: 2006 hat er angefangen, selbst Musik aus der Konserve aufzulegen - Zigeunermusik, wie sagt. Seine Gypsymania-Nächte im Saarbrücker Jazzkeller sind längst mehr als ein Geheimtipp. Wenn Reufsteck auflegt, ist die Bude voll.

"Gypsymania, das sind Balkangrooves, Orientbeats und andere schweißtreibende Rhythmen, Elektronik gepaart mit Balkanmusik, alte Sahara-Dialekte, bulgarische Frauenstimmen, Brassbands, arabische Grooves, Klezmer, der total abrockt. Im Gypsy ist alles drin, auch Reggae, Orient-House, Swing, Flamenco", erklärt er. Es gehe letztendlich nur um eins: darum, die Leute zum Tanzen zu bringen.

Die Leute, die bei Michael Reufsteck tanzen, kommen aus vielen Kulturen: Russen, Ukrainer, Inder, Deutsche, Araber - die Musik vereint sie. Das Besondere an der Balkan-Musik sei nämlich, "dass sie sich der stilistischen Festlegung entzieht". "Völker, die über Jahrhunderte hinweg durch die verschiedenen Regionen zogen, haben ihre Spuren hinterlassen: Slawisches, der Orient, Jüdisches und immer wieder die Zigeuner, die fürs blanke Überleben stets zusammenmixten, was gerade verlangt wurde", sagt Michael Reufsteck.

Zur Zigeunermusik ist er allerdings schon gekommen, bevor er Gypsy aufgelegt hat. Als Gitarrist sei er natürlich früh im Leben fasziniert gewesen von Django Reinhardt. Klar, Zigeuner - das sei auch kein Schimpfwort. Er sei einigen Menschen begegnet, die stolz von sich gesagt haben, dass sie ein Zigeuner sind, sagt Michael Reufsteck. Und irgendwie sei er ja selbst inzwischen einer.

Die nächste Gypsymania steigt am Samstag, 6. Oktober, im Saarbrücker Jazzkeller, Dudweilerstraße 26.

gypsymania.de

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