Baustellenbrücke in Güdingen demontiert 40-Tonnen-Koloss schwebt ans Ufer

Güdingen · Baustellenbrücke in Güdingen demontiert. Doch die Arbeiten an der denkmalgeschützten Schleuse ziehen sich noch Jahre hin.

Fotos: Bauarbeiten an der Schleuse in Güdingen
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Bauarbeiten an der Güdinger Schleuse

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Foto: BeckerBredel

Am Donnerstagmorgen ist an der denkmalgeschützten Schleuse in Güdingen die Baustellenbrücke demontiert und mit einem Schwerlastkran ans Ufer gehoben worden. Die Güdinger Schleuse von 1863 ist die einzige gemauerte Schleuse im Südwesten Deutschlands. Neben der eigentlichen Schleuse steht auch das Wehr, an dem jetzt gearbeitet wurde, unter Denkmalschutz.

Im Unterwasser, das ist der Teil des Wehrs, der nach Saarbrücken zeigt, wurde ein knappes Jahr gewerkelt. Mit Steinen wurde jeweils eine Flusshälfte zugeschüttet, um den Bereich trocken zu legen und an dem Wehr arbeiten zu können. Für diese schweren Arbeiten wurde die Baubrücke gebraucht, die es den Lastwagen erst möglich machte, ans Wasser heranzukommen. 40 Tonnen wiegt die Stahlkonstruktion, die gestern Früh frei schwebend am Ufer abgesetzt wurde. Dort wird sie in drei Einzelteile zerlegt und abtransportiert. Projektleiter Andreas Theobald vom Saarbrücker Wasser- und Schiffahrtsamt (WSA) erklärte unserer Zeitung, wie es weitergeht.

In Güdingen ist nun erst einmal ein Jahr Baupause, dann geht es weiter. Denn im Oberwasser muss ebenfalls gebaut werden. Beginn sei 2021. Ziel des Gesamtprojekts sei es, mit neuen technischen Einrichtungen das Wehr revisionsfähig zu machen. Man wird es also trocken legen können, um die alle sechs Jahre vorgeschriebenen Bauwerksprüfungen erledigen zu können. Momentan wäre das nur möglich, wenn man großen Aufwand betreibt und sich eines Nadelwehrs von 1863 bedient. „Mit den Stahlnadeln wird das Wasser dann umgeleitet. Die Arbeitsschutzvorschriften verbieten heute diese riskante Arbeit.“

Ältere Saarbrücker werden sich an das Nadelwehr in Malstatt erinnern, wo heute der Wendeplatz für die Schiffe an der Westspange zu finden ist. Dort war eines der letzten Nadelwehre Deutschlands, gerade bei Hochwasser mussten Wasserbau-Mitarbeiter von Hand die Nadeln entfernen. Die Anlage wurde im Zuge des Ausbaus der Saar komplett abgerissen. In Güdingen wird die Technik nun auch nicht mehr eingesetzt. Die Stahlnadeln, die zum Teil noch im Wasser liegen, werde man bergen und die am wenigsten korrodierten Nadeln aufheben, erläutert Theobald. Der Mittelpfeiler der Baubrücke muss noch im Unterwasser entfernt werden, dies wird von einem Schiff aus gemacht. 2021 startet dann die dreijährige Bauphase im Oberwasser.

 An der Güdinger Schleuse wurde am Donnerstag die Baubrücke weggehoben. Der 40-Tonnen-Koloss wird nun am Ufer in drei Teile zerlegt und abtransportiert.

An der Güdinger Schleuse wurde am Donnerstag die Baubrücke weggehoben. Der 40-Tonnen-Koloss wird nun am Ufer in drei Teile zerlegt und abtransportiert.

Foto: BeckerBredel

Erneuert wurden bereits die ebenfalls denkmalgeschützten Maschinenhäuser, die ihre äußere Form erhalten haben, aber neu in Beton gegossen wurden. In den Maschinenhäusern ist heute noch der Elektromotor von 1938 im Einsatz, erklärt Jörg Lergon vom WSA. Er hat die Bedienungsanleitung dieses Motors heute noch, ein Einzelstück, das der Erbauer mit einer Schreibmaschine von Hand getippt hat. Dort ist vermerkt, dass man das komplette Wehr auch im Handbetrieb bewegen kann. Zwei Mann bräuchten dafür mit der Kurbel ohne Pause fünfeinhalb Stunden mit einer Kraftanstrengung von zehn Kilo. „Wer da fünfeinhalb Stunden gekurbelt hat, ist platt“, sagt Lergon. Zum Glück sei der Antrieb elektrifiziert. Trotzdem habe das Wehr bei den Bauarbeiten einmal von Hand geöffnet werden müssen. Nur ein Stück, doch seitdem wisse man, dass der Handbetrieb noch funktioniert.

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