Straßennamen Alles über die Straßen in Saarbrücken

Saarbrücken · Markus Philipp hat sich jahrelang auf Spurensuche gemacht und erforscht, woher die Straßennamen kommen. Auf 451 Seiten ist viel Interessantes zu entdecken.

 Autor Markus Philipp hat jahrelang in Archiven recherchiert, um herauszufinden, woher die Saarbrücker Straßen ihren Namen haben – und fand dabei Erstaunliches heraus. 

Autor Markus Philipp hat jahrelang in Archiven recherchiert, um herauszufinden, woher die Saarbrücker Straßen ihren Namen haben – und fand dabei Erstaunliches heraus. 

Foto: BeckerBredel

Bei solchen Fragen müssten wohl auch Günther Jauchs Kandidaten in der TV-Sendung „Wer wird Millionär?“ passen: Wie heißt die mit 6263 Metern längste Straße in Saarbrücken, wie die mit 13 Metern kürzeste – und welches ist der am häufigsten vorkommende Straßenname in der saarländischen Landeshauptstadt? Alle Antworten auf diese und etliche ähnliche Fragen gibt der Autor, Geograph und City-Gästeführer Markus Philipp im „Lexikon Saarbrücker Straßennamen“ (24,80 Euro im Buchhandel und Geistkirch-Verlag, ISBN 978-3-946036-91-3).

Der 451 Seiten dicke Wälzer, illustriert mit knapp 30 Fotos von Straßenschildern und einigen statistischen Spielereien, listet sämtliche 1761 Straßen in Saarbrücken von der Aachener Straße in Burbach bis zur Zwergstraße in Brebach samt Namen, Herkunft, Länge und Einwohnerzahl auf, so dass jetzt jeder Bewohner der Stadt etwas darüber nachlesen kann, wo er wohnt.

Um die Antworten für Quiz-Freunde gleich vorwegzunehmen: Saarbrückens längste Straße ist die Warndtstraße in Klarenthal, dicht gefolgt von der Flughafenstraße von Brebach-Fechingen bis Ensheim, die kürzeste Straße die Philippinentreppe in Alt-Saarbrücken, und der am häufigsten in Saarbrücken vorkommende Straßenname ist Schulstraße – ganz im Gegensatz zum Bundestrend, wo meist die Hauptstraße an der Spitze der Rangliste steht.

Von der Hauerstraße bis zum Lyonerring spiegelt sich natürlich auch die Industrie- und Heimatgeschichte des Saarlandes in den Straßennamen wieder. Früher wurden Straßen oft nach Berufen und Flurnamen, später auch nach wichtigen Persönlichkeiten benannt, wobei der neueste Trend hin zu Frauennamen gehe, verriet Philipp am Mittwoch bei der Buchvorstellung mit Verleger Florian Brunner, mit dem er bereits zwei Bände „Saarbrücker Spurensuche“ geschrieben hat.

Kulturdezernent Thomas Brück stellte bei der Buchpremiere im Saarbrücker Rathausfestsaal den 44-jährigen Autor Philipp auch als Exkursionsleiter von „Geographie ohne Grenzen“ heraus. Auf die Idee zu dem Straßennamen-Lexikon kam Philipp nach eigenem Bekunden durch einen engen Freund, der in jungen Jahren an Krebs starb und dem er das Buch widmete. Dreieinhalb Jahre hat er mit Hilfe von Archiven, Literatur und vielen Gesprächen mit Fachleuten und Bürgern an dem Werk gearbeitet, sagt er – und schränkt gleich ein, es gebe zuweilen dennoch Erklärungslücken. So fällt beim Lesen des Straßennamen-Lexikons auf, dass bei der als „Rue“ bekannten Saarbrücker Haupteinkaufsmeile Bahnhofstraße nur im Kleingedruckten der zeitweise unselige Name „Adolf-Hitler-Straße“ im Dritten Reich erwähnt wird.

Die Straße mit den meisten – genau 1920 Einwohnern – in Saarbrücken ist der Mecklenburgring am Eschberg, wo der Autor selbst mal 17 Jahre lang gelebt hat. Und zwei kaum bekannte, weil nur inoffizielle Straßen führt sein Straßennamen-Lexikon auch auf: Den „Place Miniature“ an der Fröschengasse als „kleinsten Platz der Stadt“ in der Einbuchtung einer Schaufensterfront sowie den Jens-Düwel-Platz, benannt nach dem Geographen und Stadtentwickler des Quartiers Eurobahnhof, als der – Düwel – seinerzeit von der Saar nach Viersen mit einer Party verabschiedet wurde.

Bliebe noch die Frage: Welches ist die schönste mit meist weiß auf blauem Grund beschilderten Straße in Saarbrücken? Doch da passt Lexikon-Schreiber Philipp: „Das muss jeder, egal wo er wohnt, für sich selbst entscheiden.“

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