Spontanes Diner in Saarbrücken Am kommenden Samstag speist Saarbrücken in Weiß

Saarbrücken · Morgen steigt die siebte Auflage des Saarbrücker Dîner Domino. Das große Vorbild ist das Dîner en blanc in Paris. Anmelden im Internet noch möglich.

 Auch der Vorplatz des Saarbrücker Schlosses war einmal Treffpunkt für das Diner en blanc. Mit dabei waren damals Marie und Hanin (rechts).

Auch der Vorplatz des Saarbrücker Schlosses war einmal Treffpunkt für das Diner en blanc. Mit dabei waren damals Marie und Hanin (rechts).

Foto: Iris Maurer

Ganz in Rot, man stelle sich das mal vor. 8000 Menschen in Rot, so viele, wie in diesem Jahr in Paris beim bekanntesten Dîner en blanc und wohl sowas wie dem Urvater des Spektakels waren, das Vorbild für viele ähnliche Veranstaltungen wie auch in Saarbrücken. Oje, sagt da Pascale Jahns-Petit, das wäre ja schlimm. Das Weiß, in dem die Leute beim Dîner en blanc erscheinen sollen, und niemand ist in all den Jahren bisher als bunter Vogel aufgefallen, ist keine willkürliche Eingebung. „Weiß ist vor allem sehr diskret und homogen, niemand schaut nach einer Marke oder nach einem Logo.“

Nachdem im vergangenen Jahr das Wetter doch zu unnachgiebig war mit den Herrschaften in Weiß und das komplette Projekt sich von heute auf morgen in nichts auflöste, steht es am kommenden Samstag nach dieser unfreiwilligen Pause endlich wieder an, das Dîner en blanc Saarbrückens, das die Französin Pascale Jahns-Petit für Herren in Not zu einem „Diner Domino“ zurechtgebogen hat. Zwickt die alte weiße Hose nach dem letzten Waschgang zu sehr am Popo oder ist erst gar keine vorhanden, dürfen die Männer ausnahmsweise in eine schwarze schlüpfen und dann ein bisschen wie Dominosteine aussehen, aber bitte nur dann. „Vorne angezogen und hinten nackt, warum nicht“, sagt Pascale Jahns-Petit. Aber alles möchte bitte in Weiß sein, das Gewand, das Tischtuch, das Service, eine Decke zum Bedecken der mitgebrachten Kiste oder des Korbs, eben so, wie man es durch die Tagesschau her aus Paris vom dortigen Diner kennt. Von dort stammt nämlich nicht nur Pascale Jahns-Petit, die seit den 80er-Jahren in Saarbrücken lebt, sondern auch ihre Idee, es hier den Franzosen gleich zu tun. Dieses Jahr ist es schon das siebte Mal, dass sie das Dîner organisiert. In Blieskastel beispielsweise, wo es wie in weiteren Gegenden des Landes auch schon ähnliche Veranstaltungen gibt, tritt die Stadt als Organisator auf. Aber das empfindet Jahns-Petit als zu passiv. Da stehen dann schon Tische und Stühle bereit. „Wir in Saarbrücken machen das selbst. Wir besetzen die Stadt!“, wie sie sagt. Sie lädt Freunde ein, die wiederum Freunde einladen. So kamen in besten Jahren bis zu 300 Teilnehmer zusammen. Alle bringen mit, was sie brauchen: einen Klapptisch, Stühle, ihr Geschirr. Der Treffpunkt macht erst am selben Tag die Runde. Um 19 Uhr kommen alle zusammen, bauen gemeinsam ihre Tische auf und essen gemeinsam. Wer ein Instrument beherrscht, darf auch das mitbringen und die Gesellschaft mit seiner Musik erfreuen. Am späten Abend genießen alle zusammen Champagner und entzünden Wunderkerzen, für die Organisatorin ein wirklich besonderer Moment. Und dann? Dann packt jeder seine sieben Sachen und verschwindet. Nichts bleibt zurück, nicht ein Fitzelchen Serviettenpapier. „Wir kommen wie durch einen Zauber und sind wie durch einen Zauber wieder weg“, sagt Pascale Jahns-Petit, die den Saarbrücker mit dem Dîner auch ein bisschen französisches Laisser-faire einhauchen will. Regeln gibt es nur wenige. Weiß, ja, und bitte schön pärchenweise kommen, zu zweit, zu viert, zu sechst. Aber niemand braucht sich zu genieren, wenn er in der weißen Freitzeithose am mitgebrachten Campingtisch sitzt. Und drei Oliven zur Vorspeise reichen völlig. Für ganz Unentschlossene schlägt Pascale Jahns-Petit auf ihrer Homepage Rezepte vor, die sich zu Hause ganz leicht zubereiten und herbeitransportieren lassen. Aber egal was, wichtig ist nur, dass jeder eine Vor-, eine Haupt- und eine Nachspeise hat. Es sollen alle etwas genießen können, wenn mit den weißen Taschentüchern durch die Luft gewedelt wird, das Startzeichen vor jedem Gang. Und wenn ein bisschen Regen fällt, soll diesmal auch niemand verzagen, sagt Pascale Jahns-Petit: „Die Deutschen haben immer ein bisschen Angst vor dem Regen. Aber dann halten eben die beiden links und rechts den Regenschirm, damit der in der Mitte in aller Ruhe essen kann.“

Der Eintritt ist für jedermann frei.

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