Vor der Ausstellung Saarlandmuseum begrüßt die Botticelli-Dame

Saarbrücken · Die Alte Sammlung beherbergt über Monate Leihgaben von Weltrang. Es sind Gemälde berühmter Renaissancemaler.

 Thomas Martin (Sammlungsleiter und Kurator) und Johannes Schaefer (Gemälderestaurator des  Lindenau-Museums, v.l.) packen Werke italienischer Meister aus dem Lindenau-Museum Altenburg aus. Sie widmen sich gerade dem  „Bildnis einer Dame“ (um 1475) von Sandro Botticelli.

Thomas Martin (Sammlungsleiter und Kurator) und Johannes Schaefer (Gemälderestaurator des  Lindenau-Museums, v.l.) packen Werke italienischer Meister aus dem Lindenau-Museum Altenburg aus. Sie widmen sich gerade dem  „Bildnis einer Dame“ (um 1475) von Sandro Botticelli.

Foto: Iris Maria Maurer

Es war ein erhabener Moment. Auf einem gut gepolsterten großen Tisch und unter zwei Scheinwerfern wurde vorsichtig und behutsam die Sandwichverpackung samt Folien entfernt. Das Team um Sammlungsleiter und Kurator Thomas Martin konnte den ersten Blick auf „Das Bildnis einer Dame“ von Sandro Botticelli werfen.

Das Gemälde des weltberühmten italienischen Renaissancemalers wird mit 59 weiteren italienischen Meisterwerken aus dem Lindenau-Museum Altenburg einen Großteil des Jahres 2020 im Museum Alte Sammlung am Saarbrücker Schlossplatz verbringen.

Das Saarbrücker Team wurde daher von Restaurator Johannes Schaefer und Kurator Christian Maul aus Altenburg verstärkt, mit denen sofort gut zusammengearbeitet wurde.

„Wir haben in Altenburg die Gemälde für den Transport vorbereitet, hierher begleitet und packen sie mit aus“, berichtet Johannes Schaefer. Währenddessen überprüft er das Gemälde mit den im Zustandsprotokoll angegebenen Notizen und stellt fest, dass das Gemälde den Transport schadensfrei überstanden hat.

Dann wird das Gemälde sofort in einer verglasten Schauvitrine befestigt, denn die meisten der ausgeliehenen italienischen Meisterwerke werden hinter Glas zu sehen sein, um in den Vitrinen das richtige Klima für die Gemälde sicherzustellen. Und natürlich wegen des kunsthistorischen Wertes der Werke.

Aber wie kommen solch wunderbare Kunstwerke für so einen langen Zeitraum nach Saarbrücken? „Wir hatten schon im Jahr 2017 für die Ausstellung ,Grand Tour’ Leihgaben aus dem Lindenau-Museum“, erklärt Thomas Martin, der Kurator der Ausstellung. Dann habe man sich im Jahr 2018 gegenseitig ein Gemälde von Max Slevogt ausgeliehen. „Im letzten Sommer hatten Roland Krischke, der Direktor des Lindenau-Museums, und ich ein Telefongespräch. Und dann ging alles ganz schnell“, erklärt Roland Mönig, Direktor des Saarlandmuseums.

Denn in Altenburg tritt das ein, was man in Saarbrücken schon kennt. Das Museum wird renoviert und klimatechnisch neu ausgestattet. Dafür wird es mehrere Jahre geschlossen sein. Und da hatten die beiden Direktoren die Idee, einige Schätze des Museums vorübergehend in Saarbrücken zu zeigen, anstatt sie im Depot zu lagern.

„Die nationale und internationale Vernetzung und Kooperation unter den Museen ist ganz wichtig. Denn daraus entstehen solche Vorhaben. Für das Lindenau-Museum ganz im Osten Deutschlands bieten wir hier ein Schaufenster ganz im Westen, mit Strahlkraft nach Frankreich“, betont er. Nach der schnellen Übereinkunft durfte sich daher das Saarbrücker Team die schönsten Kunstwerke aussuchen.

„Das Lindenau-Museum verfügt über Einzelobjekte von der Antike bis in die Moderne. Das deuten wir hier nur in einem Raum an. Denn wir haben uns ganz auf die italienischen Meister konzentriert, da die Werke aus Altenburg zu den weltweit bedeutendsten Sammlungen in diesem Bereich zählen“, erklärt Thomas Martin. Eigentlich seien 40 Meisterwerke zur Ausleihe ausgemacht gewesen. „Aber dann stand ich im Sommer vor den Gemälden, und da sprachen noch mehr zu mir. Die Liste ist größer geworden. Und die durften wir auch ausleihen“, sagt er lachend.

Die Ausstellung zeigt daher die besten Objekte des Lindenau-Museums, Werke aus der Zeit von 1290 bis 1530. Ein Großteil zeigt der Zeit entsprechend religiöse Motive, die aber gleichzeitig die Entwicklung der Malerei in diesem Zeitraum nachvollziehen lassen. Wegen der Qualität der Werke soll ihnen die Alten Sammlung ihnen optimale Bedingungen bieten.

Neben den Schauvitrinen, die ebenfalls aus Altenburg kamen, wurde ein Klimaschrank für zwei Holztafeln gebaut, das Klima in der Ausstellung wird ununterbrochen mit Hygrographen und digital überwacht. Außerdem mussten große, schwere, schwarze Vorhänge vor den Fenstern angebracht werden zum Schutz der Kunstwerke.

Die hochwertige Ausstellung wird in Chemnitz zu sehen sein, wenn sie Saarbrücken verlässt. Aber bis dahin, bis zum 15. November, haben die Saarbrücker ein Renaissance-Museum auf Zeit.

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