Ausstellung im Bürgeramt City Vorbild durch Mut und Menschlichkeit

Gersweiler · Schüler haben die Werte von Katharine Weißgerber in die Moderne übertragen. Ihre Kunstwerke sind im Bürgeramt City ausgestellt.

 Mal im Stil von Andy Warhol, mal in einer Spray-Technik auf Zeitungspapier: Schüler der Katharine-Weißgerber-Gemeinschaftsschule in Gersweiler haben die „Schultze Kathrin“ in einen neuen Kontext gesetzt.

Mal im Stil von Andy Warhol, mal in einer Spray-Technik auf Zeitungspapier: Schüler der Katharine-Weißgerber-Gemeinschaftsschule in Gersweiler haben die „Schultze Kathrin“ in einen neuen Kontext gesetzt.

Zum 200. Geburtsjahr will die Katharine-Weißgerber-Gemeinschaftsschule in Gersweiler mit einer Reihe von künstlerischen Aktionen an ihre Namensstifterin erinnern. In der Kunst AG sind Kunstwerke entstanden, bei denen die Schüler ein historisches Porträt von Katharine Weißgerber mit Mitteln der modernen Kunst bearbeitet haben. Unter dem Titel „Katharine Weißgerber trifft auf die Moderne“ waren die Kunstwerke zunächst im Landtag zu sehen. Seit Montag ist die Ausstellung im Bürgeramt City zu Gast.

Doch wer war Katharine Weißgerber? Und warum widmen sich die Schüler der künstlerischen Aufbereitung ihrer Geschichte? Ein Sprung in die Geschichte Saarbrückens, ein Sprung ins 19. Jahrhundert: Am 3. August 1818 wurde Katharine Weißgerber als Tochter einer einfachen Bergmannsfamilie in Schwarzenholz geboren. Im Alter von 14 Jahren kam sie als Kindermädchen und Haushaltshilfe zur Familie Schultz nach Saarbrücken – daher ihr Spitzname „Schultze Kathrin“. Als im Zuge des deutsch-französischen Krieges 1870 auch Saarbrücken zum Kriegsschauplatz wurde, kümmerte sich Katharine Weißgerber um Verletzte – unabhängig von ihrer Nationalität. Dabei handelte sie ohne Auftrag, lediglich aus Eigenverantwortung und reiner Menschlichkeit. Sie wollte dort helfen, wo es eben nötig war.

Die Schüler sind stolz auf die Namensgeberin ihrer Schule, sehen sie gar als Vorbild. „Das Schicksal der ,Schultze Kathrin’ hat uns sehr berührt. Sie hat sich für andere Menschen, egal welcher Herkunft oder Nationalität, eingesetzt, obwohl sie selbst in Armut und sehr einfach leben musste“, heißt es von Seiten der Schülerschaft.

Die Kunstwerke der Kunst AG lassen ein historisches Porträt der „Schultze Kathrin“ in neuem Glanz erstrahlen: Mal im Stile von Andy Warhols berühmten Porträt-Werken in schrillen Farben und Negativdruck, mal in der Collagen-Technik. Mal in einer Spray-Technik auf Zeitungspapier, mal in malerischer Adaption mit bunten Farben. Doch die moderne Aufbereitung des Porträts ist nicht bloße Spielerei – dahinter steckt eine Idee mit System.

Mit den künstlerischen Mitteln unserer Zeit wollen die Schüler Katharine Weißgerber und ihre Werte in die jetzige Lebensrealität integrieren. „Menschlichkeit, Eigeninitiative, Tatkraft, Nächstenliebe, Zivilcourage, Antirassismus und Gleichberechtigung sind keine modernen Erfindungen, sondern bestimmen das Leben der Menschen von Anfang an“, finden sie. Manchmal fragen sich die Schüler, was ihre „Schultze Kathrin“ von der heutigen Gesellschaft denken würde. Fragen können sie sie nicht mehr. Allerdings können ihre Kunstwerke einen neuen Dialog zum Ist-Zustand der Gesellschaft anregen.

Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz lobt die Initiative der „Schultze Kathrin“ und legt ihre Werte nicht nur den Schülern ans Herz: „Katharine Weißgerber steht auch heute noch für Mut, eigenverantwortliches Handeln und Menschlichkeit. Charaktereigenschaften, die ich auch den Schülern der Katharine-Weißgerber-Gemeinschaftsschule ans Herz legen möchte. Aber natürlich auch den  Bürgern, die sich nun ihre Wartezeit im Bürgeramt mit wunderbaren Kunstwerken verkürzen können.“

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