Saarbrücken Gespür für Sprache liegt bei ihr in der Familie

Saarbrücken · Poetry-Slammerin Clara Brill hat einen recht bekannten Vater und ist gerade dabei, sich selbst einen Namen im Saarland zu machen.

 Clara Brill ist die Tochter von Jürgen Brill, einem Teil des Duos Langhals & Dickkopp. Das Talent zum Dichten wurde ihr also in die Wiege gelegt.

Clara Brill ist die Tochter von Jürgen Brill, einem Teil des Duos Langhals & Dickkopp. Das Talent zum Dichten wurde ihr also in die Wiege gelegt.

Foto: Dingler

Sehr jung sind viele Poetry-Slammer, weiblich und oft politisch klar positioniert. So ist das auch bei der 23-jährigen Clara Brill. Sie stammt eigentlich aus Marpingen und kam schon früh mit Musik in Berührung: Ihr Vater ist Jürgen Brill, der zum einen als Teil des Duos Langhals & Dickkopp bekannt ist, aber auch sonst als Musiker sehr aktiv ist. Zum Beispiel bei der Band Brillant, in der Clara als Sängerin mit ihrem Vater und den beiden Brüdern musiziert.

Schon früh sei sie mit Literatur in Berührung gekommen: „Ich habe immer viel vorgelesen bekommen, war viel mit Büchern im Kontakt.“ Mit dem Texteschreiben fing sie vor ihrer Poetry-Slam-Karriere an, denn schon bei Auftritten ihrer Band konnte sie mal etwas vortragen.

Aber die Kunstform des Poetry-Slams steckte Clara schon länger in der Nase: „Eigentlich seit Julia Engelmann damit berühmt wurde.“ In Marpingen war sie noch weit von möglichen Auftrittsgelegenheiten entfernt. Das änderte sich, als sie vor anderthalb Jahren nach Saarbrücken zog, zum Studieren (Anglistik und Musikwissenschaft). Parallel arbeitet sie noch als Reporterin beim Saarländischen Rundfunk.

In der Stadt gelang ihr gleich etwas, worauf etablierte Slammer jahrelang warten mussten: Sie siegte  beim Poetry-Slam des Dichterdschungels in der Camera Zwo. „Da war ich auch sehr überrascht“, meint sie. Drei ihrer Texte hatte sie mitgenommen, ihren Lieblingstext als Erstes vorgetragen – und plötzlich stand sie im Finale.

Traditionell wird die Reihenfolge der Vortragenden mit einem „Ganzkörper-Schere-Stein-Papier-Spiel“ ermittelt. „Erst in dem Moment habe ich mich entschieden, welchen Text ich im Finale nehme.“ Egal wie – es reichte aus und war somit natürlich ein fulminanter Startschuss in die Poetry-Slam-Karriere. Einen anderen Slam letzten Sommer am Staden verlor Clara nur ganz knapp gegen Anna Luca Ames.

Textideen begegnen ihr auf der Straße. „Ich beobachte etwas, gehe dann nachhause und schreibe einen Text darüber.“ 20 fertige Slam-Texte besitzt sie, etwa 50 unfertige kommen noch dazu. „Das ist ein Ventil für mich. Ich kann oft besser mit Texten etwas sagen als einer Person im Gespräch.“

Thematisch geht es bei Clara um – alles. Das kann beginnen mit einem Text über den Hund ihrer Mitbewohnerin und darüber, wie seltsam und gleichzeitig schön es ist, mit einem Hund zu leben. Dann kommen aber ganz andere Sachen ins Spiel. Eines fehlt aber selten: „Ich komme bei meinen Texten immer wieder dazu, dass ich eine Moral reinpacke. Mir fällt’s schwer, das nicht zu tun.“

Gerne schreibe sie etwas über andere Menschen. „Die erkennen sich dann manchmal wieder, manchmal aber auch nicht.“ Einen Beitrag zum Klimaschutz-Slam im letzten November zu schreiben, fiel ihr nicht schwer. „Ich lebe größtenteils vegan und achte sehr auf Verpackung, bin sehr bewusst im Umgang mit dem Thema.“

Auf die Fridays-for-Future-Demos habe sie es „leider nicht so oft“ geschafft. Aber was in den sozialen Medien an Hasskommentaren gegen Greta Thunberg auftaucht, findet sie furchtbar. Die Schwedin ist für sie das Symbol einer Jugendbewegung. „Ich denke, es ist nie gut, radikal zu sein, aber es braucht bei allen Themen Menschen, die die Aufmerksamkeit darauf richten.“

Wie geht es für Clara weiter mit dem Slammen? Sie hofft auf eine Teilnahme bei den saarländischen Meisterschaften, auch wenn sie weiß, dass dort starke Konkurrenz herrscht. Und auch in andere Städte, zu anderen Poetry-Slams, möchte sie mal fahren – wenn die Corona-Krise vorbei ist.

Außerdem ist sie tatsächlich für eine Hochzeit engagiert worden als Slammerin – so viel zur derzeitigen Popularität des Poetry-Slams. Eine Mode möchte sie dabei aber nicht mitmachen: den Singsang, den manche Slammer pflegen. „Singen kann ich in meiner Band“, sagt sie.

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