Label M: Junge Leute und die Folsterhöhe Junge Leute polieren das Image ihrer „Folster“

Saarbrücken · Am Wochenende war Premiere des Films „Crossover Folster 117“. Seine Botschaft lautet: „Wir sind eine einzige, große Familie.“

 Alle mal auf die Bühne bitte! Die Jugendlichen haben alle an „Crossover Folster 117“ mitgewirkt. Hier versammeln sie sich bei der Premiere ihres Films im Saarbrücker Filmhaus. Obendrauf gab’s noch einen Scheck von der Sparkasse in Höhe von 500 Euro.

Alle mal auf die Bühne bitte! Die Jugendlichen haben alle an „Crossover Folster 117“ mitgewirkt. Hier versammeln sie sich bei der Premiere ihres Films im Saarbrücker Filmhaus. Obendrauf gab’s noch einen Scheck von der Sparkasse in Höhe von 500 Euro.

Foto: Kerstin Krämer

Wäre das Filmhaus immer so besucht wie am Freitag, es würde platzen: Riesiger Andrang herrschte bei der Präsentation von „Crossover Folster 117“, einem „Film von Jugendlichen über sich und ihren Block“. Hätte Filmhaus-Chefin Christel Drawer nicht eine Wiederholung des Streifens gleich im Anschluss in Aussicht gestellt, wäre womöglich gar um Sitzplätze gerangelt worden.

Dennoch war’s so eng, dass Oberbürgermeisterin Charlotte Britz und Regionalverbandsdirektor Peter Gillo spontan mit einem Stehplatz vorliebnahmen. Der Ansturm galt dem dritten (und vorerst letzten) Teil der „Crossover“-Trilogie: In dieser Filmreihe des „label m – Werkstatt für Jugendkultur e.V.“ porträtieren Jugendliche ihren Stadtteil.

Nach Malstatt (2012) und Saarbrücken (2016) war nun die Folsterhöhe dran. Dabei drehten die Jugendlichen keine kritische Dokumentation über ihre mit dem Stigma eines sozialen Brennpunkts behaftete Banlieue an der Grenze zu Frankreich: Den Beteiligten lag erkennbar viel daran, das Bild ihres vorurteilsbelasteten Viertels zurechtzurücken.

Die Folsterhöhe ist Heimat, ist Zuhause – „Wir sind eine einzige große Familie“, heißt es da. Und so ist „Crossover Folster 117“ eher ein Imagefilm: eine Hommage, bei der auch einige Erwachsene ihrem Kiez eine Liebeserklärung machen. Im Zentrum steht die Jugendkultur. Hier äußern sich etwa Tischfußballer, Graffiti-Sprayer und HipHop-Musiker, wobei es auch um unterschiedliche Sichtweisen von Frauen und Männern geht.

Für Kamera und Schnitt war erneut der autodidaktische Filmemacher Dilnas Bilgic (25) verantwortlich, mittlerweile zu einem gefragten Macher von Musikvideos avanciert. „Für uns war es wirklich eine Ehre, dreimal mit dir arbeiten zu dürfen“, sagte Rûken Tosun. Die Erzieherin, Künstlerin und Kulturmittlerin hat „label m“ zusammen mit der Sozialarbeiterin und Bildenden Künstlerin Gisela Zimmermann und dem Bildenden Künstler Thomas Langhammer auf den Weg gebracht.

Was 2009 als Beteiligungsprojekt für Jugendliche in einem leerstehenden Malstatter Ladenlokal begann, ist heute ein Verein mit Sitz im Nebengebäude des Garelly-Hauses in der Eisenbahnstraße, wo „label m“ auch das Garelly-Scene-Festival auf die Beine stellt.

Das Konzept der Werkstatt basiert auf der Verschränkung von Kunst und Sozialpädagogik: Ziel ist eine kontinuierliche Jugendkulturarbeit mit intensiver sozialer Betreuung in einer Kombination aus offenen Angeboten und Workshops. Dabei lässt „label m“ den Jugendlichen freie Hand bei der Entwicklung ihrer Ideen – der Verein sieht seine Aufgabe darin, die Entwicklung und Umsetzung von alters-, geschlechts- und gruppenspezifischen kreativen Angeboten und dabei vor allem das Potenzial stark benachteiligter Jugendlicher zu fördern.

 Eindrucksvolle Kulisse: Ein Blick auf die Folsterhöhe, die Thema des neuen Films der jungen Leute von „label m“ ist.

Eindrucksvolle Kulisse: Ein Blick auf die Folsterhöhe, die Thema des neuen Films der jungen Leute von „label m“ ist.

Foto: Zimmermann/Bilgic
 Beim Dreh an der Ostspange: Die jungen Filmer bei der Arbeit zu „Crossover Folster 117“, einem Film der ihr eigenes Leben dokumentiert.

Beim Dreh an der Ostspange: Die jungen Filmer bei der Arbeit zu „Crossover Folster 117“, einem Film der ihr eigenes Leben dokumentiert.

Foto: Gisela Zimmermann

Selbsterfahrung und Integration in den kulturellen Kontext stehen im Vordergrund. Offenbar funktioniert das auch anders herum. Tosun: „Wir lieben diese Zusammenarbeit, bei der wir von Projekt zu Projekt von euch jungen Menschen lernen“.
www.labelm.org

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