Verzweifelter Aufruf im Internet Wirtin in Bischmisheim bietet Freibier gegen Öl und Mehl – Gäste retten sie
Saarbrücken · Mit einer mehr als ungewöhnlichen Aktion hat die Wirtin des Turnerheims in Saarbrücken-Bischmisheim auf ihre Notlage hingewiesen. Daniel Malter brauchte Zutaten, die wegen Hamsterkäufen kaum noch zu haben sind. Was ihre Gäste zur spontanen Hilfe anregte. Und nicht nur die.
Die Küche: das Herzstück eines jeden Gastronoms, der seine Gäste mit Speisen verwöhnen will. Doch das funktioniert nur, wenn auch die Zutaten zu haben sind. Obwohl die Lager nach Auskunft der Handelsunternehmen gut gefüllt sind und es eigentlich keine Engpässe gebe, bleiben viele Regale in den Geschäften zurzeit leer.
Der Grund dafür: Hamsterkäufe. Kunden stürzen sich besonders auf Mehl und Speiseöl. Die Mitarbeiter und Lieferanten kommen gar nicht mehr nach, aufzufüllen. Einige Händler gehen darum dazu über, nur noch rationiert die Ware zu verkaufen.
Doch auch das reicht nicht. Zum Leidwesen von Daniela Malter. Die Wirtin des Turnerheims in Saarbrücken-Bischmisheim brauchte dringend Speiseöl und Mehl. Doch wo sie auch zum Einkauf hinkam: ausverkauft. „Ich arbeite in der Regel zwischen sieben und 23 Uhr in meinem Lokal. Bin Bedienung und Köchin zugleich. Da bleibt mir kaum Zeit, um umherzufahren und danach zu suchen“, schildert die 38-Jährige.
Da kam sie am Tresen auf eine Schnapsidee. Vielmehr brachte sie jemand darauf: „Bitte doch deine Gäste darum, ob sie dir helfen können. Und wenn dann jemand was vorbeibringt, spendier ihm ein Bier.“
Gesagt, getan. „Es war wirklich nur als Scherz gedacht“, beteuert Malter. Doch sie startete den Aufruf auf der Internetseite des Turnerheims bei Facebook. In allen Super- und Großmärkten sei sie leer ausgegangen. Doch sie wolle die Speisen auf der Karte wie gewohnt anbieten. Außerdem stünden Veranstaltungen an, währenddessen ebenfalls Essen gewünscht wird.
Mehl und Speiseöl gegen Freibier
Dann darunter ihr Angebot: Wer ihr einen Liter Speiseöl vorbeibringt, erhält zwei Bier. Für ein Päckchen Mehl bot sie ein Bier an. Damit wollte sie ihr Angebot aus der Küche retten. Dieser Aufruf wurde von ihren Kunden auf der Internetplattform mehr als 120 Mal geteilt. So sprach sich die Notlage im Turnerheim in Windeseile herum.
Und nicht nur das: Die Angesprochenen ließen Taten folgen. Sie versorgten ihre Wirtin mit dem, was sie so dringend brauchte. Malter: „Einige sind auch nach Frankreich in den Supermarkt und brachten mir von dort was mit.“ Sogar Menschen, die sie gar nicht kannte, keine Stammkunden sind, seien dem Aufruf gefolgt.
Die Turnerheim-Betreiberin ist erleichtert: „Das Ostermenü ist gesichert.“ Und wahrscheinlich sogar darüber hinaus. „Das Lager ist gefüllt.“ So stünden zurzeit 14 Liter Speiseöl, elf Kilo Mehl und sechs Liter Frittierfett parat.
Wenn das mit den Hamsterkäufen so weitergeht, sollte man darüber nachdenken, Öl und Mehl, vielleicht auch noch die Nudeln in einen Tresor zu sperren, philosophiert Daniela Malter, um dann in schallendes Gelächter auszubrechen.