Liedermacherei am Lagerfeuer Da ist sogar ein gelernter Sozialarbeiter mal sprachlos

Saarbrücken · Manuel Sattler und seine Band spielten neue Lieder im Almet am Lagerfeuer, und alle waren zufrieden – bis auf einen selbstbewussten Knirps.

Es gibt Situationen und so selbstbewusste Kinder, da ist selbst ein gelernter Sozialarbeiter einen Moment sprachlos. Es ist Freitagabend, kurz nach 22 Uhr. Manuel Sattler hat mit seiner Band zum Ulanenhof im Daarler Almet geladen, umsonst und draußen, zur „Liedermacherei am Lagerfeuer“. Gerade hat er das nächste Lied angesagt, da baut sich ein Knirps vor ihm auf. „Hast Du vor, das noch lange zu treiben?“ fragt er forsch. „Was?“, gibt Sattler zurück. „Diesen Lärm! Das ist laut. Es ist spät!“

Letzterer Einwand ist zugegebenermaßen berechtigt, weil das Konzert für 20.30 Uhr angekündigt war, aber erst gut eine Stunde später anfing. „Ich möchte jetzt gefälligst schlafen!“ poltert der Pimpf. Und bevor Sattler auf die Fragen „Wo sind Deine Eltern? Wem gehört dieses Kind?“ eine Antwort erhält, zieht ihm der Knabe mitten in der Diskussion einfach den Stöpsel, sprich: das Verstärkerkabel aus der Gitarre. Rums! Danach rauscht der zornige Bub ab, derweil das Publikum Tränen lacht.

In gemäßigterer Phonstärke geht‘s danach weiter mit der Musik. Sattler und seine Band stellen unter anderem den ersten englischsprachigen Titel aus eigener Liederschmiede vor und geben einen Vorgeschmack auf die neue CD „Ich bin Pop“. Die wird gerade in einem Studio in Riegelsberg produziert; heraus kommen soll sie im September, die Veröffentlichung ist für den 15. September im Saarbrücker Studio 30 geplant.

Auf dem Album zu hören: Zwölf Lieder aus Sattlers Feder – mal kritisch, mal komisch, mal melancholisch, meist jedoch fröhlicher Schrammelpop mit reduzierten Soli. Und wie immer in akzentfreiem Saarbrigger Platt.

Wobei es sich streng genommen um Saarbrigger Platt vermengt mit Quierschieder Patt handelt, weil Sattler früher in Göttelborner Höhenlage hauste und die Welt musikalisch von seinem Wohnwagen aus als „Liedermacher von da Heh“ beglückte.

Nun wohnt er schon seit Jahren in Saarbrücken, hat den Namenszusatz abgelegt und operiert wie gehabt solo oder als „Manuel Sattler & Band“. Die Live-Band, das sind Backgroundsängerin Carmen Bollinger-Kleer, deren Mann Simon Bollinger (Trompete, Flöte, Melodika), (Akustik-)Bassist René Müller und der Cajon-Spieler André Giannacopoulos, der hier im Almet auch mit Hingabe auf dem Glockenspiel klöppelt.

Mitten in den Soundcheck platzt lautstark die Bedienung: „Hat jemand Rieslingschorle, Weizen, Pils bestellt?“ Ja, bei einer Liedermacherei am Lagerfeuer geht’s halt rustikal zu, da sitzt man auf Baumstümpfen und Europaletten rund ums Feuer, wie bei einem germanischen Thing. Kinder wuseln herum, und fliegende Ascheflöckchen hinterlassen hellgraue Flecken auf den Klamotten.

Dazu singt Manuel Sattler von unserer Prostitutions-freundlichen Landeshauptstadt, von kaputten Beziehungen und von Stalkern. Von Männern, die sich Facebook-Likes kaufen oder von einer Karriere als Fahrradsattel träumen, und von Frauen, denen ein Lebenspartner nicht genug ist. Typisch Sattler – das pralle Leben halt.

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