Ausstellung im Arrival Room: Metal auf Metall „Saartan“ und die Bienenvölker zwischen Waffen

Eugen Georg, Chef des Ausstellungsraums Arrival Room, war beim Rundgang der Hochschule der Bildenden Künste Saar. Und das hatte Folgen. Er entdeckte dort zwei junge Künstler und brachte sie für ein Ausstellungsprojekt zusammen. Nun trifft hier Rüstungsproduktion auf Blasphemie.

 Thilo Ramme und Lukas Luman stellen gemeinsam im Arrival Room aus. Thilo Ramme zeigt unter anderem eher auffällige Tarnmuster und Lukas Luman zitiert die Motive der Heavy-Metal-Welt.

Thilo Ramme und Lukas Luman stellen gemeinsam im Arrival Room aus. Thilo Ramme zeigt unter anderem eher auffällige Tarnmuster und Lukas Luman zitiert die Motive der Heavy-Metal-Welt.

Foto: Arrival Room/Eugen Georg

„Metal auf Metall“ ist der ausgefallene Titel der neuen Ausstellung im Arrival Room – und der macht neugierig. Das erste „Metal“ steht für Heavy Metal, die bekannte Musikstilrichtung mit all ihren Subgenres. Das zweite Wort „Metall“ steht dagegen für Rheinmetall, den bedeutenden Rüstungskonzern.

Mit diesen dann eigentlich doch sehr unterschiedlichen Themen haben sich in letzter Zeit die beiden Studenten der Hochschule der Bildenden Künste Saar, Thilo Ramme und Lukas Luman, auseinandergesetzt. Und Eugen Georg, Geschäftsführer des Arrival Rooms, hat sie zusammengebracht. „Ich habe ihre Arbeiten während des HBK-Rundgangs gesehen, und dachte mir, ich würde die zwei Designstudenten gerne zusammen ausstellen“, erklärt er sein Ausstellungsexperiment.

Und so bietet „Metal auf Metall“ Überraschendes und Gegenwärtiges von zwei angehenden Designern, mit hohem Wiedererkennungswert. Thilo Ramme studiert im 6. Semester Kommunikationsdesign. Im letzten Semester hat er sich bei Prof. Stefan Hauser bereits mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall befasst. „Ich habe auf deren Webseite in einer Pressemitteilung vom 05.12.2022 gelesen, dass auf dem Gelände von Rheinmetall in Kassel sechs Bienenvölker betreut werden. Und ich fand das sehr absurd, dass sich ein Rüstungskonzern mit Nachhaltigkeit und Bienenpatenschaften beschäftigt“, erklärt er seine Idee.

Und so ließ er sich von den Camouflage-Mustern der Militäruniformen inspirieren, und erschuf ein eigenes Camouflage-Muster. Seines ist allerdings nicht nur Grün, Beige und Braun, wie das ursprüngliche Militärmuster, sondern auch Knallgelb und Grellpink. Thilo Ramme führt damit dieses Muster ebenso ins Absurde, wie es für ihn auch die „grüne“ Publicity des Rüstungskonzerns ist.

Dieses bunte Camouflage-Muster, das sicherlich nicht der Tarnung dienen kann, ziert eine ganze Wand des Arrival Rooms, aber auch den Boden. Denn dort hat er eine Installation mit Holzrahmen aufgebaut, in dem er einen mit seinem Muster getarnten Saugroboter zwischen ebenfalls getarnten Bienenhoniggläsern umher fahren lässt. Wichtig ist ihm, dass seine Arbeit zwar eindeutig das zweifelhafte, grüne Image der Rüstungsindustrie kritisiert, aber „ich kann nicht gegen diese Industrie sein. Der Krieg in der Ukraine zeigt aktuell, wie wichtig sie zur Verteidigung sein kann“.

Lukas Luman studiert im 10. Semester Produktdesign. Seine Arbeiten sind kein Teil seines Studiums, denn er hatte die Inspiration dazu während des letzten DesignBazaars, der im Dezember im Historischen Museum stattgefunden hat. Analog zu den Museumsobjekten ließen sich damals die teilnehmenden Studierenden des Basars von der saarländischen Geschichte zur Gestaltung ihrer eigenen Gegenstände inspirieren.

Lukas Luman, oder Luman Matheis, wie er sich selbst nennt, entwarf dazu den Schriftzug „SaarMetal“, der auf einer rostigen Platte in der Ausstellung präsentiert ist. Die Schrift ist verzerrt, erinnert an Flammen, Runen und Stacheldraht – wie man das eben von Schriften der Heavy Metal-Szene kennt. Luman Matheis hat diesen Schriftzug auf T-Shirts drucken lassen und damit einen Verkaufsschlager entwickelt. „Über die Shirts kam ich auf die Idee, gleich Kutten zu gestalten“, erklärt er. „Kutten“ sind in der Motorradfahrerszene Jeans- oder Lederwesten, auf denen die Abzeichen des Rockerclubs genäht werden.

Luman Matheis hat für die Ausstellung nun drei Kutten selbst gestaltet, die auf große Holzkreuze gezogen und an die Wand gelehnt präsentiert werden. Und diese Kutten sind übersät mit saarländischen Motiven und Anspielungen. So finden sich auf einer Kutte unter der Völklinger Hütte die Daten des Luisenthaler Grubenunglücks von 1962, ein Portrait von Carl Röchling oder eine Grubenlampe, alles im typischen Heavy-Metal Look. Und daneben ist auf einer anderen Kutte die Saarbrücker Ludwigskirche in Flammen zu sehen, samt verzerrtem „Geizigem Bäcker“ oder dem Schriftzug „The City of Saartan“. Dazu bildet der Produktdesigner auch eine schwangere Nonne ab, auf der gegenüberliegenden Wand hat er gleich eine kleine Christusstatue vom Kreuz genommen, bemalt, und umgekehrt wieder angebracht.

Luman Matheis ist sich sehr wohl bewusst, dass er mit diesen außergewöhnlichen Anspielungen, die einerseits Ausdruck einer Schwarzen Szene, andererseits aber auch blasphemisch sind, einige Besucher verärgern könnte. „Das ist in Ordnung für mich. Damit kann ich umgehen“, sagt er dazu und lacht.

Ausstellungsexperiment „Metal auf Metall“ von Thilo Ramme und Lukas Luman im Arrival Room, Großherzog-Friedrich-Straße 74 in Saarbrücken. Geöffnet bis 25. Juni, Dienstag bis Freitag von 12 bis 18 Uhr. Weitere Infos unter www.arrivalroom.de