Kostenlose Kultur am Saar-Ufer Das macht eine Eintagsfliege beim Encore-Festival

Talomini heißt ein Frauen-Trio, das Kindern und ihren Eltern mit seinen Produktionen einen leichten Zugang zu Musik bieten möchte. Weil die Musikerinnen alles selbst machen, heißt es auch, sie machen was sie wollen. Aber was?

 Gute-Laune-Musikerinnen: Johanna Knauf, Miriam Gehring und Katharina Gesell sind das Junge Musiktheater Talomini. Sie treten auch bei den Musikfestspielen Saar auf.

Gute-Laune-Musikerinnen: Johanna Knauf, Miriam Gehring und Katharina Gesell sind das Junge Musiktheater Talomini. Sie treten auch bei den Musikfestspielen Saar auf.

Foto: Kerstin Krämer/KERSTIN KRAEMER

Von wegen mini! „Talomini“ ist was ganz Ausgewachsenes. Außerdem wird der  Fantasiename auf der zweiten Silbe betont. Und die Produktionen des „Jungen Musiktheaters Talomini“ richten sich mitnichten nur an kleine Zuschauer: Auch Erwachsene sollen Freude daran haben und sich nicht nur als Begleiter der Kinder fühlen, betonen Johanna Knauf, Miriam Gehring und Katharina Gesell. Sie haben Talomini 2019 gegründet, um Kleinen wie Großen ein einzigartiges Konzerterlebnis mit Tanz und Schauspiel zu ermöglichen.

Elementare Musikpädagogik als Basis

Das Trio kommt aus dem Bereich der Elementaren Musikpädagogik (EMP), und im Unterschied zur musikalischen Früherziehung richtet sich die EMP ausdrücklich an alle Altersklassen, vom Knirps bis zur Seniorin. „Der Ansatz zielt darauf, ohne Vorkenntnisse miteinander musizieren zu können“, erläutert Violinistin Katharina Gesell. Das vermittelt die EMP über einen körperlichen, interdisziplinären und interaktiven Zugang, der Bewegung und Stimme integriert. „Es geht um Teilhabe“, erklärt Gehring, die als Sängerin auch zu Gitarre und Ukulele greift. Das ganzheitliche und niedrigschwellige Konzept spiegelt sich bereits in der Entstehung der Stücke, bei denen alle Drei permanent in Aktion sind. „Wir machen alles selbst“, erzählt Gesell - vom gemeinsamen Ausarbeiten einer Idee über Regie, Choreographie und szenische Umsetzung bis zur musikalischen Ausführung. Inklusive eigener Kompositionen und Arrangements, die unterschiedliche Musikrichtungen und Stilistiken aufgreifen, von Klassik bis Folk. Selbst die Kostüme schneidern und nähen die Drei selbst und zimmern sogar ihre Bühnenbilder eigenhändig zusammen. Und zwar möglichst minimalistisch, damit sie ohne großen Aufwand mobile Vorstellungen anbieten können.

Keine gebürtigen Saarländerinnen 

Und weil die drei Mädels eben nicht nur Pädagoginnen, sondern auch studierte Musikerinnen sind, hatten sie einfach große Lust, „selbst auf die Bühne zu gehen und all das einfließen zu lassen“, erzählt Johanna Knauf (Oboe, Englischhorn, Flöte) über die Motivation zur Gründung des Ensembles. „Weil wir alles selber machen, können wir auch machen, was wir wollen“, ergänzt Gesell. Und zwar in schönster Harmonie: Alle drei empfinden die gemeinsame Sache als „sehr bereichernd“ und schwärmen vom perfekten Teamwork, bei dem jede ihre Fähigkeiten und Leidenschaften individuell einbringen könne. Kennen gelernt haben sich die Drei bei ihrem Studium an der Hochschule für Musik Saar beziehungsweise am Mozarteum Salzburg. Gemeinsam ist ihnen außerdem, dass sie keine gebürtigen Saarländerinnen sind: Miriam Gehring, Jahrgang 1987, stammt aus der Oberpfalz und ist Sängerin und Gesangspädagogin. Sie ist unter anderem Dozentin an der Musikschule Saarbrücken und Leiterin der EMP an der Musikschule Sulzbach-Fischbachtal. Johanna Knauf, geboren 1992 und aufgewachsen in Nürnberg, arbeitet als Musiktheater- und Konzertvermittlerin am Saarländischen Staatstheater. Als Oboistin der experimentellen Ensembles In.Zeit und Cunelis widmet sie sich der Improvisation sowie der Entwicklung unkonventioneller Konzertformate.

Die Violinistin Katharina Gesell schließlich, Jahrgang 1991, wurde in Pforzheim groß. Sie unterrichtet Musik an der Montessori Gemeinschaftsschule Saar und EMP an der Musikschule Püttlingen; daneben ist sie unter anderem Gastreferentin an der Bundesakademie Trossingen. Mit der Verbindung von Instrumentalspiel, Stimme und Bewegung wollen die Drei Musik als ganzheitliches, integratives Ausdrucksmedium erfahrbar machen – auf hohem künstlerischem Niveau und mit ästhetischem Impetus. Konzeptuell möchten sie sich hinsichtlich weiterer Stücke noch nicht festlegen; bislang existieren zwei Produktionen, die sich jeweils an Kinder von drei bis acht Jahren und Erwachsene richten.

Die kleinen Dinge schätzen

Das erste Stück „Ein einziger Tag” ist nun beim „Encore!-Festival am Ufer“ zu sehen: Es schildert das kurze Leben einer Eintagsfliege und will dazu anregen, die kleinen Dinge und Momente im Leben wahrzunehmen und wert zu schätzen. Im Rahmen der Musikfestspiele Saar feiert dann am 19. September die neue Produktion "Naumbalo - träum’ mal richtig hin …" Premiere (dabei wird Johanna Knauf von der Pianistin Güneş Oba vertreten). Hier geht ein kleiner Kobold auf eine aufregende Reise und lernt, mit seinen Ängsten umzugehen und sich auf Unbekanntes einzulassen. Zunächst jedoch wagt Talomini das Abenteuer, erstmals auf einer schwimmenden Bühne aufzutreten.


 Samstag, 4. September, 16 Uhr, Encore/Theaterschiff Maria-Helena. Eintritt frei!
www.encore.saarland, www.talomini.de

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