Wohngebiet statt Bus-Depot?

Alt-Saarbrücken · Wer einen Stadtteil entwickeln will, der müsse „sich frei machen von aktuellen Gegebenheiten und auf zehn Jahre denken“, sagt der Chef der Saarbrücker CDU, Peter Strobel. Das ehemalige Kultusministerium könne so Teil der Hochschule für Technik und Wirtschaft werden. Wo Milchhof und Bus-Depot sind, könnten Wohnungen für Studenten entstehen, sagt er.

 Das Bus-Depot an der Malstatter Brücke soll einem Wohngebiet weichen, schlägt die CDU vor. Foto: Becker&Bredel

Das Bus-Depot an der Malstatter Brücke soll einem Wohngebiet weichen, schlägt die CDU vor. Foto: Becker&Bredel

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In diesem Stadtteil ist fast alles möglich, findet Peter Strobel . Alt-Saarbrücken , sagt der Saarbrücker CDU-Partei- und Stadtratsfraktionsvorsitzende, habe "großes Potenzial" als Hochschul- und Ausbildungsstandort, als Wohnort, als Gewerbe- und Industriestandort. Das alles könne man im unteren Alt-Saarbrücken zwischen Ludwigskirche und Messegelände entwickeln - wenn man denn einen Plan habe, findet Strobel.

Einen detaillierten Plan hat die CDU nicht, auch kein Finanzierungskonzept. Aber man stehe erst am Anfang. Es gehe darum, Ideen zu entwickeln und in einem "städtebaulichen Wettbewerb" ein "Gesamtentwicklungskonzept" zu erarbeiten. Die CDU-Stadtratsfraktion hat dazu in den vergangenen Wochen einige Gespräche in Alt-Saarbrücken geführt.

Das Ergebnis nennt sie "Alt-Saarbrücken 4.0". Zentral für die Entwicklung des Stadtteils ist für die CDU die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW). Die brauche - zusätzlich zum immer noch nicht in Betrieb genommen Hochhaus an der Malstatter Brücke - mehr Platz, um zum innerstädtischen Campus zu werden. Die Uni sei zu weit draußen, um auch tagsüber studentisches Leben in die Stadt zu bringen, sie werde kaum wahrgenommen sagt Strobel. Dagegen biete die HTW große Chancen für die Stadt.

Strobel schlägt vor, den Pingusson-Bau, also das ehemalige Kultusministerium, für die HTW-Fachrichtung Architektur herzurichten. Dort soll eine "Schule für Architektur" entstehen. "Es ist naheliegend, dass man in einem Baudenkmal Studenten der Architektur unterrichtet", findet Strobel. Man müsse die HTW, deren aktuelle Gebäude nicht alle in bestem Zustand seien, so ausbauen, dass weder Außenstellen auf dem Rotenbühl noch in Kirkel oder Göttelborn notwendig seien. Auf dem Parkplatz am Pingusson-Bau könne darüber hinaus Raum für eine Erweiterung der Handwerkskammer geschaffen werden.

Die Studenten sollen an der HTW nicht nur lernen, sondern auch in der Nähe wohnen können. Wenn man das jetzige Bus-Depot an den Stadtrand verlege und den ehemaligen Milchhof dazunehme, könne man auf rund 50 000 Quadratmetern "ein neues Stadtquartier", in erster Linie aber "studentisches Wohnen" schaffen.

Es gebe zwar Pläne, auf dem Milchhofgelände eine Möbelhaus zu bauen, aber "das klemmt offenbar", sagt Strobel. Die Stadt müsse versuchen, die Fläche zu kaufen, um die Planungshoheit für das gesamte Areal entlang der Autobahn zu bekommen. Wenn die Messe an die Congresshalle verlegt wird, und danach sehe es aus, soll das Messegelände "industriell genutzt werden". Die Stadt habe Industrieunternehmen nämlich zurzeit kaum Flächen anzubieten. Um das Gelände interessanter zu machen, müsse die Autobahn in beide Fahrtrichtungen angeschlossen werden.

Meinung:

Wir brauchen Verrückte

Von SZ-RedakteurMartin Rolshausen

Das Bus-Depot, das seit Menschengedenken dort ist, wo es ist, verlegen? Der Vorschlag klingt verrückt - zumal der, der ihn macht, Peter Strobel nämlich, noch keine Idee hat, von wo aus die Busse denn künftig ausschwärmen ins Liniennetz.

Den Pingusson-Bau zur "Schule für Architektur" umbauen, wo doch die Landesregierung, das weiß Strobel als CDU-Landtagsabgeordneter sehr genau, bei den Hochschulen sparen will, anstatt zu investieren, klingt verrückt.

Das Milchhofgelände in die Diskussion um die Entwicklung eines neuen Quartiers einzubeziehen, obwohl die Stadt dort eine Baugenehmigung für einen Möbelmarkt erteilt hat - es klingt verrückt.

Dennoch: Die CDU-Ideensammlung ist nichts für die Schublade oder gar den Papierkorb. Wie sagte der Schriftsteller George Bernard Shaw so treffend: "Wir brauchen dringend einige Verrückte. Guckt euch an, wo uns die Normalen hingebracht haben."

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