Burbacher helfen sich selbstWeg von den "alten, schlechten Gewohnheiten"
Burbach. Ausgerechnet am Fetten Donnerstag geht es los. Aber das sei wohl für Burbach eher ein gutes Zeichen, sagt Michael Momber. Dass das erste Bündnis für Investition und Dienstleistung (BID) im Saarland dort an einem närrischen Festtag startet, sei gar nicht so schlecht, findet der Stadtteilkoordinator. Schließlich ist Burbach eine der Fastnachtshochburgen des Landes. Was ab dem 11
Burbach. Ausgerechnet am Fetten Donnerstag geht es los. Aber das sei wohl für Burbach eher ein gutes Zeichen, sagt Michael Momber. Dass das erste Bündnis für Investition und Dienstleistung (BID) im Saarland dort an einem närrischen Festtag startet, sei gar nicht so schlecht, findet der Stadtteilkoordinator. Schließlich ist Burbach eine der Fastnachtshochburgen des Landes. Was ab dem 11. Februar in Burbach läuft, weckt aber jetzt schon bundes- und landesweit Interesse.Erstmals im Saarland erklären sich Haus- und Grundbesitzer bereit, gemeinsam in die Entwicklung ihres Viertels zu investieren. Rund 100 000 Euro pro Jahr wird das BID von etwa 100 Immobilienbesitzern im Burbacher Zentrum bekommen. Innerhalb von fünf Jahren soll so eine halbe Million Euro in die Ortskernentwicklung gesteckt werden. Dass Eigentümer sich zu solchen Bündnissen zusammenschließen, ist keine neue Idee. Vor mehr als 30 Jahren entstanden die ersten BIDs in Kanada und den USA. 2005 gründete sich das erste deutsche BID in Hamburg. Im September 2007 hat der saarländische Landtag ein Gesetz verabschiedet, das Grundlage für die Gründung eines BID ist. Das funktuiniert so: Wenn es eine Initiative aus der örtlichen Wirtschaft gibt, werden alle Haus- und Grundeigentümer des geplanten BID-Gebiets angeschrieben und um Zustimmung gebeten. Spricht sich nicht mehr als ein Drittel der Eigentümer dagegen aus, wird das BID offiziell eingerichtet - und auch diejenigen, die dagegen waren, müssen bezahlen.In einem ersten Anlauf ist das BID in Burbach gescheitert. Zuviele Eigentümer stimmten dagegen. Im zweiten Versuch sprachen sich Anfang des Jahres nur 18 der 118 Hauseigentümer, also 15,25 Prozent der Beteiligten, dagegen aus. Am Dienstag wird der Stadtrat das BID beschließen. Mit der amtlichen Veröffentlichung dieses Beschlusses am 11. Februar ist das BID offiziell gegründet.Die Burbacher haben ihr BID als Verein organisiert. Dessen Vorsitzender, Siegfried Graber, will möglichst bald alle Beteiligten zu einer Versammlung einladen, auf der festgelegt wird, was genau mit dem Geld passiert. "Vordringlich" sei "eine Marktanalyse", sagt Graber. Weitere Projekte könnte die Beauftragung einer Firma sein, die Graffitischäden schnell beseitigt. Und ein Lieferservice der Burbacher Händler könnte organisiert werden.Das Geld kassiert die Stadtverwaltung im Auftrag des Vereins vierteljährlich mit der Grundsteuer ein. Der jeweilige Betrag, monatlich im Schnitt etwa 80 Euro, richtet sich nach der Größe der gewerblich genutzten Fläche. Für Flächen, die nur als Wohnraum genutzt werden, muss nichts bezahlt werden.Aus Sicht der Stadt ist das BID ein Glücksfall für Burbach. 5,7 Millionen Euro hat die Stadt mit Hilfe von Bundes- und EU-Zuschüssen in Burbach bereits investiert, sagt Stadtpressesprecher Thomas Blug. Das BID sei eine gute Ergänzung dazu. Nur gemeinsam könne man Burbach voranbringen.Burbach. Wer etwas erreichen will, muss hartnäckig sein. Das weiß Johanna Biermeier sehr genau. Sie ist hartnäckig - seit sechs Jahren auch im Dienste Burbachs. So lange gibt es die Bürgerinitiative "Sauberes Burbach", deren Sprecherin Johanna Biermeier ist.Eine Initiative, deren Erfolge sichtbar seien, wie Biermeier sagt. Es gebe zum Beispiel weniger wilde Müllablagerungen in Burbach als früher. Die Erfahrung habe jedoch auch gezeigt, "dass nur eine ausdauernde und konsequente Arbeit zum Erfolg führt". "Um das erreichte Niveau zu halten, darf man in den Bemühungen um mehr Sauberkeit nicht nachlassen. Man muss jeden Tag aufs Neue engagiert dieses Problem angehen. Sobald man eine zu lange Zeitspanne verstreichen lässt, reißen die alten, schlechten Gewohnheiten wieder ein", erklärt Biermeier. Und so vergeht kaum ein Tag, an dem sie nicht einen Mitmenschen, der Dreck macht, anspricht oder Dreckecken über das Dreck-Weg-Telefon (08 00) 8 88 56 78 des städtischen Reinigungsbetriebs ZKE meldet. Um mehr tun zu können für Burbach, sucht die Initiative nun neue ehrenamtliche Mitstreiter. Es geht dabei nicht nur darum, Dreckecken zu melden. "Sobald die winterlichen Temperaturen den ersten Sonnenstrahlen weichen, steht die Frühlingsbepflanzung und die Pflege der sieben Blumenbeete des Brunnenplatzes und der acht Blumenkästen in ganz Burbach auf der Tagesordnung", sagt Biermeier. Außerdem will die Initiative wieder an der landesweiten Frühjahrsputzaktion Picobello teilnehmen. Unterstützt wird sie dabei von der Jugendfeuerwehr, dem Technischen Hilfswerk, dem Sportverein, dem Jugendzentrum und dem Gewerbeverein. Darüber hinaus sind Infostände mit dem ZKE geplant, bei denen den Bürgerinnen und Bürgern Informationen über die richtigen Entsorgungswege vermittelt werden sollen. olsInteressenten können ihre Adresse oder Telefonnummer im Stadtteilbüro am Burbacher Markt 2, Telefon (06 81) 9 59 19 50, hinterlegen.Meinung
Burbach ist vorbildlich
Von SZ-RedakteurMartin Rolshausen Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen." Nein, das ist keine Parole aus einer kommunistischen Kampfschrift. Das sind zwei Sätze aus Artikel 14 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland. Dass sich die deutliche Mehrheit der Haus- und Grundeigentümer im Burbacher Ortskern zu diesem Verfassungsgrundsatz bekennt, ist ein gutes Signal für den Stadtteil. Denn bei aller Hilfe, die der vom Strukturwandel gebeutelte Stadtteil zu Recht von der Stadt, vom Land, vom Bund und der Europäischen Union erwarten kann, ohne das Engagement der Hauseigentümer geht es nicht. Dass sie mit Hilfe des Bündnisses für Investition und Dienstleistung investieren, ist ein Zeichen dafür, dass sie an ihr Burbach glauben. Und ein Vorbild für andere Stadtteile.