Das Eventhaus Zum Hirsch in St. Arnual läuft wieder auf Hochtouren Im Hirsch gibt es Zauberei, Cabaret und frivole Spiele

Saarbrücken · Das Eventgasthaus Hirsch in St. Arnual ist dank der Corona-Hilfen durch die Krise gekommen. Jetzt werden hier manche Unterhaltungs-Formate neu ins Programm genommen, zum Beispiel ein „After Work Circus mit Open Stage“, eine Mischung aus professionellem Unterhaltungsabend und Talentshow.

 „After Work Circus mit Open Stage“ ist ein neues Format im Hirsch in St. Arnual. Hier wagt Rafael einen Stand up auf der kleinen Bühne, ganz links sieht man Julian Blomann in einer seiner schönen Zirkusjacken.

„After Work Circus mit Open Stage“ ist ein neues Format im Hirsch in St. Arnual. Hier wagt Rafael einen Stand up auf der kleinen Bühne, ganz links sieht man Julian Blomann in einer seiner schönen Zirkusjacken.

Foto: Iris Maria Maurer

Krisenstimmung? Herbstblues? Dagegen gibt es ein bewährtes Mittel: das Lachen. Davon gab es reichlich unlängst beim „After Work Circus mit Open Stage“ im Hirsch in St. Arnual. Der Duft von Popcorn (das gibt’s kostenlos) waberte durch die Luft, dazu Guinness vom Fass und zwei Moderatoren vom Feinsten: Der eine der Zauberkünstler Kalibo, wie gewohnt in Schwarz-Orange gekleidet, und der andere Hirsch-Chef Julian Blomann, der überm Ringelpulli eine seiner sechs Zirkusdirektoren-Jacken trug. Die beiden warfen sich augenzwinkernd die Bälle zu und sorgten mit launigen Sprüchen für beste Unterhaltung.

Der „After Work Circus mit Open Stage“ ist ein recht neues Format in der „Baker Street – Eventgastronomie im Hirsch“ (so der offizielle Name bei Veranstaltungen) und bietet einmal im Monat Nachwuchskünstlerinnen und -künstlern die Möglichkeit, ihr Talent auf der Kleinkunstbühne vorzustellen. Dabei geht es, wie Blomann betont, nicht um einen Wettbewerb, sondern darum, schlummernde Talente zum Leben zu erwecken, der Kleinkunst im Saarland also einen Entwicklungsraum zu bieten. „Hier kann man sich ausprobieren, man muss sich einfach nur trauen.“ Der „Applausometer“ registriert die Dezibel des frenetisch klatschenden Publikums. So wird der oder die Beste gekürt. Der Preis ist ein Auftritt als „Sidekick“ beim nächsten Termin.

„Ich bin der Sidekick“ stellte sich denn auch Silvère vor, der mit seiner Partnerin Sarah als „Duo Rétro“ aus Puttelange mit eigenen Chansons, aber auch mit den Evergreens „Oh, Champs-Elysées“ und „La Vie en Rose“ begeisterte.

Viel Beifall gab es an diesem Abend aber auch für die drei jungen Menschen, die sich auf die Bühne trauten. Den Anfang machte Poetry-Slammer Yannik Feser, dessen „Song meines Lebens“ für Gänsehaut sorgte und der die meisten Stimmen erhielt. Christina Betz überzeugte mit einfühlsamen (Liebes-) Liedern, und Rafael Schwinn übte sich im schweren Genre der Stand-up Comedy. Der vierte (freie) Slot blieb bedauerlicherweise unbesetzt. Für den nächsten Termin wünscht sich Blomann mehr Bewerbungen: „Tanz, Magie, Artistik, Jonglieren, Poetry-Slam, Stand-up, Magie – es gibt so viel Kunst in jeder Spielart,“ wirbt Blomann für das Format, denn: „Wir brauchen ganz dringend Nachwuchskünstler, die die Kunst leben!“

Der neue „After Work Circus“ ist jedoch nicht nur Talentsuche, sondern auch Show – und da sorgte Kalibo mit seinen Zauberkünsten für beste Stimmung – und großes Staunen. Mit offenem Mund verfolgte man verblüffende Seiltricks. „Das ist ein ganz normales Seil, das man in jedem Schlafzimmer findet,“ erläuterte Kalibo grinsend, bevor er es zerschnippelte und wieder zusammenfügte: Eigentlich kennt man das, wie auch die vorgeführten Kartentricks, aber mit seinen Gags und frechen Sprüchen polierte Kalibo seine Zaubereien mächtig auf – jeder Stand-up Comedian hätte in ihm ein Vorbild par excellence.

Varieté Surprise Nuit ist eines der monatlichen Formate im Hirsch, eine Varieté-Show im Geiste des Vaudeville Theaters, mit bekannten Acts und Newcomern aus dem Saarland und der Großregion.

Varieté Surprise Nuit ist eines der monatlichen Formate im Hirsch, eine Varieté-Show im Geiste des Vaudeville Theaters, mit bekannten Acts und Newcomern aus dem Saarland und der Großregion.

Foto: Agentur Erlebnisraum

Doch noch mal zurück zu den neuen Formaten im Hirsch: Neben der neuen „Open Stage“ hat Julian Blomann das Burlesque-Programm weiter ausgebaut. Die Mischung aus Erotikshow in gewagten Outfits und Spiel mit dem Publikum ist im Südwesten (noch) selten. „Ein Hauch Frivolität, ein Schuss Nostalgie, eine Prise prickelnde Sinnlichkeit – garniert mit einem frechen Augenaufschlag“ – so formuliert es Leo Rise, einer der Besten der Szene.

Das Theater Hirsch hat sich mittlerweile mit Luxemburg vernetzt, Künstler treten hier und dort auf, man bereichert sich gegenseitig. Man probiert Neues und streicht, was nicht läuft. Das „Varieté Surprise“ habe sich weiterentwickelt, sagt Blomann. Aber die Variante mit Menü bewährte sich nicht, also weg damit. Guten Zuspruch haben durchweg die „Tasting“-Abende, an denen man Gin, Whisky, Bier oder Wein verkosten kann. Der „Renner“ sind nach wie vor die „Criminal Dinner“, die Blomann mittlerweile im ganzen deutschsprachigen Raum verkauft.

Nur durch die Corona-Fördergelder überlebte das Theater die Pandemie und das Team um Blomann konnte mithilfe der finanziellen Unterstützung die Formate (weiter-)entwickeln. Jetzt hofft man auf „volle Shows“ wie früher. Denn: Künstlerinnen und Künstler live erleben, die unterhalten, erheitern, amüsieren – dazu inspirierende Begegnungen mit Menschen, der Duft von Popcorn und ein frisches Guinness vom Fass – das bereichert das Leben und es könnte auch eine gute Medizin gegen Herbstblues und Krisenstimmung sein.

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