Saarbrücker Zoo Cooper hat jetzt eine Alice

Saarbrücken · Aus dem Futterhaus der Tiere wird ein Imbiss für die Menschen. Und es gibt noch weitere Neuigkeiten aus dem Saarbrücker Zoo.

 Giraffe Geluk lässt sich im renovierten Giraffengehege eine Portion Heu schmecken. Im Dezember ist sie im Saarbrücker Zoo eingezogen.

Giraffe Geluk lässt sich im renovierten Giraffengehege eine Portion Heu schmecken. Im Dezember ist sie im Saarbrücker Zoo eingezogen.

Foto: Oliver Dietze

Ein tiefes, inbrünstiges Röhren erfüllt den Vorraum des Affenhauses im Saarbrücker Zoo. Gorilla-Mann Pesco baut sich bedrohlich dicht hinter der dicken Verglasung auf, haut mit seiner mächtigen Faust gegen die Scheibe. Der Silberrücken schaut Zoodirektor Richard Francke tief in die Augen. Schnauft noch kurz, bevor er langsam, aber bestimmt davonschreitet, ohne jedoch den Blick zu lösen. „Ich bin ja Tierarzt und deshalb hier nicht sehr beliebt“, sagt Francke. „Der Chef muss seine Familie verteidigen, das hat schon seine Richtigkeit“, rechtfertigt er die eindrucksvollen Drohgebärden des Gorilla-Anführers. Gorilla-Dame Bagira bekommt den Kräftebeweis ihres Mannes nicht mit. Sie wartet im Nebenraum darauf, dass die Tierpflegerinnen mit dem Putzen ihrer Anlage fertig werden, wirft immer wieder einen prüfenden Blick durch die Gitterstäbe. Bagira ist der neue Zuwachs im Affenhaus. Erst vor wenigen Tagen ist sie aus dem Münchener Zoo zur Saarbrücker Gruppe gestoßen. Kleine Wunden zeichnen ihr Gesicht. Für Gorillaverhältnisse sei die Eingliederung aber sehr friedlich verlaufen, betont Francke.

Es ist wenig los im Zoo. Nur eine Handvoll Kinder, warm eingepackt in bunte Mützen und Jacken mit auffälligen Mustern, rennt vor dem erst im vergangenen Frühjahr eröffneten neuen Eingangsbereich mit Souvenirshop um die Wette. „Februar ist mitunter die schwächste Zeit“, erläutert Francke. Saisonbeginn sei immer um die Osterzeit. „Die Menschen gehen dreimal im Leben in den Zoo“, sagt der Direktor. „Wenn sie Kinder sind, wenn sie Kinder kriegen und wenn sie Enkel haben.“ Und so zählte der Saarbrücker Zoo im vergangenen Jahr rund 225 000 Besucher, 10 000 weniger als im Vorjahr. „Das Wetter war nicht so gut“, lautet Franckes Erklärung. Den größten Ansturm gab es vor vier Jahren, als nicht nur das Wetter besser war, sondern auch das neue Gorilla-Außengehege eingeweiht wurde. 265 000 Menschen, überwiegend aus dem Saarland, Luxemburg und Frankreich, besuchten den Zoo am Saarbrücker Eschberg 2014.

Bis zur Saisoneröffnung in einigen Wochen soll eine neue Gastronomie im Zoo entstehen. Im ehemaligen Futterhaus, einem alten Forsthaus, sind die Arbeiten für einen Imbiss im vollen Gange. Das Dach ist schon fertig. Um das Gebäude – laut Francke vermutlich das älteste Haus auf dem Eschberg – zieht sich noch ein tiefer Graben, in dem die Arbeiter gerade orangefarbene Rohre verlegen. Bis zu zehn Besucher sollen drinnen sitzen können, mehr Platz soll es auf dem Hof geben. Auch der angrenzende Spielplatz soll dann ein neues Gesicht bekommen. „Wir hätten gerne eine neue Rutsche und neue Spielgeräte. Aber das Geld kommt nicht über Nacht“, sagt Francke.

Rot-weiße Bauzäune und Flatterband sind zurzeit an vielen Ecken im Zoo zu sehen. Keine großen, aber viele kleine Baustellen. Wenige Meter vom zukünftigen Imbiss entfernt ist ein leises Hämmern zu hören. Dort entsteht ein neues Gehege für Warzenschweine. Drei Neulinge warten bereits hinter den Kulissen auf ihren großen Auftritt vor der Zoo-Öffentlichkeit.

Über das Hämmern legt sich indes Motorrattern. Ein Traktor ist mit einer großen Ladung Holz in Richtung altes Vogelhaus unterwegs. Die Zoo-Mitarbeiter bauen dort einen kleinen Urwald. Zurzeit sind die Malaien-Hornvögel die einzigen Bewohner. In nur elf Zoos ist diese bedrohte Vogelart mit dem markanten Schnabel zu sehen, weiß Francke. Bald werden weitere bedrohte asiatische Vogelarten wie der hochgefährdete Balistar einziehen, sagt er. Der Zoo beteiligt sich damit am Artenschutzprojekt „Silent Forest“ gegen die Singvogelkrise in Asien.

Direkt neben dem Vogelhaus lebt sich noch ein weiterer eindrucksvoller Waldbewohner ein. Noch ist das Gefieder des jungen Helmkasuars bräunlich gefärbt. Die bunte Kopffärbung – blau, rot und grün – kommt noch nicht so richtig zur Geltung. Bald wird er aber ausgewachsen und pechschwarz sein, verspricht Francke. Alice haben sie die neue Vogeldame aus Warschau genannt. Männchen Cooper wohnt schon lange im Saarbrücker Zoo. 2016 hat er eine krachneue Anlage bekommen, mit viel Freilauf, fernab von den Besuchern. Wenn Cooper mit seinen langen schuppigen Laufvogelbeinen durch das naturbelassene Waldstück rennt, erinnert er an Jurassic Park, sagt der Zoo-Direktor. Zusammen mit Kasuar-Dame Alice ist kurz vor Weihnachten noch ein weiterer Neuling in Saarbrücken eingetroffen. Giraffen-Dame Geluk leistet dem alten Bullen seitdem Gesellschaft. Das Gehege wurde pünktlich zu ihrer Ankunft renoviert. Der Graben, der sich um das Außengehege zog, wurde mit Steinen aufgeschüttet. Der sperrige Holzzaun ist einem dünnen Elektrozaun gewichen. Mit einer elektrischen Seilwinde in der Mitte des Geländes können die 35 überwiegend weiblichen Zoo-Mitarbeiter das Futter auf bequeme Essenshöhe für die Giraffen ziehen. Geluk lässt sich dort gerade eine Portion Heu schmecken. „Die Arbeit der Tierpfleger hat sich sehr verändert in den letzten Jahren“, sagt Francke. Sie sei anspruchsvoller und zeitaufwendiger geworden. Seine Mitarbeiter legten sich sehr ins Zeug, die Tiere abwechslunsgreich zu beschäftigen.

 Gorilla-Dame Bagira ist der neue Zuwachs im Saarbrücker Zoo. Kleine Wunden vom Eingliederungskampf zeichnen noch ihr Gesicht.

Gorilla-Dame Bagira ist der neue Zuwachs im Saarbrücker Zoo. Kleine Wunden vom Eingliederungskampf zeichnen noch ihr Gesicht.

Foto: Oliver Dietze
 Zoo-Direktor Richard Francke.

Zoo-Direktor Richard Francke.

Foto: Oliver Dietze
 Helmkasuar Alice ist noch ein Jungtier.

Helmkasuar Alice ist noch ein Jungtier.

Foto: Oliver Dietze

Abwechslung für die Besucher sollen neue Tafeln im Afrikahaus und im Nachtzoo bringen. Die Biologin Julia Janson hat sie mit der Kulturwissenschaftlerin Jennifer Reichert entworfen. Im Unterschied zu den gewöhnlichen Schildern mit biografischen Daten der Tiere sind auf den neuen Tafeln auch wissenswerte Fakten unter anderem über Kultur und Religion zu lesen. Auch den Zeitstrahl, der die Evolution vom Affen zum Menschen zeigt, haben die beiden Wissenschaftlerinnen aktualisiert. Die Ausstellung stammte noch aus dem Jahr 1982. Im Frühjahr soll der Boden noch erneuert werden. Dann möchte Francke dort eine kleine Rasthöhle einrichten. Höhlenmalereien an den Wänden gibt es schon jetzt zu sehen. Gerne hätten sie noch weitergemacht. Leider, bedauert Francke, war die Finanzierung auf ein Jahr begrenzt.

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