Senioren Die Brebacher halten im Alter zusammen

BrEbach · Im „BürgerInnenZentrum“ ist die Seniorenarbeit immer stärker in den Vordergrund gerückt.

 Die Aktivitäten sind zahlreich. So gibt es jeden Montag auch Gymnastik, an der Birthe Lukas, Irene Strobel, Licio de Diana und Marie-Louise Sauer (von links) gern teilnehmen.

Die Aktivitäten sind zahlreich. So gibt es jeden Montag auch Gymnastik, an der Birthe Lukas, Irene Strobel, Licio de Diana und Marie-Louise Sauer (von links) gern teilnehmen.

Rita Fischer schüttet mitten in den Stuhlkreis eine Kiste aus. Eine Muschel, eine Sonnenbrille, kurze Hosen, ein Bikini, Sonnencreme, ein Wasserball, ein Sonnenhut und noch vieles mehr purzeln heraus. „Was haben wir heute für ein Thema?“, fragt die Ergotherapeutin. Die Antwort kommt einstimmig von fast allen Seniorinnen und Senioren im Kreis: „Sommer.“ Und natürlich gibt es zu all diesen Gegenständen auch Geschichten, die in der munteren Runde ausgetauscht werden.

Jeden Montag trifft sich im „BürgerInnenZentrum“ in Brebach die sogenannte Betreuungsgruppe. Sie gehört zur Sozialraumorientierten Seniorenarbeit der Gemeinwesenarbeit (GWA) Brebach der Diakonie Saar.

In den letzten zehn Jahren ist die Seniorenarbeit dort immer stärker in den Blick gekommen. Denn in dem Saarbrücker Stadtteil hat der demografische Wandel eingesetzt. Gut 25 Prozent der Brebacher sind über 60 Jahre alt, darunter auch viele türkische Senioren, die in den 60er- und 70er-Jahren als Gastarbeiter kamen und geblieben sind.

2008 hat die GWA damit begonnen, im Rahmen des Programms „Soziale Stadt“ die Lebenssituation von älteren Menschen in Brebach zu untersuchen. „Wie es in der GWA Standard ist, haben wir dabei die Betroffenen, aber auch alle Institutionen, Ärzte, Dienstleister, soziale und Pflegeeinrichtungen in Brebach miteinbezogen“, sagt Mitarbeiterin Ulli Heß. Erste Vorschläge entstanden. 2012 startete dann das Projekt „Brebach versorgt sich selbst!“, wieder finanziert über „Drittmittel“, unter anderem aus dem Bundesfamilienministerium. Im Mittelpunkt stand der Aufbau eines Verbunds von sozialen und pflegerischen Hilfeleistungen für Senioren im Stadtteil. Dazu hat die GWA in den vergangenen fünf Jahren 46 Frauen und Männer als „Stadtteilhelferinnen und -helfer“ geschult. 20 von ihnen sind heute im Projekt tätig, betreuen und begleiten ältere Menschen, etwa im „Betreuten Wohnen zuhause in Brebach“.

Dies war ein wichtiger Baustein des dritten Modellprojektes mit dem Titel „Wir bleiben daheim – Wohnen im Verbund zuhause und mitten im Stadtteil“, finanziert vom Spitzenverband der Kranken- und Pflegekassen (GKV) und dem saarländischen Sozialministerium. Ausprobiert und etabliert wurde „Betreutes Wohnen Zuhause in Brebach“ in sechs Haushalten. Verschiedene Dienstleister wie Pflegedienste, Anbieter von Hausnotruf, ehrenamtliche Stadtteilhelferinnen, Alltagshilfen, örtliche Handels-, Gastronomie- und Handwerksbetriebe sowie Vereine und Kirchengemeinden mit ehrenamtlichen Treff- und Kulturangeboten arbeiten in einem Hilfe- und Pflegemix zusammen, damit die Menschen in ihrem Stadtteil alt werden können.

Koordiniert wird das Angebot von Dagmar Schackmann. Sie ist Ansprechpartnerin sowohl für Nutzer des „Betreuten Wohnens“ als auch für die Dienstleister und Ehrenamtlichen. Mit Hilfe der Sozialpädagogin und Pflegefachkraft können viele Probleme schnell und unbürokratisch gelöst werden.

Während des Modellprojektes gründete sich auch eine „Nachbarschafts-WG“. Sieben Haushalte rund um das evangelische Gemeindezentrum in Brebach unterstützen sich gegenseitig im Alltag und haben einen regelmäßigen Treff. Aus der Anlaufstelle in der Sozialberatung ist eine Clearingstelle geworden, die Senioren im Stadtteil zu allen Fragen im Alter berät. „All das ist nur möglich, weil wir in Brebach gut vernetzt sind und alle handelnden Personen kennen“, hebt Heß die Rolle der GWA hervor: „Wir sind Vorbild für viele andere.“

Das dritte Modellprojekt ist Ende Februar ausgelaufen. Nun finanzieren der Regionalverband Saarbrücken mit 40  000 Euro und das saarländische Sozialministerium mit 23  000 Euro die Angebotsstruktur für Senioren in Brebach weiter. Mit den Mitteln können eine halbe Stelle für eine sozialpädagogische Fachkraft, eine halbe Stelle für Hauswirtschaft, Ehrenamtspauschalen und Sachmittel bezahlt werden. Die Kosten für die Teilnahme an der „Betreuungsgruppe“ können über die Pflegeversicherung abgerechnet werden.

Jeden Montag gibt es auch Gymnastik. Rita Fischer ist begeistert von den Fortschritten die alle immer wieder machen. „Am Anfang konnte Irene den Arm kaum mehr heben“, berichtet sie. Ganz stolz hebt die über 80-Jährige nun beide Arme ganz hoch.

Birthe Lukas gehört zu den Jüngeren. „Die Mitarbeitenden im „BürgerInnenZentrum“ haben mir schon so oft geholfen“, sagt sie. So wurde erreicht, dass die Krankenkasse einen leichteren Rollator finanziert hat, den sie von ihrer kleinen Rente nicht hätte bezahlen können.

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