Hier hat man das Gefühl, am richtigen Platz zu sein

Bischmisheim. Die evangelische Kirche Bischmisheim fällt schon allein ihrer Form wegen aus dem Rahmen. Das empfand auch die Gemeinde nach Ende der Bauzeit 1824 - und lehnte das oktogonale Gebäude daher erst einmal ab. Dabei hatte es ein echter Meister seines Faches entworfen: Karl Friedrich Schinkel, der Baumeister des preußischen Königs

Bischmisheim. Die evangelische Kirche Bischmisheim fällt schon allein ihrer Form wegen aus dem Rahmen. Das empfand auch die Gemeinde nach Ende der Bauzeit 1824 - und lehnte das oktogonale Gebäude daher erst einmal ab. Dabei hatte es ein echter Meister seines Faches entworfen: Karl Friedrich Schinkel, der Baumeister des preußischen Königs. Er, der als Hauptvertreter der klassizistischen Architektur gilt, übernahm selbst die Bearbeitung der eingereichten Unterlagen zum Neubau der Kirche. Mit seiner Sachlichkeit, Effektivität und Rationalität entspricht der Bau dem Idealtypus einer evangelischen Dorfkirche. Sie liegt mitten im Ort. Doch spätestens, wenn man über den von Kastanienbäumen gesäumten Weg zur Kirche hochgeht, hat man das Gefühl, den Alltag hinter sich zu lassen. Der unverputzte Bau, gekrönt von einem pyramidenartigen Dach, besteht aus dem rötlichen Sandstein der Umgebung. Innen tragen acht Säulen eine rundum verlaufende Empore, die Kirchenbänke gruppieren sich siebenseitig um den Kanzelaltar. Das vermittelt einerseits das Gefühl, zu schweben, andererseits spürt man Erdung. Das Raumkonzept macht die Bischmisheimer Kirche zu einem idealen Ort für Konzerte abseits kirchenmusikalischen Massengeschmacks. So ist seit einigen Jahren die Fritz-Neumeyer-Akademie für Alte Musik im Saarland mit ihren Kammerkonzerten ein gern gesehener Gast. Die Aufführung von Musik aus Renaissance und Barock verlangt heute oft Kompromisse. Kirchen sind hierfür zwar beliebte Veranstaltungsorte, doch nicht alles, was dort heute an Alter Musik gegeben wird, war für den Sakralraum gedacht. Kleine Kammerbesetzungen waren eher im höfischen Umfeld von der Tafelmusik bis zur Lustbarkeit in Schlossgärten anzutreffen. Dank der Intimität der Schinkelkirche verschwimmen diese Grenzen jedoch. So hat man bei Programmen wie Blockflötenconsortmusik aus dem höfischen England, französischer Gambenmusik oder Mariengesängen aus Renaissance und Frühbarock immer das Gefühl, am richtigen Platz zu sein. Einheimische Künstler konzertieren in der Reihe genauso wie auswärtige Ensembles (wie zum Beispiel La Villanella aus Basel), die gern auch einmal im Rahmen des Festivals Tage Alter Musik im Saarland (TAMIS) zu Gast sind. Im Rahmen der Saarbrücker Sommermusik wird die Schinkelkirche ebenfalls genutzt. Am 27. August wird das Gotteshaus in Celloland verwandelt, und Werke für Cello solo sowie Cello und Gitarre quer durch alle Epochen werden erklingen. Am 3. September zollt das Haydn-Quartett den Werken seines Namensgebers Tribut und entführt mit Streichquintetten in die Königsdisziplin der Kammermusik.

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