Bäume und Sturmschäden Damit Bäume nicht zur Gefahr werden

Saarbrücken · Drei Gärtner kontrollieren rund 82 000 Bäume im Saarbrücker Stadtgebiet.

 Symbolfoto

Symbolfoto

Foto: dpa/Ralf Hirschberger

Bäume tragen dazu bei, dass eine Stadt liebenswürdig ist und Menschen gerne in ihr leben. Bäume können allerdings auch zur Gefahr werden. Bei den jüngsten Herbststürmen kamen andernorts Menschen durch umstürzende Bäume zu Schaden, Häuser und Autos wurden beschädigt. In Saarbrücken sorgen alleine in Grünanlagen und Parks, an Straßen, in Fußgängerzonen, in Kindergärten, Grundschulen und auf vielen weiteren Flächen der Landeshauptstadt rund 60 000 Bäume für Wohlbefinden. Dazu kommen weitere rund 22 000 Bäume auf den städtischen Friedhöfen.

Das hat die Stadtverwaltung auf Anfrage mitgeteilt. Damit diese Bäume nicht zur Gefahr werden, werden sie von zwei Gartenbaumeistern und einem Gartenbautechniker kontrolliert. Die drei Baumkontrolleure, angestellt beim Amt für Stadtgrün und Friedhöfe, „sind speziell ausgebildet für diese Arbeit“, sagt Stadtsprecher Robert Mertes. Maßstab für das Handeln des Trios sind die Baumkontrollrichtlinien der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau. „Die Richtlinien sind eine Art Regelwerk, das Empfehlungen ausspricht, in welchen regelmäßigen Abständen ein Baum eines bestimmten Alters und Gesundheitszustandes zu kontrollieren ist – abhängig von der jeweiligen Baumart und dem Standort des Baumes“, erklärt Mertes.

Der Kontrollrhythmus richte sich nach dem Alter des Baumes, ob bisher Schäden festgestellt wurden und einigen anderen Kriterien. Je älter Bäume sind, desto öfter müssen sie einer Kontrolle unterzogen werden, bis zu einem Rhythmus von einem Vierteljahr, insbesondere bei Bäumen, an denen eine Erkrankung festgestellt wurde.

Bei der Baumbesichtigung selbst werden neben dem Baumumfeld vor allem Stamm und Krone genauer unter die Lupe genommen. Dabei betrachten die Kontrolleure den Baum vom Boden aus. Offensichtliche Schadensymptome wie abgestorbene oder gerissene Äste und Schäden am Stamm seien so meist leicht zu erkennen. Etwas schwieriger werde es allerdings „bei versteckten Fäulen, zum Beispiel im Inneren des Stammes“, sagt Mertes. Oft zeige der Baum selbst solche Probleme an; je nach Art der Fäule bildet er sogenanntes Kompensationsholz – in Form von Beulen, Wülsten oder Rippen – um einer statischen Schwächung entgegenzuwirken.

„Dennoch ist nicht jede Unförmigkeit ein Hinweis auf ein Problem – Beulen am Stamm von Platanen zum Beispiel sind in der Regel artbedingt und völlig harmlos“, erklärt Mertes. Auch mit Pilzen, die das Holz zersetzen, müssen sich die Baumkontrolleure auskennen. „Es zeigen sich immer wieder saisonal begrenzt oder auch ganzjährig Fruchtkörper von Zunderschwamm, Hallimasch, Austernseitling, Lackporling und vielen anderen Pilzen am und um den Baum. Je nach Pilzart wird der Baum in der Krone, am Stamm oder im Wurzelbereich befallen und das Holz zersetzt“, sagt Mertes.

Sei die Frage nach der Verkehrssicherheit des Baumes am Ende einer Kontrolle noch nicht eindeutig geklärt, kann auch mal der Resistograph zum Einsatz kommen. Das ist, erklärt Mertes, „eine Art Bohrmaschine, mit der man den Stamm und Äste eines Baumes anbohren kann“. Der Bohrwiderstand wird hierbei gemessen und aufgezeichnet. Anhand der Messkurve kann man dann erkennen, ob im Stamm ein Hohlraum gebildet wurde. Das durch den Resistographen verursachte Loch ist lediglich drei Millimeter groß und stelle für den Baum kein Problem dar. Der Einsatz der Maschine komme auch sehr selten vor.

„Massivste Schnittmaßnahme“, also das Kappen von Bäumen, gebe es in Saarbrücken „nicht oder nur in äußerst seltenen Ausnahmefällen“, sagt Mertes. „Entgegen der landläufigen Annahme, die Bäume wären danach auch bei Stürmen sicher, verhält es sich nämlich so, dass durch das Kappen die Wurzeln des Baumes unterversorgt sind und teilweise absterben“, sagt er. Die Krone erhole sich jedoch relativ schnell, während die Wurzeln weiterhin faulen, sodass die Kombination aus großer Krone und schlechter Verankerung im Boden ein Umstürzen des Baumes auch bei vergleichsweise schwachem Wind zur Folge haben könne. Eine hundertprozentige Sicherheit gebe „es bei frei gewachsenen Bäumen leider auch nicht“. Größere Schäden habe es in Saarbrücken allerdings selbst bei schweren Stürmen nur sehr selten gegeben.

Das Fällen eines Baumes wird beim Amt für Stadtgrün und Friedhöfe „als letzte Maßnahme gesehen, um die Verkehrssicherheit wieder herzustellen“, versichert Mertes. „In der Regel reichen kleinere Schnittmaßnahmen und die Entnahme von Totholz aus, um die Bäume für die Bevölkerung  weiterhin sicher zu halten“, sagt er.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort