Feuerwehr Der Schichtdienst schweißt zusammen

Saarbrücken · Wenn Alt und Jung zusammenarbeiten, kann es Konflikte geben. Bei der Feuerwehr weiß man damit umzugehen.

 Hans-Peter Staudt (59 Jahre, links) und Jens Krämer (26 Jahre) arbeiten Hand in Hand.

Hans-Peter Staudt (59 Jahre, links) und Jens Krämer (26 Jahre) arbeiten Hand in Hand.

Foto: BeckerBredel

Alte und Junge bilden auf der Arbeit vielfach eigene Grüppchen. Sie haben andere Themen, andere Interessen. Bei der Saarbrücker Berufsfeuerwehr ist das anders, dort arbeitet man in festen Schichten und kann sich kaum aus dem Weg gehen. Hans-Peter Staudt (59) und Jens Krämer (26) finden gerade diesen Umstand ganz toll: „Wir haben einen Job, wo sich kaum mal etwas wiederholt, jeder Einsatz ist anders. Die alten Kollegen haben unheimlich viel erlebt, und ihr Erfahrungsschatz ist ungemein wertvoll. Man kann da jeden Tag etwas lernen, wenn man sich nur ein wenig öffnet“, sagt Krämer.

Der 26-jährige Bau- und Möbelschreiner ist seit fünf Jahren bei der Feuerwehr, hatte sich nach dem Zivildienst beworben, weil ihm gerade das Teamwork im Zivildienst schon so imponiert hatte. „Feuerwehrverrückt war ich nie“, sagt der Teilnehmer der Bachelor-TV-Show. Ohne den Zivildienst wäre er wohl nie Feuerwehrmann geworden. „Aber heute gehe ich jeden Tag richtig gern zur Arbeit“, sagt er. In der Feuerwache 2 in Burbach teile er sich den 24-Stunden-Dienst mit den stets gleichen Kameraden. „Wir feiern Silvester und Weihnachten zusammen. Wir kochen, und wir räumen auf. Wir putzen, und wir fahren zu den Einsätzen. Da entstehen Freundschaften und irgendwie auch eine zweite Familie“, erzählt der ehemalige Handwerker, dessen Gesellenjahre Voraussetzung für eine Einstellung bei der Feuerwehr waren.

„Wenn wir einen haben, der sein Geschirr nicht abräumt, dann nehmen wir Älteren ihn zur Seite. Wir reden drüber, und dann klappt das meist“, erzählt Staudt. „Es ist nicht unser Job, die jungen Kollegen zu erziehen. Aber auf ein paar Grundregeln achten wir schon. Und bei Konflikten lösen wir Älteren das, dann gibt es unter den Jungen keinen Streit“, sagt Staudt. 2020 gehe er in Rente. Dem ehemaligen Boxer und Ausdauersportler wird der Abschied vom Dienst schwerfallen, gibt er offen zu. „Auch ich war nie feuerwehrverrückt. Ich wollte einfach einen Beruf, in dem man anderen Menschen helfen kann. Als gelernter Maler und Lackierer kam ich dann zur Feuerwehr. Ich bin kein Uniformtyp. Aber es hat mich gereizt. Und das tut es heute noch“, schildert der 59-Jährige seinen Job, mit dem er schlimme Erinnerungen genauso verbindet wie „Glücksmomente“: „Über die schlimmen Dinge spreche ich draußen niemals. Auch meine Frau wird damit nicht belastet.“ Die Glücksmomente kann er auflisten und erzählt von geretteten Enten, einer Geburt auf der Straße, der Dankbarkeit einer verwirrten alten Dame beim Krankentransport und der Jagd nach ausgebüxten Wisenten im Saarbrücker Wildpark. Nur in einer Sache sind Alt und Jung bei der Wehr erbitterte Gegner: beim traditionellen Fußballspiel „Alt gegen Jung“ im Dienstsport. Wer das meist gewinnt? Laut Staudt ein Dienstgeheimnis.

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