St. Johanner Markt Baustellen-Ende gut, aber nicht alles gut?

St. Johann · Die Wirte am Markt sind erleichtert, weil die Dauerbaustelle bald verschwindet. Zumindest ein Wirt fürchtet dennoch um seine Existenz.

 Seit einigen Jahren wird am Markt (hier ein Blick in die Kaltenbachstraße) gebaut. Erst wurden Kanäle erneuert, dann erstmal ausgiebig übers neue Pflaster gestritten, bevor es weiterging mit der Sanierung.

Seit einigen Jahren wird am Markt (hier ein Blick in die Kaltenbachstraße) gebaut. Erst wurden Kanäle erneuert, dann erstmal ausgiebig übers neue Pflaster gestritten, bevor es weiterging mit der Sanierung.

Foto: BeckerBredel

Baustellenlärm, Absperrungen, Bagger und Bauarbeiter statt Stühle für die Gäste vor der Tür. Die Wirte am St. Johanner Markt im Allgemeinen und in der Kaltenbachstraße im Besonderen haben einige harte, teilweise nervenaufreibende Jahre hinter sich. Doch nun ist ein Ende abzusehen. Und diejenigen, die lange gelitten haben, wirken zufrieden mit dem Ergebnis. Die ganze Kaltenbachstraße scheint begeistert von ihrem neuen Kleid.

Die ganze Kaltenbachstraße? Nein, die kleinste Kneipe am oberen Ende will sich dem, was das Stadtplanungsamt begonnen und vollendet hat, nicht beugen. Auch bei Peter Weis, dem Wirt des  Glühwürmchens,  rufen das „bisher verlegte Pflaster und die Ausführung der Arbeiten großes Wohlwollen hervor“. „Und auch ich, wie auch meine Gastronomenkollegen, könnten sagen: Alles prima“, teilt Peter Weis mit. Aber er musste dann doch feststellen, „dass das Stadtplanungsamt in Teilen an der Realität vorbeigeplant hat“.

Das Problem: Für sein Glühwürmchen bestehe „in Zukunft keinerlei Möglichkeit mehr, Bestuhlung vor der eigenen Kneipe zu betreiben, sondern auf der gegenüberliegenden Straßenseite unmittelbar vor einem Wettbewerberbetrieb“. Und das sei  „ausgerechnet eine der ganz wenigen Kneipen, die es seit der Neugestaltung des St. Johanner Marktes 1974 geschafft haben,  treue Stammgäste über mehr als 40 Jahre hinweg zu halten“. Dieses „über Jahre hinweg gewachsene Sozialgefüge durch die Umsiedlung vor eine andere Gaststätte zu zerreißen und dann allen Ernstes zu glauben, dass darunter die Geschäfte meiner Gaststätte nicht leiden werden, und zu akzeptieren, dass dem Betrieb erheblicher wirtschaftlicher Schaden zugefügt werden wird“ sei nicht akzeptabel. Zumal das Ganze recht plötzlich gekommen sei. In einem „Workshop“ am 5. Juli sei ihm die neue Lage erst mitgeteilt worden.

So dramatisch sieht man das im Rathaus nicht. „Die Anforderungen an den öffentlichen Raum haben sich in der Zwischenzeit verändert“, sagt Stadtpressesprecher Thomas Blug. Die Stadt verfolge das Ziel, den Bedürfnissen möglichst aller Nutzer des Markts — also der Wirte, Besucher, aber auch der Behinderten und der Feuerwehr — gerecht zu werden. „Insbesondere die Barrierefreiheit ist zum festen Bestandteil der Planungskultur geworden, auch die Sicherheitsbestimmungen haben sich seither verändert“, sagt Blug.

 Und so habe die Stadt „ein Standard-Blindenleitsystem in die Gestaltung integriert“. Es beginnt an der Katholisch-Kirch-Straße. Von dort aus weist eine Leitlinie zur Kaltenbachstraße und eine andere Linie zur Behindertentoilette. Des Weiteren wurde entlang des Blindenleitsystems eine zwei Meter breite Trasse angelegt, auf der Menschen mit Rollstuhl anders als auf dem normalen Pflaster erschütterungsfrei vorankommen.

 Für Notfälle und Rettungseinsätze sei zudem eine ungehinderte Durchfahrt zu gewährleisten. „Durch die Zunahme von Gastronomiebetrieben mit Außenbestuhlungsflächen in den letzten Jahren wurde bei Feuerwehreinsätzen und Probeeinsätzen in der jüngeren Vergangenheit festgestellt, dass im gesamten Fußgängerbereich zukünftig verstärkt auf eine ungehinderte Durchfahrt von Rettungsfahrzeugen geachtet werden muss“, sagt Blug.

 Peter Weis hat vor gut einem Jahr die Traditionskneipe „Glühwürmchen“ übernommen.

Peter Weis hat vor gut einem Jahr die Traditionskneipe „Glühwürmchen“ übernommen.

Foto: Rich Serra

 An diese Standards habe man die Kaltenbachstraße angepasst. Das habe nun mal Auswirkungen auf die Bestuhlungsflächen. „Das Glühwürmchen befindet sich in einem schmalen Gebäude“, erklärt  Blug. Deshalb dürfe es dort nur noch die Hälfte der Tische und Stühle wie bisher geben. Als Kompromissvorschlag habe die Stadt „zum Ausgleich eine vergleichsweise große Fläche von rund zwölf Quadratmetern angeboten, die allerdings schräg gegenüber liegt“. „Dieser Lösungsvorschlag ist kein Einzelfall“, betont Blug. Am St. Johanner Markt sind die Außenbestuhlungsflächen nicht immer direkt vor dem jeweiligen Lokal. Mit Peter Weis wolle man noch mal reden.

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