Kunst im öffentlichen Raum Zu Paul Schneider auf den Rodenhof spazieren
Saarbrücken · Es gibt Kunstwerke, um die zu sehen, muss man nicht ins Museum. Man kann einfach spazieren gehen. Zum Beispiel zu Paul Schneiders Werk auf dem Rodenhof.
Eine wahre Schatztruhe für Auftragskunstwerke sind öffentliche Bauten, wie auch die Saarbrücker Schulen. Mit Ausnahme von Außengestaltungen sind diese Kunstwerke jedoch nicht öffentlich zugänglich. Das trifft auch auf die Freiwillige Ganztagsgrundschule Rodenhof, in der Ziegelstraße 35, zu.
Bei dieser Schule handelt es sich laut Bastian Müller in dem Buch „Architektur der Nachkriegszeit im Saarland“ um den ersten Schulneubau im Saarland nach dem Zweiten Weltkrieg. Er entstand in den Jahren 1948/49 unter dem damaligen Stadtbaudirektor Peter Paul Seeberger als lang gestrecktes Gebäude mit Satteldach. Von 1952 bis 1971 wurde die Schule erweitert, auch hier war Peter Paul Seeberger verantwortlich.
Der Schul- und Verwaltungstrakt, ein Zweiflügelbau mit L-förmigen Grundriss und flachen Satteldächern, wurde Mitte der 1950er Jahre errichtet und mit mehreren Kunstwerken bekannter saarländischer Künstler geschmückt. Für das Treppenhaus schuf der Künstler Helmut Collman Buntglasfenster, ein Ziergitter wurde von Wolfram Huschens gestaltet, der östliche Putzgiebel zur Ottweilerstraße hin trägt jedoch ein Sgraffito von Paul Schneider.
Von wohl keinem anderen Künstler sind so viele Kunstwerke im öffentlichen Raum in und um Saarbrücken zu finden, wie von Paul Schneider. Der renommierte saarländische Bildhauer, der im April dieses Jahres im Alter von 93 Jahren verstorben ist, hat in den 1950er Jahren auch Kunstwerke in den Innenräumen anderer Schulen, wie der Grundschule Hohe Wacht, der Ostschule, der Mügelsbergschule, oder der Grundschule Rastpfuhl hinterlassen. Bemerkenswert ist, dass all diese Darstellungen stark vereinfacht Tiere abbilden.
Das Sgraffito an der Grundschule Rodenhof, eine Dekorationstechnik, die durch verschiedene, übereinander gelagerte Putzschichten erreicht wird, stammt ebenfalls aus der Mitte der 1950er Jahre. Zu dieser Zeit drückte sich Paul Schneider stark vereinfacht, aber doch oft figürlich aus, während seine späteren Kunstwerke von einem behutsamen Umgang mit dem Stein geprägt waren, den er nur noch sehr wenig bearbeitete.
In dem Rodenhofer Sgrafitto, das 1993 in sehr hellen Grautönen renoviert wurde, hat er einen Hahn und zwei Hennen stark verfremdet und nur auf ihre Kontur reduziert dargestellt. Die Tiere sind übereinander und leicht versetzt in den Putz eingearbeitet. Aufgrund der hellen Farben, der Perspektive, der Vereinfachung, sowie der Überschneidungen der Formen von Untergrund und Tierdarstellung, ist die Abbildung auf den ersten Blick fast nicht erkennbar. Aber gerade das macht diese Wandgestaltung so reizvoll.