Meinung Lokale Händler sind im Nachteil

Ladenbesitzern Rauschgifthandel vorzuwerfen, obwohl sich niemand mit ihren Produkten berauscht: Die Razzien in den Saarbrücker CBD-Läden treffen junge Geschäftsleute, die jedes kriminelle Motiv von sich weisen.

Cannabis Prohibition: Razzia der Polizei trifft lokale CBD-Shops in Saarbrücken
Foto: Robby Lorenz

Handel, Anbau und Besitz von Cannabis sind in Deutschland seit Jahrzehnten verboten. Trotzdem wird täglich tonnenweise Cannabis transportiert, verkauft und konsumiert, ohne dass der Staat den Markt lenken, die Nutzer schützen oder von Steuern profitieren würde. Das soll sich ändern, wenn es nach vier der sechs Parteien im Bundestag geht. Vor der Bundestagswahl setzen sich Linke, SPD, Grüne und FDP für die Legalisierung von Cannabis ein. Die Union hat noch kein Wahlprogramm, doch ein Bekenntnis zur Legalisierung ist unwahrscheinlich. Ohne politische Einigkeit bleibt also erst mal alles beim Alten, und der „Krieg gegen Drogen“ dauert an, wie es im aktuellen Regierungsprogramm der Union martialisch heißt. Diesem Krieg sind auch die Behörden in Saarbrücken verpflichtet. Da sich der Schwarzmarkt für Cannabis jedoch nicht eindämmen lässt, verfolgt die Polizei stattdessen die offen auftretenden CBD-Geschäfte. Dass dort junge und alte Menschen einkaufen, die nach Linderung von Schmerz, Entspannung und THC-Ersatz verlangen, scheint die Beamten offenbar nicht abzuhalten. Mit den Razzien haben sie Shopbesitzer getroffen, die mit Anfang und Mitte Zwanzig ein hohes finanzielles Risiko eingegangen sind, um Unternehmen zu gründen. Mehrere Jahre lang konnten sie sich in der Stadt etablieren und Kunden gewinnen, doch das wurde ihnen nun verboten.  Wer sich jetzt noch CBD-Produkte kaufen möchte, kann das nicht mehr bei lokalen Unternehmen tun, sondern nur noch bei großen Online-Händlern. Die lässt die Polizei nämlich bislang gewähren.

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