Kolumne: So kann’s gehen Tanzen im Blaulicht

Am St. Johanner Markt feiern Nachtschwärmende das Ende der Ausgangssperre, und die Polizei schaut dabei nur zu. Endlich kehrt das Leben in die Nacht zurück. Doch die tanzende und grölende Menge sieht sich mit einem neuen Problem konfrontiert.

 Kommentarkopf, Foto: Robby Lorenz

Kommentarkopf, Foto: Robby Lorenz

Foto: Robby Lorenz

Sonntag um ein Uhr nachts in Saarbrücken. Sieben Polizeiwagen stehen in strategischer V-Formation auf dem St. Johanner Markt. Das Blaulicht zuckt über den Platz, während eine Gruppe Jugendlicher ausgelassen zu Popmusik aus einer Bluetooth-Box tanzt. Anwesend sind auch noch hunderte Menschen, die, in angeregte Gespräche vertieft, die Nacht genießen. Die vorgefahrenen Polizisten haben sich in einer kleinen Gruppe versammelt und beraten sich über ihr weiteres Vorgehen.

Einen Tag zuvor war solch eine Szene noch undenkbar gewesen, denn es herrschte Ausgangssperre. Ab 22 Uhr konnte man draußen nur noch vereinzelte Personen treffen, die schnellen Schrittes nach Hause liefen, um nicht von der Polizei aufgegriffen zu werden. Während der knapp einmonatigen Ausgangssperre verzeichnete die Saarbrücker Polizei rund hundert Verstöße gegen die Verordnung. Das ist in Anbetracht der vielen leidenschaftlichen Nachtschwärmer in der Landeshauptstadt schon erschreckend wenig. Auch im Rathaus ist man sich der scheinbar problemlosen Einhaltung der erzwungenen Nachtruhe bewusst. Stadtpressesprecher Thomas Blug sagt dazu: „Die Ausgangssperre war kein Thema, es war doch niemand auf den Straßen.“

In dieser Sonntagnacht wurde deutlich, dass das alles andere als selbstverständlich war. Junge und alte Menschen ziehen wieder durch die Nacht, auch wenn Bars und Clubs noch gar nicht offen haben. Die Polizei berichtete am nächsten Tag vom Großeinsatz auf dem St. Johanner Markt. Man habe dort eine große Menschengruppe angetroffen und es wurde „lauthals herumgegrölt“. Eine willkommene Abwechslung nach vier Wochen Stille! Es könnte getrost auch die nächsten Nächte getanzt und gegrölt werden, doch das verhindert ein der Ausgangssperre ebenbürtiger Zustand: der nicht enden wollende Dauerregen.

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