Ausstellung in der Stadtgalerie Der Tod kommt in Bildern

Homburg/Saarbrücken · Die Saarbrücker Stadtgalerie widmet sich in einer Ausstellung dem schwierigen Thema Sterben. Die Vernissage ist heute.

 Andrea Jahn, Leiterin der Saarbrücker Stadtgalerie, zeigt ab Freitag die Ausstellung „Das letzte Bild – Ansichten vom Tod in der Zeitgenössischen Kunst“. 

Andrea Jahn, Leiterin der Saarbrücker Stadtgalerie, zeigt ab Freitag die Ausstellung „Das letzte Bild – Ansichten vom Tod in der Zeitgenössischen Kunst“. 

Foto: Iris Maria Maurer

Der Tod ist kein leichtes Thema, auch nicht für eine Kunstausstellung. Trotzdem widmet sich die Stadtgalerie Saarbrücken bis Ende April diesem schwierigen Motiv. „Das Thema treibt mich schon eine ganze Weile um. Ich bin vor Jahren auf Bilder gestoßen, die mich sehr beschäftigt haben“, erklärt Andrea Jahn, Leiterin der Stadtgalerie, zur Ausstellung „Das letzte Bild“, die am Freitag, 9. Februar, eröffnet wird.

Auslöser war das Buch „purpur braun grau weiss schwarz_leben im sterben“ von Daniel Schumann. Einige seiner Fotografien werden in der Ausstellung gezeigt. Er begleitete Sterbende in einem Hospiz, zeigt sehr behutsam das Leben und den Tod der Patienten. Die Auseinandersetzung mit dem Tod in der zeitgenössischen Kunst ist eben anders als in den Medien, wo der Tod meistens als Unfall oder Verbrechen vorkommt. „Die Künstler zeigen auch die Banalität des Todes, bieten auf ganz verschiedenen Wegen eine Annäherung, auch wenn sie wehtut“, erläutert Andrea Jahn. Die promovierte Kunsthistorikerin hat zu dem Thema lange recherchiert und viel gelesen, bevor sie eine Auswahl der Kunstwerke getroffen hat.

Zu sehen sind Installationen, Videos, Zeichnungen und insbesondere Fotografien. Das hat seinen Grund. In der mitteleuropäischen Kunstgeschichte wird der Tod seit Jahrhunderten dargestellt, auch die Totenfotografie existiert seit fast 150 Jahren. „Diese Fotografien sind entstanden, seitdem Portraitfotografie möglich war. Aber die Verstorbenen wurden dafür hergerichtet, sie wurden inszeniert, das war dann das letzte Bild der Toten.“ Das Foto als Beweis der Existenz.

Um zu zeigen, wie unterschiedlich heute in der Kunst mit dem Thema Tod umgegangen wird, hat Andrea Jahn auch Kunstwerke aus anderen Kulturkreisen ausgesucht. So finden sich Werke von Künstlern aus Thailand, Mexiko und Japan in der Ausstellung. Gerade die Kunstwerke aus Japan sind berührend, denn in der japanischen Kultur gibt es keine Trennung von Leben und Tod.

Unter den Künstlern ist auch Mathias Aant’ Heck, Absolvent der Hochschule der Bildenden Künste Saar, der für seine zarten, diskreten, großformatigen Zeichnungen von Leichen gerade erst den „Förderpreis Dr. Dieter & Ulrike Scheid für Bildende Kunst 2017“ gewonnen hat. „Ich freue mich sehr, dass ich auch einen Künstler aus Saarbrücken in die Ausstellung miteinbeziehen konnte“, sagt Andrea Jahn. Seine Zeichnungen ergänzen die Ausstellung – auch um eine weitere Technik.

Die Vorbereitung der Ausstellung hat recht viel Zeit genommen, denn die Vielzahl an Kunstwerken war groß. „Zurzeit hat das Thema etwas Konjunktur“, erzählt Andrea Jahn lächelnd. Häufig hätte sie Arbeiten gefunden, die den Tod karikieren, sich über ihn lustig machen. „Aber das ist eine weitere Verdrängung“, sagt sie. Die elf Künstler, für die sie sich entschieden hat, haben alle etwas gemeinsam. „Sie versuchen, neue Wege zu finden für einen ernsthaften und positiven Umgang mit dem Tod.“ Die Vorbereitung für die Ausstellung zeigte Andrea Jahn aber auch, dass viele Menschen sich mit dem Thema schwer tun, obwohl es doch jeden von uns betrifft. Daher ist für sie die Unterstützung, die sie von anderer Seite erhalten hat, so wertvoll. „Wir haben für das Rahmenprogramm verschiedene Institutionen angefragt, wie die Saarbrücker Hospize, das Dekanat Saarbrücken, Sozialarbeiter in Jugendeinrichtungen, aber auch das Saarländische Staatstheater. Und wir bekamen sehr viel Ermutigung, Unterstützung und viele Tipps“, erzählt die Kunsthistorikerin. Daher wagt sich die Stadtgalerie mit dem Thema auch aus dem Haus heraus. Neben jeder Menge Vorträge und Führungen werden Filmabende angeboten, ein Theaterprojekt durchgeführt, andere Kunstaktionen organisiert.

 Das Werk „The Morgue – Infectious Pneumoniades“ des Fotokünstlers Andres Serrano wird in der Stadtgalerie zu sehen sein.

Das Werk „The Morgue – Infectious Pneumoniades“ des Fotokünstlers Andres Serrano wird in der Stadtgalerie zu sehen sein.

Foto: Andres Serrano

„Da hat sich eine tolle Energie entwickelt, die zeigt, dass das Thema dann doch sehr viele umtreibt“, sagt Jahn. Aber erstmal steht morgen Abend die Eröffnung der Ausstellung an. Und dazu werden neun der elf ausstellenden Künstler erwartet. Auch ihnen scheint dieses Thema am Herzen zu liegen.

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