Datenschutz für Höfliche Datenschutz für Faule

Manchmal können neue EU-Verordnungen richtig praktisch sein.

 Datenschutz für Höfliche: Datenschutz für Faule
Foto: SZ/Robby Lorenz

Gehören Sie auch zu den Menschen, die immer brav ein Häkchen setzen, wenn sie im Internet gefragt werden: „Wollen Sie gerne in Zukunft Neuigkeiten von uns bekommen?“ In meinen ersten Jahren im Internet war ich da noch recht sorglos und habe meine Zustimmung großzügig verteilt. Seither bekomme ich Newsletter in Massen. Mode-Firmen weisen mich darauf hin, dass ich jetzt unbedingt neue Hosen/Röcke/Schuhe kaufen sollte. Umweltschutzorganisationen retten mit meiner Hilfe die Welt, und politische Parteien erklären mir, warum das mit der Weltrettung so schnell dann leider doch nicht geht. Ich bekomme Infos von Bands, die das Saarland noch nie betreten haben, und Ernährungstipps, die ich sowieso ignoriere.

Die allermeisten dieser Newsletter lese ich gar nicht, sondern lösche sofort. Natürlich könnte ich sie einfach abbestellen. Aber irgendwie ist man einerseits zu faul, andererseits lauert da immer der Gedanke: Vielleicht verpasse ich ja doch was. Dazu kommt auch noch, dass ich niemandem weh tun will. Es könnte ja sein, dass da irgendwo in einer Modefirma oder einer Umweltorganisation jemand sitzt, der sich zurückgewiesen fühlt, wenn ich schreibe, dass ich nichts mehr von ihm oder ihr wissen will. Also lösche ich lieber. Das kriegen die ja nicht mit.

Aber jetzt gibt es Hilfe: Die Europäische Union hat ja die Datenschutzverordnung verschärft. Jetzt müssen mich alle Leute, bei denen ich Newsletter abonniert habe, fragen, ob sie meine Daten auch weiterhin nutzen dürfen. Das ist meine Chance. Ich ignoriere das einfach, dann dürfen sie mir keine Mails mehr schicken, wissen aber nicht, dass ich das mit Absicht gemacht habe. Toll, nicht wahr? Mein Postfach wird von Tag zu Tag leerer.

Leider sind ein paar Organisationen ganz schön schlau. Die schicken nämlich Mails, in denen steht, ich soll ausdrücklich anklicken, dass ich den Newsletter nicht mehr will. Wenn ich nicht reagiere, willige ich ein, dass alles bleibt, wie es war. Die kennen wohl noch mehr Leute wie mich. Andererseits: Wenn ich gar keine Mails mehr bekäme, wäre es auch schade. Und wenn ich am Ende nicht mitbekäme, dass die Welt gerettet ist, wäre das erst recht blöd.

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