Bio-Grillkohle aus Saarbrücken „Den Regenwald nicht auf den Grill“

Homburg/Saarbrücken · Weltweit gibt es nur eine Grillkohle mit Bio-Zertifikat. Und deren Holz stammt zu hundert Prozent aus dem Saarland.

 Jakob Hemmers, Aaron Armah und Rolf Wagner (v. l.) wollen  Grillkohle ökologisch herzustellen.

Jakob Hemmers, Aaron Armah und Rolf Wagner (v. l.) wollen  Grillkohle ökologisch herzustellen.

Sobald die ersten Frühlings-Sonnenstrahlen flimmern, fällt für viele Saarländer  der Startschuss zur Grillsaison. Doch was viele nicht wissen: Damit hierzulande Leckereien über der glühenden Kohle brutzeln können, wird in anderen Teilen der Welt hektarweise der Regenwald abgeholzt. Denn ein großer Teil der Grillkohle stammt aus Afrika und Südamerika und wird dort aus illegal gefälltem Regenwaldholz gewonnen. Laut einer Untersuchung der Umweltorganisation WWF haben Verbraucher bei den meisten Kohle-Produkten kaum eine Möglichkeit, zu erkennen, woher das Holz tatsächlich kommt. Es gibt allerdings eine Ausnahme. Ein junges deutsches Unternehmen bietet die weltweit erste bio-zertifizierte Grillkohle an und garantiert, dass das verwendete Holz aus Deutschland kommt – und zwar zu hundert Prozent aus dem Saarbrücker Stadtwald. Somit ist die Saarbrücker Grill-Kohle die einzige weltweit, die eine Naturland-Zertifizierung hat.

„Der Regenwald gehört nicht auf den Grill“, sagt Jakob Hemmers, der mit Aaron Armah und Rolf Wagner die Firma Nero gründete. Sie ist im baden-württembergischen Kirschheck ansässig. Doch wie kommt man überhaupt auf die Idee, ökologisch korrekte Grillkohle herzustellen? Und wieso bezieht ein Unternehmen aus Baden-Württemberg sein Holz ausschließlich aus der saarländischen Landeshauptstadt? „Wir waren im Jahr 2011 zu dritt in Ghana. Dort wurden wir auf das Problem aufmerksam“, erzählt Hemmers. Die drei jungen Männer sahen, dass dort, wo früher Mahagoni- und andere tropische Bäume standen, nur noch leere, gerodete Flächen waren. Ein großer Teil des Holzes sei für die Herstellung von Kohle benutzt worden, so Hemmers.

Zunächst suchten Hemmers, Armah und Wagner ein möglichst umweltbewusst arbeitendes Werk, das Holz zu Grillkohle verarbeitet. Sie wurden in Frankreich fündig. „Das Werk produziert Ökostrom aus der Restwärme, die bei dem Herstellungsprozess von Kohle entsteht“, sagt Hemmers. Danach haben die drei Unternehmer einen Wald gesucht, der eine Zertifizierung von Naturland hat. „Davon gibt es in Deutschland nur zwölf“, so Hemmers. Der Saarbrücker Stadtwald ist einer von ihnen. Wegen der kurzen Transportwege nach Frankreich entschied Nero sich für das Holz aus der Landeshauptstadt. Naturland-Wälder unterliegen strengen Regularien. Es darf in ihnen keinen Kahlschlag geben, Pestizide sind verboten und es dürfen keine standortfremden Bäume angepflanzt werden. Die Nero-Grillkohle gibt es derzeit in 700 Läden in Deutschland, Österreich und Luxemburg.

„Die meisten sind bereit, einen oder zwei Euro mehr zu zahlen, wenn wir mit ihnen über das Problem sprechen. Aber die wenigsten wissen davon. Uns geht es auch darum, darauf aufmerksam zu machen“, erklärt Jakob Hemmers.

Laut WWF ist Deutschland mit einem jährlichen Verbrauch von 250 000 Tonnen Holzkohle Spitzenreiter in der Europäischen Union. Die Holzmenge, die dafür gebraucht wird, ist allerdings noch deutlich höher. „Je nach Anlage braucht man das Fünf- bis Zehnfache an Holz, um die Kohle zu produzieren“, sagt Zahnen.

Im besten Fall werden für den deutschen Grillkohle-Bedarf also pro Jahr 1,25 Millionen Tonnen Wald abgeholzt. „Dafür müsste kein Regenwald abgeholzt werden“, sagt Hemmers. Die Menge könne man mit Holz aus Deutschland problemlos gewährleisten, ohne dass der deutsche Wald einen Schaden davontragen würde. Wie dramatisch es um Teile des Tropenwaldes steht, zeigt das Beispiel Nigeria, einer der Hauptexporteure von Grillkohle nach Deutschland. Der Waldbestand vor Ort leidet immens. Laut WWF hat das Land von 1990 bis 2011 über acht Millionen Hektar Wald verloren – etwa die Hälfte des gesamten Bestandes.

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