Alle Löffel voll zu tun - Jugendliche kochen exotische Gerichte

Altenkessel. Sie schnippeln, sie rühren, sie messen und schmecken ab. Im Altenkesseler Jugendzentrum (JUZ) ist der Mittwoch der Kochtag. Dann übt sich ein eingeschworenes Grüppchen Jugendlicher in der kleinen JUZ-Küche im Essen zubereiten. "Ausgewogen muss es sein", sagt Sozialarbeiterin Daniela Mücke, ansonsten sei alles erlaubt

 Kochen gern: v.l. Lorena (11), Valeria (13) und Mirco (13). Foto: Welter

Kochen gern: v.l. Lorena (11), Valeria (13) und Mirco (13). Foto: Welter

Altenkessel. Sie schnippeln, sie rühren, sie messen und schmecken ab. Im Altenkesseler Jugendzentrum (JUZ) ist der Mittwoch der Kochtag. Dann übt sich ein eingeschworenes Grüppchen Jugendlicher in der kleinen JUZ-Küche im Essen zubereiten. "Ausgewogen muss es sein", sagt Sozialarbeiterin Daniela Mücke, ansonsten sei alles erlaubt. An diesem Mittwoch steht thailändisch auf dem Speiseplan, Putenragout mit Kokos. In strikter Arbeitsteilung gehen die Nachwuchsköche vor. Lorena (11) ist fürs Schnibbeln der Frühlingszwiebeln zuständig, während sich ihre Schwester Valeria (13) um die Petersilie kümmert. Maria (13) bringt die Paprika in Form und der einzige männliche Koch in der Runde, Mirco (13), schnetzelt das Putenfleisch. "Wir brauchen noch vier Esslöffel Sojasauce", sagt "Chefköchin" Mücke in die Runde, und es dauert nur einen Augenblick, dann erledigen die Jugendlichen das - in Arbeitsteilung, versteht sich: Einer hält den Löffel, der andere schenkt die Gewürzsauce ein. Thailändisch, sagen alle, hätten sie noch nie gegessen. Auf der Liste ihrer Lieblingsspeisen stehen stattdessen Lasagne, Geheirate oder Pudding. Es sind sodenn auch Besucher im JUZ, die sich für die ostasiatische Küche ihrer Altersgenossen nicht begeistern lassen. "Ich mache mir nachher Pfannkuchen. Das hier ist mir zu gesund", ruft ein Mädchen in den Raum. Da war es! Das Unwort in der Kinderküche: gesund! "Wenn Sie wollen, dass Kindern oder Jugendlichen ein Gericht schmeckt, dann müssen Sie den Aspekt ,gesund' rauslassen", rät Catrin Ranke vom Institut für Ernährungspsychologie an der Universität Göttingen. Dort entwickeln Wissenschaftler derzeit ein Konzept, mit Hilfe dessen Schüler für gutes Essen begeistert werden sollen. Zur "Entdeckungsreise Essen", so der Projektname, zählen auch Kocheinheiten, ähnlich wie im Altenkesseler JUZ. "Kinder verbinden mit der Bezeichnung ,gesund' Bevormundung", führt Ranke aus. Das komme nicht gut an. Wer Kinder für gesundes Essen begeistern wolle, solle stattdessen lieber "das starke Motiv Geschmack und Genuss" in den Vordergrund stellen. Sozialarbeiterin Mücke verliert an diesem Mittag kein Wort darüber, dass das, was so duftet und dampft, ganz schön gesund ist. Und siehe da: Das nahrhafte und noch dazu exotische Essen schmeckt wenig später allen am Tisch. "Wenn Kinder und Jugendliche Essen selber hergestellt haben und es dann auch in der Gruppe essen, dann wagen sie sich auch eher an Exotisches heran", führt dazu Expertin Ranke aus. Ziel des wöchentlichen Küchenrituals im JUZ sei es, so Daniela Mücke, dass die Kinder und Jugendlichen lernten "mit Lebensmitteln umzugehen".

Das SR-Programm zur ARD-Themenwoche "Essen ist Leben" bietet heute unter anderem folgende Beiträge: SR2, 9.05 Uhr: Thema Europa, Europäisches zur Themenwoche; SR-Fernsehen, 18.50 Uhr: "bonus": Ruinöser Preiskampf und Lebensmittelunverträglichkeiten auf dem Vormarsch, 19.20 Uhr: "aktueller bericht": Zahl der Tafeln im Saarland hat zugenommen. red

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