Abriss und Neubau Warum die Riesenbrücke in Brebach einen Riesenaufwand bereitet

Brebach · Eine marode Brücke in Brebach muss abgerissen und durch ein neues Bauwerk ersetzt werden. Das hat große Auswirkungen auf den Alltag der Menschen – die aber unvermeidbar sind.

 Die Riesenbrücke liegt unter der an gleicher Stelle stehenden Eisenbahnbrücke und überspannt den Saarbach auf neun Metern Länge.

Die Riesenbrücke liegt unter der an gleicher Stelle stehenden Eisenbahnbrücke und überspannt den Saarbach auf neun Metern Länge.

Foto: BeckerBredel

Die Riesenbrücke ist neun Meter lang. Weitsprung-Weltrekordler Mike Powell fehlen also gerade mal fünf Zentimeter, um den Graben zu überspringen. Riesig ist hier gar nichts, trotzdem beschäftigt die Brücke derzeit Tausende Menschen in Saarbrücken, weil sie abgerissen wird und die Menschen selbst zu Fuß im Moment nicht von Brebach Richtung Güdingen gehen können. Autofahrer müsse weite Umleitungen in Kauf nehmen.

Die Riesenbrücke verdankt ihren Namen nicht ihrer Dimension, sondern der Riesenstraße, die an der Brücke abzweigt. Sie folgt damit der Saarbrücker Namenslogik, dass Brücken oft nach der nächsten abzweigenden Straße benannt werden – die Wilhelm-Heinrich-Brücke nach der Wilhelm-Heinrich-Straße oder die Bismarckbrücke nach der Bismarckstraße.

Der Neubau verursacht eine fünfmonatige Sperrung. Warum macht eine winzige Brücke am Saarbach, die man bei Befahren der Straße unter der an gleicher Stelle befindlichen alten Eisenbahnbrücke gar nicht als Brücke wahrnimmt, so viel Arbeit? Brückenexperte Bernd Gulich vom Straßenbauamt kann es erklären: „Hier kommt einfach alles zusammen, was denkbar ist. Die Brücke wurde 1918 aus Sandstein gebaut, dann in den 50er Jahren mit Beton erweitert und nochmal angebaut. Bei der letzten Brückeninspektion haben wir irreparable Risse festgestellt, daher muss die Brücke abgerissen und neu gebaut werden. Aber unter dieser Brücke laufen alle denkbaren Versorgungsleitungen nach Brebach. Wir haben hier Gas, Wasser, Elektrizität, Glasfaser von Inexio, Telefonleitungen von Telekom und Vodafone und einen stillgelegten alten Kanal.“

All diese Leitungen müssten umgelegt werden, dazu habe man einen provisorischen Steg über den Saarbach gebaut, denn die Versorgungssicherheit Brebachs habe Priorität. Alle Leitungen würden gesichert, außer im Telefonnetz solle es keinerlei Unterbrechungen geben. Die Telefonanbieter würden ihre Kunden informieren und vermutlich irgendwann nachts eine kurze Abschaltung vornehmen. Beim Blick unter die Brücke offenbart sich das Problem, die Leitungen laufen nebeneinander offen an der Brückendecke und haben beim letzten Hochwasser einiges an Treibgut aufgehalten. „Auch das werden wir verbessern, denn mit der neuen Brücke wird auch das alte Sandsteingewölbe entfernt und der Querschnitt größer. Im Bachlauf stehen alte Kanalschächte, die ohne Funktion sind, auch die behindern bei Hochwasser den Durchfluss und werden entfernt. Insgesamt wird der Durchfluss verbessert, was auch vom Landesamt für Umweltschutz zur Auflage gemacht wurde“, sagt der Leiter des Straßenbauamts, Werner Maurer.

 Die Riesenbrücke in Brebach wird derzeit für den Abriss vorbereitet. Straßenbauamtsleiter Werner Maurer (links) und Brückenfachmann Bernd Gulich schauen sich die Pläne an.

Die Riesenbrücke in Brebach wird derzeit für den Abriss vorbereitet. Straßenbauamtsleiter Werner Maurer (links) und Brückenfachmann Bernd Gulich schauen sich die Pläne an.

Foto: BeckerBredel

Der Bach war aber nicht Auslöser der Bauarbeiten. Die Brücke ist marode. „Sie ist über 100 Jahre alt und hat längst nicht die erforderliche Traglast. Sie wurde für 30 Tonnen Last gebaut und muss hier im Grenzgebiet und für die Schwertransporte 44 Tonnen tragen können. Da sie belastbar war, konnten wir das lange ohne Lkw-Sperrung laufen lassen, aber die jetzt festgestellten Risse bedeuteten das Aus“, sagt Gulich. Der 880 000 Euro teure Neubau ist ein kniffliges Projekt, auch weil Pfahlbohrungen notwendig sind und in Beton gebaut wird. Allein die Aushärtung der Gewerke dauert rund 30 Tage.

Die Riesenbrücke macht also einen Riesenaufwand und ist nur eine von insgesamt 120 städtischen Brücken. „Wir haben die Großbrücken über die Saar, aber ganz viele kleine Brücken. Am Saarbach haben wir gerade die Kronenmühlbrücke in Fechingen neu gebaut, die Brücke über den Saarbach an der Fechinger Heringsmühle konnte letztmalig ertüchtigt werden, die Festplatzbrücke in Scheidt musste nach einem Hochwasser wegen Unterspülung saniert werden“, berichtet Maurer von einem nicht enden wollenden Problem. Denn genau wie bei den Bundesautobahnen erreichten auch kommunale Brücken zunehmend das Maximalalter. „Da wäre es schön, wenn der Bund auch den Kommunen mehr Mittel zuweisen könnte. Ein Brückenförderprogramm für Städte und Gemeinden würde uns sehr helfen“, sagt der Bauexperte.

Wichtig ist auch die Akzeptanz der Bevölkerung und der Anwohner. Märkte sind nicht mehr so gut zu erreichen, Schulwege länger, Busse werden umgeleitet. Die Stadt habe die Märkte extra neu ausgeschildert, die Terminvergabe im Rathaus Brebach angepasst und in den Medien über die Baustelle berichtet. Die Riesenbrücke steht noch, mit Probebohrungen wird der Untergrund untersucht. Fußgänger mogeln sich noch an den Absperrungen vorbei und werden toleriert. Bald ist das nicht mehr möglich, denn dann kommen die Abrissbagger und schwere Geräte. „Dann müssen wir Sicherheitszonen beachten. Ende September sind die Arbeiten abgeschlossen“, hoffen die Fachleute.

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