Porträt Nach Corona geht die Party endlich los

SAARBRÜCKEN · Christian Conrad ist einer der bekanntesten Gitarristen im Land. Seine Malzeit Groove Night hat er jetzt erst mal verschoben. Aber im Herbst will er wissen „ob wir alten Säcke noch mithalten können“.

 Christian Conrad, umgeben von seinen Lieben. Die Gitarre entdeckte er schon als Kind für sich, heute ist er Musiker, Lehrer und Gitarren-Fachmann in einem. 

Christian Conrad, umgeben von seinen Lieben. Die Gitarre entdeckte er schon als Kind für sich, heute ist er Musiker, Lehrer und Gitarren-Fachmann in einem. 

Foto: Krämer/Kerstin Krämer

Am 22. Mai sollte es eigentlich losgehen, nach einer ersten mehrmonatigen Verschiebung – und viele warten schon darauf. Doch die Coronakrise lässt es leider immer noch nicht zu. Nun ist Samstag, 24. Oktober, als Starttermin ins Auge gefasst: „Malzeit Groove Night“ soll es dann nach der ohnehin geplanten Sommerpause der Reihe erstmals im Kulturbistro Malzeit in der Scheidter Straße heißen.

Unter diesem Etikett will sich dort monatlich die Formation „Groovetrain“ anschicken, ihre Hörerschaft in die schweißtreibenden Gefilde der Soul- und Funk-Musik zu entführen – es darf, ja soll, getanzt werden.

Zugführer von Groovetrain ist der Gitarrist Christian Conrad, der seit mehreren Jahrzehnten zu den meistbeschäftigten und vielseitigen Protagonisten der saarländischen Saitenzunft zählt. Höchst kompetent ist der Sulzbacher – er erblickte 1970 in Saarbrücken das Licht der Welt – in so ziemlich allen Spielarten populärer Musik unterwegs, arbeitet darüber hinaus als Musiklehrer und im Musikalienhandel.

Allererste Anregungen gab’s in der Familie: Seine Großmutter, in jungen Jahren mit dem Akkordeon zugange, hörte gemeinsam mit dem Knaben reichlich Musik und meldete ihn im Vorschulalter bei der Früherziehung der Musikschule Sulzbach an; der Papa kaufte dem Zehnjährigen dann eine erste Gitarre.

Freilich fiel eine anschließende fünfjährige Klassik-Ausbildung bei einem äußerst gestrengen Lehrer so wenig aufmunternd aus, dass dieses Genre seither nicht mehr Conrads Ding ist: „Mit Klassik fing alles an, wenn auch etwas holprig“, meint er rückblickend.

Pudelwohl fühlte sich Christian hingegen vom ersten Augenblick an mit der E-Gitarre in der Schulband, und es folgte Unterricht bei Thomas Blug: „Ich erinnere mich noch, wie wir gemeinsam versuchten, ein Gitarrensolo von Gary Moore mit dem Schallplattenspieler ’rauszuhören.“ Die Musik nahm immer mehr Raum in seinem Leben ein: „Ich war besessen vom Gitarrenspielen, sechs Stunden am Tag waren damals kein Problem.“

Christian jobbte im Musikalienhandel, um sich sein Gitarre-Studium in der Kölner Zweigstelle des Münchner Gitarreninstituts (MGI) zu finanzieren, wo auch in Sachen Jazz ausgebildet wurde. Derweil gestalteten sich obendrein seine Band-Projekte erfreulich erfolgreich: Conrads Formation „Nightfall“, deren meiste Songs aus seiner Feder stammten, heimste unter anderem den Saar Rocky ein, und mit „Tell Your Mother“ war der aufstrebende Gitarrero sogar ausgiebig via TV im Rockpalast zu bewundern.

Heute greift der umtriebige Profi besonders gerne beim Akustik-Duo „Fresh from the Barbershop“, bei „La fine équipe“ des Mundart-Chansonniers Marcel Adam und bei den saarländischen Eagles-Kopisten „Desperado“ in die Saiten. Ferner verdient er seine Brötchen als Musiklehrer am Berufsbildungszentrum Homburg, als Dozent für Gitarre und Bass am Völklinger Albert Einstein Gymnasium und als Fachverkäufer beim Musikhaus Six & Four in Sulzbach.

„Es ist schwierig, professioneller Musiker zu sein und eine Familie zu haben und zu behalten – davon können viele Musikerkollegen ein Lied singen“, unkt der Sympathiebolzen mit der jugendlichen Ausstrahlung und ist dennoch seit fünf Jahren verheiratet, nennt drei Kinder sein Eigen. Obendrein findet der ehemalige Jugend-Saarlandmeister im Badminton immer noch genügend Muße zum Laufen, Radfahren und Krafttraining.

Conrads Vorbilder an den magischen sechs Saiten sind nach wie vor die Helden der 60er- bis 80er-Jahre: Jimi Hendrix, Eric Clapton, Jeff Beck, Eddie van Halen und der „Toto“-Altstar Steve Lukather. „Mir geht es beim Musikmachen um Authentizität, in dem Moment zu versinken und eins zu werden mit der Musik“, sagt der einstige Chef der „Modernen Schule für Musik“ in Sulzbach, der als Pädagoge zuallererst „den Spaß beim Musizieren vermitteln“ und Leute dazu bringen will, „mit anderen zu musizieren“.

Derzeit werkelt Conrad an einer neuen CD, die noch in diesem Jahr erscheinen soll, und bringt – nun mit Verspätung im Herbst – das „Groovetrain“-Projekt im Kulturbistro Malzeit aufs Podium. Wie kam’s dazu? Martin Donner, Ex-Drummer der Saarbrücker Rocker Honey Creek, habe die Idee zu der neuen Reihe gehabt und ihn darauf angesprochen, erzählt Conrad. Besonders habe ihn auch bei der Sache gereizt, „nochmal mit meinem alten Weggefährten Michael Schmitt von Tell Your Mother zusammenzuspielen“.

Anders als bei Elmar Federkeils (er hat inzwischen das „Loft“ am Eschbergerweg zum Grooven auserwählt) einstiger Malzeit-Soulnight, wo immer wieder neue Solisten präsentiert wurden, wollen Conrad und Co. nun in einer festen Besetzung arbeiten. „Die Herausforderung bei dem Projekt ist die Fragestellung: Können wir alten Säcke, Martin Donner (Drums), Michael Schmitt (Bass) und ich, mit den Jungen noch mithalten?“, so Conrad: „Der Rest der Band – Svenja Meyer, Anika Schmitt, Justin Hayo (Vocals) und Simon German an den Keyboards – ist ungefähr halb so alt, wenn nicht sogar noch jünger. Trotzdem verbindet uns die gemeinsame Liebe zum Soul und Funk der 70er und 80er.“

Songs von Bill Withers, Stevie Wonder und The Jackson Five sollen bei der Malzeit Groove Night einheizen. Motto: „In einer Welt voll Künstlichkeit setzt Groovetrain auf handgemachte Musik und authentische Instrumentierung“.

Freitag, 24. Oktober, Einlass 19.30 Uhr: Erste Malzeit Groove Night mit der Band „Groovetrain“.

www.kwsb.de

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