Benjamin Kelm: Von Saarbrücken nach New York und zurück Es klingt vielleicht blöd, aber ich kann einfach nicht anders als kreativ zu sein“

„Mein Freund Beuys“, ein Film über den szenebekannten Künstler Claude Jaté, ist schon fertig. Ein anderes Filmprojekt ist in Arbeit.Der Schauspieler Benjamin Kelm arbeitet an vielen Projekten. Auch das hat etwas mit Corona zu tun.

 Schauspieler, Autor und auch noch Filmemacher: Benjamin Kelm ist immer in kreativer Aktion.

Schauspieler, Autor und auch noch Filmemacher: Benjamin Kelm ist immer in kreativer Aktion.

Foto: Iris Maria Maurer

Davon, wie dieses Virus namens Corona so einen Lebensplan verändern kann, kann auch der Saarbrücker Schauspieler und Autor Benjamin Kelm ein Liedchen singen. Anfang 2020, als es mit der Pandemie gerade losging, befand Kelm sich noch in New York, wo er seit 2018 am The New York Conservatory for Dramatic Arts mit einem Teilstipendium eine zweijährige Schauspielausbildung absolvierte.

„Am 12. März hatten wir noch einmal Präsenzunterricht“, erinnert sich Kelm, „ab dann war die Schule zu und das sechs Wochen vor unserem Abschluss“. Ob er die Ausbildung überhaupt abschließen kann, sei zunächst unklar gewesen, erzählt Kelm, „dann hat der Unterricht der letzten Wochen doch online stattgefunden“.

Seinen Abschluss konnte Kelm so zwar machen, dennoch sei vieles weggefallen: Die Produktion von Showreels etwa, aber auch von der Schule organisierte Vorsprechen für Rollen. Und obwohl Kelms Visum noch für ein weiteres Jahr gültig war, kehrte er nach seinem Abschluss nach Deutschland zurück. „Es hätte keinen Sinn gemacht, dort zu bleiben, die Theater waren ja geschlossen, und es wurden keine Filme gedreht“, erklärt Kelm.

Angesichts seiner von einem Virus durchkreuzten Pläne, sich auch in den Staaten einen Namen als Schauspieler zu machen, den Kopf in den Sand zu stecken, daran wollte Kelm gar nicht erst denken. Im Gegenteil: Erinnert er sich an die Zeit der Lockdowns, erinnert er sich auch „an viele schöne Projekte“, wie er sagt.

Zunächst einmal seien da schon ab Mai 2020 die Dreharbeiten zum Kinofilm „Immenhof – Das große Versprechen“ gewesen, in dem Benjamin Kelm die Rolle des Marvin Schitters übernommen hat. Im Kino zu sehen wird der Film voraussichtlich ab Anfang Januar 2022 sein.

Sein Hauptprojekt des vergangenen Jahres sei allerdings „Mein Freund Beuys“, ein Film über den saarländischen Szene-Künstler Claude Jaté, gewesen. Benjamin Kelm hat dabei nicht nur die Rolle des Claude Jaté übernommen, sondern auch das Drehbuch für den Film geschrieben.

„Erste Gespräche zu diesem Projekt gab es schon, als ich noch in New York war“, erzählt Kelm, „da hat mich der Regisseur Roman Redzimski dann auch gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, das Drehbuch zu schreiben“.

Um die Hintergründe von Jatés psychischen Leiden zu verstehen, absolvierte Kelm vorbereitend für den Film sogar eine Hospitanz in der Sonnenberg-Klinik. Noch heute schwärmt er vom besonderen Charakter dieses Projektes, dem kleinen Team, den Drehorten im Nauwieser Viertel, am Sankt Johanner Markt und am Weltkulturerbe Völklinger Hütte.

Den luftleeren Raum des Lockdowns nutzte Kelm außerdem um seine Erfahrungen aus der Zeit in New York zu verarbeiten. Und zwar in Form eines Theaterstücks. „Weit weg von zu Hause, der Liebe so nah“ spiegele genau das Gefühl wieder, dass er während seiner Zeit in New York empfunden habe.

„Weit weg von zu Hause, der Liebe so nah“ ist dabei ein Solostück mit Monologen, szenischen Momenten und Gedichten. Eigentlich wollte Kelm es schon im Frühjahr uraufführen. Aber auch hier machte Corona ihm wieder einen Strich durch die Rechnung. Also hat Kelm kurzerhand auch noch ein Buch daraus geschrieben. „Es klingt vielleicht blöd“, sagt er, „aber ich kann einfach nicht anders als kreativ zu sein“. Für sein Buch sucht Kelm derzeit noch einen Verlag. Sobald die Umstände es zu lassen, will er dann auch sein Stück auf die Bühne bringen.

Dieser Tage arbeitet Benjamin Kelm indes schon wieder an einem ganz anderen Projekt. „Tin Cans“ (dt. Blechdosen) heißt der Kurzfilm, der gerade gleichzeitig in Saarbrücken und dem englischen Sheffield gedreht wird.

„Tin Cans“ erzählt von zwei pflanzenliebenden Fremden, die sich in einem Forum für Pflanzenfreunde kennenlernen, und via Zoom zur engsten Unterstützung füreinander während des Lockdowns werden. Das Drehbuch stammt von Kelms langjähriger Freundin Sophie Helbig, die er während einer Schauspielausbildung in London kennenlernte.

Helbig spielt die weibliche Hauptrolle und dreht mit dem Kameramann Matthias Djan in Sheffield, Benjamin Kelm dreht mit Roman Redzimski in Saarbrücken. Über die Distanz will das Team einen Film entstehen lassen, der das Thema Freundschaft und menschliche Verbindung in den Mittelpunkt stellt. „Das Wort Corona kommt aber nie explizit vor“, betont Kelm, „der Film hat einen universelleren Charakter“. Man darf gespannt sein.

 Ein Zoom-Meeting zu „Tin Cans“. Der Film entsteht zwischen England und Saarbrücken. Benjamin Kelm (vorne) spielt von hier aus mit.

Ein Zoom-Meeting zu „Tin Cans“. Der Film entsteht zwischen England und Saarbrücken. Benjamin Kelm (vorne) spielt von hier aus mit.

Foto: Kelm/benjamin Kelm
 Dreharbeiten auf der Saarbrücker Sonnenberg-Klinik für den Film "Mein Freund Beuys".

Dreharbeiten auf der Saarbrücker Sonnenberg-Klinik für den Film "Mein Freund Beuys".

Foto: Tobias Keßler
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