Ein „überraschender“ Stadtteil

Burbach · Eine spannende Aufgabe hat der Burbacher Kulturverein bewältigt: Er schuf im Auftrag der Stadt eine Stadtteildokumentation. Dabei gab's auch so manch neue Erkenntnis.

 Bei der Vorstellung der Stadtteildokumentation hielt Vorsitzender Reinhard Klimmt (am Tisch) die Festrede. Hinter ihm v. l.: Kulturdezernent Erik Schrader und Frank Schilling (Kulturverein). Foto: Serra

Bei der Vorstellung der Stadtteildokumentation hielt Vorsitzender Reinhard Klimmt (am Tisch) die Festrede. Hinter ihm v. l.: Kulturdezernent Erik Schrader und Frank Schilling (Kulturverein). Foto: Serra

Foto: Serra

"Burbach überrascht", meinte Saarbrückens Kulturdezernent Erik Schrader. "Wer würde zum Beispiel in einem einst von der Industrie geprägten Stadtteil ein solches Idyll, ein Naherholungsgebiet erwarten?", fragte er am Montagabend im Burbacher Kulturverein in der Burbacher Straße und zeigte dabei auf das Titelbild der neuen Stadtteildokumentation. Dieses zeigt den Burbacher Waldweiher. Schrader stellte das Werk gemeinsam mit Festredner Reinhard Klimmt (Vorsitzender des Kulturvereins) und Vereinsgeschäftsführer Frank Schilling vor. Letzterer hat einen Großteil der Texte der Doku verfasst.

Burbach hat es auch geschafft, den Autor zu überraschen. Etwa, als er mit dem Verein das ehemalige Ladenlokal bezogen hat. "Ich habe tatsächlich kein Werkzeug anschaffen müssen, um die Räume hier herzurichten", berichtete er und löste sogleich auf: Nachbarn hätten sich schon bald nach der Unterzeichnung des Mietvertrages gezeigt und mit Werkzeug ausgeholfen. "Die Leiter, die Sie eben gesehen haben, hat mir der Nachbar sozusagen als Dauerleihe überlassen." Die hat Schilling zum Beispiel gebraucht, um viele Bilder aus dem Stadtteil aufzuhängen.

Gemeinsam mit Fotograf Rich Serra war er unterwegs. Hat unter anderem das Saarstahlwerk besucht und den alteingesessenen Friseurmeister im Salon Huber. Auch bei Bezirksbürgermeister Claus Theres war er, um ihn bei seiner Arbeit zu porträtieren, ebenso beim heutigen Vorsitzenden der Hüttenpensionäre, Herbert Bonenberger, einst Betriebsratsvorsitzender des Unternehmens. Und bei Rodica Wollscheid, der "Märchentante" der Weyersbergschule.

Selbstverständlich hat Schilling auch die Vereine besucht, stellvertretend für Dutzende von Vereinen den Karnevalsverein "Mir sin do" (MSD), die Sportfreunde 05. Den Text zum Turnverein hat Turnerin Ursula Theres beigesteuert.

Historiker Klimmt eröffnete die Präsentation: "Ursprünglich war Burbach evangelisch, dann kamen die Katholiken und man hat sich arrangiert." Heute gebe es sogar eine Moschee im Stadtteil. Über die Dokumentation sagt er: "Sie wird von vielen schönen Bildern getragen."

Statt aus dem Büchlein vorzulesen, stellte Schilling dann einige seine Gesprächspartner vor. Zum Beispiel Rodica Wollscheid. "Ich bin erst 1997 aus Rumänien nach Saarbrücken gekommen." Sie lebt im Nauwieser Viertel. Seit sie den Führerschein mit vielen Fahrstunden in Burbach gemacht hat, ist sie oft in diesem Stadtteil unterwegs. Schon von Berufs wegen. Was sie zuletzt bewegt hat: "Die Armut beschäftigt mich seit einigen Jahren."

Alt-Bürgermeister Horst Schmitt ist nicht unter den Porträtierten, beleuchtete am Abend aber das Vereinsleben. Die Vereine seien "der soziale Kitt unserer Gesellschaft". Unter den Sportvereinen erwähnte er neben Sportfreunden und Turnverein auch den Kraftsportverein "Adler": "Mit dem unvergessenen einstigen Weltmeister Rolf Lacour." Und den Schwimmverein Burbach-Malstatt: "Zeitweise der größte saarländische Schwimmverein." Auch in Sachen Kultur biete Burbach Einzigartiges: "Hätte es damals die MSD nicht gegeben, gäbe es in Saarbrücken wohl keinen Rosenmontagsumzug mehr." Der Kulturausschuss hatte den Kulturverein Burbach im Sommer 2013 für die Zeit von September 2013 bis Oktober 2014 als Stadtteilautor für Burbach ausgewählt.

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