Umweltschutz Der Zigaretten-Sammler von Saarbrücken

Dudweiler · Pierrick le Paven sammelt seit zwei Jahren weggeworfenen Zigarettenkippen auf und lässt sie recyceln.

 Zigtausende Zigarettenkippen haben Pierrick le Pavon und seine Mitstreiter bereits aufgesammelt, so auch am Saarbrücker Busbahnhof.

Zigtausende Zigarettenkippen haben Pierrick le Pavon und seine Mitstreiter bereits aufgesammelt, so auch am Saarbrücker Busbahnhof.

Foto: Pierrick Le Paven

Als Pierrick Le Paven am Samstag den Kofferraum seines Autos öffnete, kam eine große Kiste zum Vorschein. Darin nur Zigarettenstummel. „Es sind fast 105 000 Stück“, sagt der 23-jährige Student aus der Nähe von Angers in Frankreich, „ich und drei Freunde haben sie bei insgesamt 46 Aktionen gesammelt. Sie wiegen 40 Kilo.“ Und sie stinken unerträglich, sobald der Deckel geöffnet wird.

Jetzt kamen noch einige dazu, denn Le Paven und gut ein Dutzend Mitstreiterinnen und Mitstreiter sammelten trotz brütender Hitze am Saarbrücker Busbahnhof weitere Kippenreste und jede Menge Müll ein. „Die Idee dazu kam mir vor etwas über zwei Jahren, als ich zu Hause am Fluss entlang ging und den ganzen Müll gesehen habe. Ich wollte zeigen, dass auch ein einzelner Mensch etwas für die Umwelt tun kann“, sagt der Student für Grenzüberschreitende Kommunikation, dessen Masterarbeit sich um den Bau von Windrädern dreht. „Ein Zigerettenstummel verunreinigt bis zu 500 Liter Wasser, 4300 Milliarden werden weltweit jedes Jahr weggeworfen. Das sind 137 000 pro Sekunde. Also mehr, als wir in Saarbrücken eingesammelt haben.“

Die Sammlung erfolgte von Hand, mit dem Greifer dauere es doppelt so lange. „Es ist erschreckend, dass Menschen Dinge einfach so wegwerfen, selbst wenn sie einen Mülleimer direkt vor der Nase haben.“ Die Reaktionen der Passanten seien ganz unterschiedlich. „Einige interessiert es sehr, andere gar nicht. Einmal wurde ich sogar beschimpft. Ich solle die Finger weglassen, es sei doch nicht mein Müll.“

Negative Rückmeldungen – vor allem im Internet – schmerzen Pierrick Le Paven. Dennoch sprudelt die jugendliche Begeisterung über seine Aktionen förmlich aus ihm heraus. Er will aufmerksam machen, zum Nachdenken anregen, aber nicht mit erhobenen Zeigefinger. „Wir können nicht perfekt sein. Auch ich benutze noch zu viele Dinge aus Plastik oder verbrauche zu viel Wasser“, sagt der Franzose, „ich versuche den Verbrauch zu reduzieren. Einfach bewusster mit den Dingen umzugehen. Aber ich mache mich auch nicht verrückt damit.“

Die Proteste der „Fridays for Future“ Bewegung findet Le Paven gut. „Ich kann nur schwer verstehen, wenn Menschen meiner Generation sich nicht einsetzen. Der Klimawandel und seine Folgen.“ Le Paven hat Kontakt zu einem französischen Recycling-Unternehmen aufgenommen. „In Sachen Wiederverwertung sind die Deutschen klar vor den Franzosen“, sagt der 23-Jährige, „die Firma extrahiert Cellulose Acetat und andere Stoffe aus den Stummeln und macht daraus Fotorahmen, Stifteboxen oder Bänke.“

Als Don Quichote, der mit Stummeln vergeblich gegen die Windmühlen der Zigarettenindustrie ankämpft, sieht sich der engagierte Student nicht: „Natürlich geht die Botschaft an die Unternehmen, dafür zur sorgen, dass ihre Abfälle auch wieder eingesammelt werden. Auch die Politik sollte was tun. Aber meine Botschaft geht vor allem an die Menschen, denn ich glaube an die Kooperation und den Zusammenhalt der Menschheit.“

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