Kulturort Hier ist eine Bühne für jeden, der etwas kann

Saarbrücken · Ein Raum, der allen gehört, auch geflüchtete Künstler ansprechen will: Der neue „Arrival Room“ ist ein ungewöhnlicher sozio-kultureller Treffpunkt.

 Eugen Georg kann stolz sein. Seine Idee eines Kulturraumes, der allen offen steht, ist Wirklichkeit geworden. Das Projekt „Arrival Room“ wurde sogar beim deutschen Integrationspreis mit Preisgeld bedacht. Hier steht Eugen Georg inmitten der ersten Ausstellung des noch völlig unbekannten Künstlers Ernst van Hagen, die zur Eröffnung des „Arrival Rooms“ zu sehen war.

Eugen Georg kann stolz sein. Seine Idee eines Kulturraumes, der allen offen steht, ist Wirklichkeit geworden. Das Projekt „Arrival Room“ wurde sogar beim deutschen Integrationspreis mit Preisgeld bedacht. Hier steht Eugen Georg inmitten der ersten Ausstellung des noch völlig unbekannten Künstlers Ernst van Hagen, die zur Eröffnung des „Arrival Rooms“ zu sehen war.

Foto: Oliver Dietze

Als die Saarbrücker Zeitung zum letzten Mal über Eugen Georg berichtete, erzählte er noch, wie er das nötige Geld für die Eröffnung seines „Arrival Rooms“ zusammentreiben will. Das war im Mai letzten Jahres. Heute, gut ein dreiviertel Jahr später, ist seine Vision Realität geworden.

Der „Arrival Room“ ist in „Saarbrücken angekommen“, grinst Georg. Stolz führt er über den Hinterhof der Großherzog-Friedrich-Straße 95, von dort gelangt man über eine steile Treppe in einen etwa 30, vielleicht 40 Quadratmeter großen Raum. An den Wänden: abstrakte Malereien und Gedichtverse. Mitten im Raum: Skulpturen.

Bei unserem Besuch beherbergt dieser kleine, aber feine Raum gerade eine Ausstellung. Allerdings nicht eines namhaften, etablierten Künstlers, die Werke stammen vom Niederländer Ernst van Hagen. Es ist seine erste Ausstellung. Und solchen Neulingen, Anfängern, ja eigentlich jedem, eine Bühne für das, was er gerne zeigen möchte, zu geben, ist das Grundprinzip des „Arrival Rooms“.

Es ist ganz einfach: Der Raum ist eine Art Freifläche, auf der Bürger und vor allem Laien kostenfrei Konzepte realisieren können. Ausstellung, Workshop, Konzert, Nutzung über längere Zeit, aber auch tageweise – ganz egal, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Es ist ein „Angebot an die Stadtbevölkerung“, erklärt Eugen Georg. „Jeder kann sich diesen Raum ansehen und überlegen, was er machen will“, sagt er weiter. Einzige Bedingungen: Es muss menschlich passen. Und natürlich mit dem Grundgesetz einhergehen.

Prinzipiell richtet sich das Konzept an jeden, ein Schwerpunkt setze man aber auf die Zusammenarbeit mit Migranten. Schließlich gibt es viele, die in ihren Heimatländern bereits als Künstler etabliert waren, vielleicht sogar von ihrer Kunst leben konnten. In ihrem neuen Leben in Deutschland hingegen kommt ihr künstlerisches Schaffen dann oft zu kurz.

Trotz dieses einfachen, niedrigschwelligen Konzeptes, blickt Georg oft in ratlose Gesichter, wenn er das Prinzip des „Arrival Rooms“ erklärt, erzählt Georg. Fast so, als würden die Menschen schon immer nach dem Haken an der Sache suchen.

Der „Arrival Room“ ist als sozio-kultureller Treffpunkt gedacht, nicht als Proberaum oder Atelier, die Nachbarschaft soll die Projekte immer einsehen, teilhaben können. Deswegen will man feste Öffnungszeiten anbieten. „Du bekommst dem Raum, wir die Präsentation“, sagt Eugen Georg, „das ist der Deal“.

Doch der Weg zu diesem einfachen Konzept war oft das genaue Gegenteil. „Lange war nicht klar, ob wir es überhaupt machen“, gibt Georg zu. Die Kosten seien durch die Decke gegangen, der Aufwand riesengroß, schließlich sind Georg und sein Team alles Ehrenamtler, arbeiten noch in ihren normalen Berufen.

Den Weg ebneten eine Crowdfunding-Kampagne und eine Platzierung beim deutschen Integrationspreis mit Preisgeld. Darauf ist Georg besonders stolz, „Arrival Room“ sei „das einzige Projekt in den Top 20 gewesen, dass es nur als Idee, auf dem Papier gab“. Alle anderen hatten bereits Erfahrung.

Die fehlt Eugen Georg und seinem Team, alles ist Neuland, „für uns war das in etwa so: Ja gut dann gründen wir jetzt mal ein Start Up“, lacht er. Daher freuen sie sich darüber, vom Verein „Start Social“ mit einem Coaching-Stipendium gefördert zu werden, wo sie wichtige Basics wie die richtige Kommunikation lernen. „Auch wir entdecken gerade sehr viel, lernen Neues kennen“, sagt Georg.

Dabei will sich das Team um Eugen Georg es nicht allzu gemütlich machen in seinem Raum, auch neue Sphären erschließen. Im Mai ist beispielsweise eine Ausstellung mit Nouh Hammadi geplant, die sie in der Galerie der Hochschule der bildenden Künste unterbringen konnten. Für das Gelingen und Fortbestehen des Projektes „Arrival Room“ ist allerdings die Partizipation der Bürger gefragt. Auch wenn eine Art Mitgliedschaft beziehungsweise Abonnement geplant ist, ist das Projekt weiter auf Spenden und Fördermittel angewiesen. Aber auch auf Menschen mit kreativen Ideen, die den „Arrival Room“ zum Leben erwecken.

Wer sich finanziell beteiligen oder ein Projekt im „Arrival Room“ realisieren will, wendet sich per E-Mail an arrivalroom@gmail.com.

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