Ex-Shisha-Schiff: Amt macht Vollstreckungs-Drohung wahr Heute soll das Schwimmschiff aus der Saar geholt werden

Saarbrücken · Das Ehepaar, dem das gesunkene Shishaschiff an der Berliner Promenade gehört, hatte immer wieder um Geduld gebeten. Man warte auf Geld von der Versicherung, das man für die Bergung brauche. Nun hat das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtsamt die Geduld aber offenbar verloren.

 Seit 14. Februar liegt das Schwimmschiff, das einst „Vaterland“ hieß und auf dem zuletzt eine Shishabar betrieben wurde, mit Schlagseite in der Saar.

Seit 14. Februar liegt das Schwimmschiff, das einst „Vaterland“ hieß und auf dem zuletzt eine Shishabar betrieben wurde, mit Schlagseite in der Saar.

Foto: BeckerBredel

Mit der Zeit werden die Vorschläge schräger. Und Zeit ist viel vergangenen, seit an der Berliner Promenade ein Stück Saarbrücker Stadtgeschichte abgesoffen ist. Man könnte doch aus dem Schwimmschiff ein Symbol für Saarbrücken selbst machen, hat neulich jemand bei einem Kaffee auf der Berliner Promenade gewitzelt. Es also einfach so am Willi-Graf-Ufer liegen lassen, wie es das dort seit fast fünf Monaten tut: mit Schlagseite in der Saar. Das historische Schwimmschiff, das am 14. Februar mit Wasser vollgelaufen und teilweise gesunken ist, als „Mahnmal für alles, was in Saarbrücken schief geht“? Dazu wird es nicht kommen.

Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) wird an diesem Montag versuchen, das Wrack aus der Saar zu holen. Das hat Stadtpressesprecher Thomas Blug auf Anfrage bestätigt. Die Bundesbehörde habe die Stadtverwaltung über die bevorstehende Bergung informiert, sagt Blug.

Nach SZ-Informationen wird das WSA das zunächst nicht mit einem riesigen Kran, sondern mit großen Luftpolstern versuchen, die dem Schiff wieder Auftrieb gebe sollen. Das würde auch erklären, warum die von der Stadtverwaltung ursprünglich vorgesehenen Vorbereitungen für die Bergung nicht notwendig sind.

Schwimmschiff, Restaurant, Shisha-Bar: Die wechselhafte Geschichte der „Vaterland“
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Foto: BeckerBredel

Für diese vorbereitenden Arbeiten wäre nämlich die Stadtverwaltung zuständig. Sie ist bisher davon ausgegangen, dass die Vorbereitungen für eine Bergung an Land, also am Willi-Graf-Ufer selbst, „einen enormen Aufwand bedeuten“, wie der Stadtpressesprecher im Mai erklärt hat. Um die Kräne aufstellen zu können, müssten Laternen und Bänke an der Uferpromenade abgeschraubt und die Schrankenanlage an der Kongresshalle abgebaut werden. Diese Arbeiten bezifferte die Stadtverwaltung mit rund 15 000 Euro. Für die gesamte Bergung wurden Summen zwischen 150 000 und 200 000 Euro genannt.

Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt scheint nun jedenfalls seine Drohung wahrzumachen und nicht darauf zu warten, bis die Eigentümerin des historischen Schiffs, auf dem zuletzt eine Shishabar betrieben wurde, selbst aktiv wird. Der Ehemann der Eignerin, Lothar Steinacker, hatte immer wieder um Geduld gebeten. Seine Frau selbst habe zwar keine Versicherung für das Schiff abgeschlossen, sagte er. Aber es sei mit dem Pächter, also dem Betreiber der Shishabar, vertraglich vereinbart gewesen, dass er eine Versicherung abschließe.

Lothar Steinacker sieht sich und seine Frau als Opfer der Versicherungsgesellschaft seines Pächters. Sie habe noch keine Deckungszusage für die Bergungskosten gegeben. „Das ist eine reine Hinhaltetaktik, denn es ist erwiesen, dass die Trinkwasserzuleitung zum Schiff trotz Frost nicht abgestellt war. Die Feuerwehr hat den Versorgungskasten aufgebrochen und die Wasserzufuhr abgestellt. Das Schiff ist durch einströmendes Trinkwasser gesunken, erst als es Schlagseite hatte und das Saarwasser die Bullaugen erreichte, strömte auch Flusswasser ein“, schildert Steinacker den Vorgang aus seiner Sicht.

Wie vom WSA angekündigt wird es nun offenbar „die Gefahr“ selbst beheben.

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