Netzwerk Freie Szene Ein besonderes Festival sucht Förderer

Saarbrücken/Völklingen · Eine nie dagewesene Zusammenarbeit soll das „Freistil“-Festival des Netzwerks Freie Szene Saar ermöglichen. Unterstützer sind das Völklinger Weltkulturerbe und das Staatstheater.

 Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte öffnet sich der freien Saarbrücker Kulturszene. In der Erzhalle gibt es dank der Vorarbeit des Staatstheaters bereits Bühne, Zuschauerreihen und Licht-Technik. Der neue Direktor des  Weltkulturerbes, Ralf Beil, stellt den Raum der Szene zur Verfügung.

Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte öffnet sich der freien Saarbrücker Kulturszene. In der Erzhalle gibt es dank der Vorarbeit des Staatstheaters bereits Bühne, Zuschauerreihen und Licht-Technik. Der neue Direktor des  Weltkulturerbes, Ralf Beil, stellt den Raum der Szene zur Verfügung.

Foto: Iris Maria Maurer

Manchmal braucht es offenbar eine Seuche, damit sich ungeahnte Möglichkeiten eröffnen. Engagierte Kulturmenschen und eine zupackende Ministerin müssen allerdings auch noch in die Zutatenliste. Und auf einmal findet im Saarland eine Zusammenarbeit statt, an die kaum jemand auch nur gedacht hat.

Das Saarbrücker Netzwerk Freie Szene, ein Zusammenschluss von professionell arbeitenden darstellenden Künstlerinnen und Künstlern der Stadt, wird wenn alles gut geht im November ein Festival ausrichten. Und zwar in der Erzhalle des Völklinger Weltkulturerbes.

„Freistil“, so der Name, soll eine Art Leistungsschau der Szene sein, Tänzerinnen, Schauspieler, Performerinnen und Musiker zeigen zwischen dem 20. und 29. November an verschiedenen Abenden, was sie drauf haben.

Dass dieser schöne Plan in die Welt kam, verdankt sich der Kulturministerin. Christine Streichert-Clivot lud auf dem Höhepunkt der Corona-Krise im Frühsommer zu einem Kulturgipfel ein. Die Ministerin wollte sich anhören, wie man den durch das virusbedingte Quasi-Berufverbot betroffenen Kreativen helfen könnte.

Bei diesem Gipfel kam so manches zur Sprache – vor allem aber, kamen sich Kulturmenschen näher. Und so trafen die Vertreter des Netzwerks Freie Szene auch auf den neuen Generaldirektor des Weltkulturerbes Ralf Beil und dazu noch auf den Intendanten des Saarländischen Staatstheaters (SST).

Ralf Beil erkannte die Nöte der Saarbrücker Szene, die keinen einzigen Spielort hat, der groß genug ist, um unter Corona-Bedingungen zu spielen. Ohnehin muss man ja in der Landeshauptstadt seit Jahren das Fehlen mittelgroßer Spielorte beklagen.

„Ralf Beil sprach mich an und sagte, wir haben Räume“, erzählt Peter Tiefenbrunner, der Sprecher des Netzwerks Freie Szene. Der neue Chef im Weltkulturerbe stellt der Saarbrücker Freien Szene die Erzalle bis Ende des Jahres zur Verfügung, um dort zu proben und Veranstaltungen zu organisieren. Sogar durch Corona-geschultes Personal werden die Künstlerinnen und Künstler unterstützt.

Dazu kommt, und da kommt das SST ins Spiel, dass in der Erzhalle sogar bereits eine Bühne steht und Beleuchtung installiert ist. Das alles hatte das Staatstheater für eine Produktion gebaut, die aktuell verschoben ist. Beides dürfen die Netzwerker nun für ihr Festival nutzen.

Also alles in trockenen Tüchern? Nicht ganz. Es müssen ja auch ein paar Kosten gedeckt werden. Die Künstlerinnen und Künstler brauchen wenigstens ein Mindesthonorar, es ist ja schließlich kein Hobby, was sie da betreiben und Einbußen hatten gerade die Kulturschaffenden in den letzten Monaten genug. Und: „Wir müssen Tontechnik anmieten“, sagt Peter Tiefenbrunner. „Aber wir haben schon überall Anträge gestellt und bekamen nur Absagen bisher“, erzählt er leicht frustriert. Nur das Kultusministerium hat zugesagt, sich zu beteiligen, aber wie und in welcher Höhe ist noch nicht sicher. Und ganz allein stemmen kann es das Ganze nicht.

„Die Stadt Saarbrücken hat abgesagt, kein Geld und die Veranstaltung sei nicht in  Saarbrücken“ – was ja nicht an den Saarbrücker (!) Künstlerinnen und Künstlern liegt. Auch bei mehreren angefragten Unternehmen ist bisher niemand bereit, einen Zuschuss zu geben. Jetzt hofft das Netzwerk auf Saartoto.

Etwa 50 000 Euro haben die Netzwerker für ihr „Freistil“-Festival kalkuliert. Immerhin sollen zwischen dem 20. und 29. November 15 Produktionen gezeigt werden – darunter die großartige politische Revue „Swing Heil“, „Lake Wostok“ mit dem Liquid Penguin Ensemble,  Kinderstücke vom Korso.op Kollektiv und von der Schauspielerin Corinna Preisberg, dazu Tanz und Zeitgenössische  Musik mit Bérangère  Brulebois und dem InZeit Ensemble. Eine regelrechte Leistungsschau der professionellen Saarbrücker Freien Kulturszene könnte das Ganze werden.

 Das InZeit-Ensemble ist ein Saarbrücker Aushängeschild für zeitgenössische und experimentelle Musik. In der Erzhalle wird es durch die Tänzerin Bérengère Brulebois erweitert.

Das InZeit-Ensemble ist ein Saarbrücker Aushängeschild für zeitgenössische und experimentelle Musik. In der Erzhalle wird es durch die Tänzerin Bérengère Brulebois erweitert.

Foto: Pierre Metzinger/Pierre METZINGER

Drei Institutionen haben vorgelegt, um nach dem langen Corona-Darben das erste Mal ein großes Festival der Szene zu ermöglichen: Kultusministerium, Weltkulturerbe und  Staatstheater. Jetzt fehlen nur noch ein paar beherzte Kulturfreunde als Zuschuss-Geber.

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