Porträt Saarbrücker Gastgeber für Weltklasse-Kunst

Saarbrücken · Gernot Neuheisel hat nun auch seine „Galerie am Staden“ geschlossen und lädt zu einer Jubiläumsschau in die Johannisstraße.

 Gernot Neuheisel in seiner „Galerie am Staden“ in Saarbrücken.

Gernot Neuheisel in seiner „Galerie am Staden“ in Saarbrücken.

Foto: Iris Maria Maurer

Die Räume sind dieselben, aber sie haben sich verändert. Dort, wo noch Anfang März die „Galerie am Staden“ zur Vernissage viele Dutzende Gäste anlockte, stehen heute geschmackvolle Stilmöbel. Aber immer noch hängen Gemälde, Drucke und Lithographien an den Wänden, darunter sogar ein Werk von Joan Miró.

Gernot Neuheisel hat seine „Galerie am Staden“ nach dem Lockdown nicht mehr geöffnet. „Schweren Herzens habe ich mich dazu durchgerungen. Denn die Ausstellungen hätten sich so weit verschoben, das ging nicht mehr“, sagt er. Stattdessen wohnt er nun in den Räumen seiner Galerie. Damit endet ein Stück Saarbrücker Kunstgeschichte. Denn Neuheisel hat seit 1982 in seinen Galerien Kunst präsentiert, sowohl die ganz großen Namen der Kunstgeschichte, bis hin zu bekannten Saarbrücker Künstlern, die er förderte.

Neuheisel wurde in Homburg geboren und ist ausgebildeter Lithograph. Den Kontakt zur Kunst hatte er so schon in jungen Jahren. Er begann 1978 als Assistent in einer Homburger Galerie. Für sie besuchte er regelmäßig die Art Basel, lernte und sammelte Erfahrungen. Dann eröffnete er im Jahr 1982 seine „Galerie Neuheisel“ in der Johannisstraße. Bis 2012 veranstaltete er dort rund 200 Ausstellungen, bis er die Galerie verkaufte. Da ihm Kunst, Künstler und die Kontakte fehlten, eröffnete er drei Jahre später nochmal eine Galerie, diesmal die „Galerie am Staden“. „Es hat einfach niemand mit mir ausgehalten“, sagt er, lacht – und ergänzt: „Denn mein Beruf ist mein Hobby und mein Hobby ist mein Beruf.“

Seine Ausstellungseröffnungen waren gefragte Saarbrücker Kultur-Events, wo man nicht nur regionale und renommierte Kunstwerke und Künstler kennenlernen konnte, sondern es waren auch gesellschaftliche Ereignisse. „Ich habe immer versucht, dass meine Ausstellungen keine reinen Verkaufsschauen waren. Es gab ein Konzept, eine längere Vorbereitung, und dazu bekamen die Besucher fundierte Informationen“, erklärt der ehemalige Galerist: „Außerdem wollte ich den Eröffnungen Gewicht geben. Daher hatte ich einen Schirmherrn gesucht, der die Veranstaltung, die Kunst und die Künstler honorierte.“

Dabei war Gernot Neuheisel in der Auswahl der Kunstschaffenden großzügig. „Mein Konzept war, internationale, nationale, regionale und unbekannte Künstler zu zeigen, denen ich eine Chance geben wollte“, sagt er. Für den einen oder anderen klang das nach Beliebigkeit, für Neuheisel war es ein Mosaik, das sich zusammensetzt, und der Schlüssel zum Erfolg. Denn so konnte er viel mehr Künstler zeigen, das Spektrum war groß.

Dazu begleitete er seine Künstler, war mit vielen von ihnen eng befreundet. „Hans Dahlem und ich hatten am selben Tag Geburtstag, das hat uns verbunden“, sagt er. Und über Otto Lackenmacher kann er zahlreiche Anekdoten berichten, darunter, dass er am Abend vor seinem Tod noch lange bei ihm war. Aber neben den regionalen Künstlern konnte Gernot Neuheisel auch immer wieder ganz erstaunlich hochwertige Ausstellungen der Künstler der Klassischen Moderne präsentieren.

Wann konnte man in Saarbrücken sonst Kunstwerken von Picasso, Braque, Chagall oder Kandinsky so nahe kommen? „In der Chagall-Ausstellung war ein Werk, das damals 1,2 Millionen D-Mark gekostet hätte. Es war mir eine große Ehre, dass ich dieses Gemälde überhaupt zeigen durfte“, erklärt Neuheisel. Das lag daran, dass er bei renommierten Kunsthändlern, Galerien und verschiedenen Foundations großes Vertrauen genoss.

So konnte er diese Ausstellungen organisieren. Waren sie kommerziell erfolgreich? „Das zeigte immer erst der letzte Tag, wenn die verkauften Bilder auch tatsächlich bezahlt und abgeholt wurden“, sagt er lachend. Nun ist mit all dem Schluss – und Gernot Neuheisel hat jetzt Zeit, sich um seine Familie, Ziehsohn Momo mit Frau und drei Enkelkindern, zu kümmern, sich als überzeugter Christ weiterhin sozial zu engagieren.

Außerdem will er häufiger in seine zweite Heimat Spanien verreisen. Aber so ganz kann er es doch nicht lassen. Denn dann verrät er noch, dass er im Oktober für ein paar Tage seine alte Galerie im Nauwieser Viertel angemietet hat, um noch einmal Werke der von ihm entdeckten Saarbrücker Künstlerin Julia Keller anlässlich eines Jubiläums zu zeigen. „Am liebsten wäre es mir, ich würde in einer Ausstellung tot umfallen. Aber erst in 20 Jahren“, sagt er lachend.

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