Kammermuisiker Stephan Böhnlein Der Mann mit der Pauke schreibt auch Gedichte

Saarbrücken · Stephan Böhnlein von der Deutschen Radiophilharmonie freut sich über den Ehrentitel Kammermusiker. Auch in der Freizeit macht er Kultur.

 Stephan Böhnlein spielt die Pauke bei der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern.

Stephan Böhnlein spielt die Pauke bei der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern.

Foto: Iris Maria Maurer

Fünf prägende Musikerinnen und Musiker der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, kurz DRP, wurden vom saarländischen Kultusminister Ulrich Commerçon zu Kammermusikern ernannt (wir berichteten). Einer von ihnen ist der Solo-Pauker Stephan Valentin Böhnlein. Er freute sich sehr über die seltene Ehre. „Zuerst war ich erstaunt, als ich davon gehört habe. Denn Mitglieder von nicht staatlichen Orchestern werden nicht häufig ernannt. Daher ist es ein Zeichen der Anerkennung für unser Orchester und macht auf dessen Arbeit aufmerksam“, erklärt er beim Gespräch mit der SZ.

Für ihn selbst sei es aber auch eine Überraschung gewesen. „Ja, ich dachte mir: Was? Du bist jetzt schon so lange dabei?“, sagt er und lacht. Und tatsächlich ist Stephan Böhnlein schon seit 28 Jahren Mitglied der DRP in Festanstellung, spielt seither die Solo-Pauke. „Damals hieß das Orchester noch Rundfunk Sinfonie Orchester Saarbrücken“, erläutert der Musiker.

Dann beginnt Stephan Böhnlein zu erzählen, berichtet von seiner Kindheit und Jugendzeit in Schwäbisch Gmünd, wo er in einer musikalischen Familie aufgewachsen ist. „Mein Vater und mein Opa spielten in Spielmannszügen die Trommel, und zwei meiner Cousins hatten ein Schlagzeug.“ Da er schon als Kind auf Putzeimern und Holzkisten trommelte, bekam er im Alter von neun Jahren sein erstes Schlagzeug. „Es war das Schlagzeug meines Cousins“, fügt er hinzu.

Es waren die 1970er-Jahre, die Musik war laut und prägend. Und Stephan Böhnlein spielte die Musik seiner älteren Geschwister im Keller nach. „Da habe ich schon ein Verständnis für Musik-Arrangements bekommen. Das hat mir später viel geholfen“.

Ab 1979 erhielt er Unterricht in einer Musikschule, und während seiner Schulzeit spielte er in einer Rock- und einer Jazzband, in einer Tanzkapelle und in einer Bigband. Stephan Böhnlein schaffte es sogar, dass er im Musikleistungskurs Schlagzeug spielen konnte. „Das ging damals aber nur mit besonderer Genehmigung der Schulbehörde.“

Nach dem Abitur und dem Zivildienst war für ihn klar, dass er Orchestermusik studieren wollte. Er bewarb sich in Berlin, damals noch an der Hochschule der Künste Westberlin, und wurde sofort angenommen. Seine Eltern unterstützen den jungen Mann, der 1988 zum Studieren nach Berlin zog. „Das war eine tolle Zeit. Wir haben ja vor Ort den Mauerfall erlebt“, erzählt der Schlagzeuger.

Sein Studium nahm er bei Prof. Dieter Smesny auf. Und der gab seinen Studierenden einen Ratschlag, den sich Stephan Böhnlein sehr zu Herzen nahm. „Wir sollten möglichst früh in einem Orchester spielen. Und wir sollten spielen, spielen, spielen. Dann würde man am meisten lernen“, erzählt er. Und fügt hinzu: „Und er hatte recht“.

Denn bereits zwei Jahre nach Studienbeginn, im fünften Semester, spielte Stephan Böhnlein in Saarbrücken vor und wurde für die Solo-Pauke auf Anhieb ins Orchester aufgenommen. „Seither lebe ich in Saarbrücken ohne Unterbrechung“, sagt er lachend.

Der Umzug aus der großen Stadt Berlin in die saarländische Landeshauptstadt sei anfangs eine Umgewöhnung gewesen. „Aber es hat mir hier schnell gut gefallen. Ich lebe gerne hier.“ Seither konzentriert sich der Musiker und Vater zweier erwachsener Söhne ganz auf seine Solo-Pauke in der vierköpfigen Schlagzeugtruppe des Orchesters. Von Zeit zu Zeit springt er auch bei anderen Orchestern ein, übernimmt krankheitsbedingt Konzerte oder arbeitet mit kleineren Orchestern oder Musikgruppen zusammen.

Aber seine freie Zeit verbringt der Schlagzeuger meistens ganz anders, dann schreibt Stephan Böhnlein Gedichte, hat schon zwei Gedichtbände herausgebracht. Und er fotografiert viel und gern. Seine Fotografien wurden auch schon in Ausstellungen gezeigt. Und auch damit hat der Musiker Stephan Böhnlein das Saarbrücker Kulturleben bereichert.
www.drp-orchester.de

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