Ulrich Seibert gibt den Ton an

Alt-Saarbrücken · Ulrich Seibert ist seit September Musikchef der Saarbrücker Ludwigskirche. Welche Schwerpunkte er in seinem Berufsalltag setzt, erzählte er im SZ-Redaktionsgespräch.

 Ulrich Seibert, Kantor der Ludwigskirche, im Gespräch mit SZ-Redakteurin Susanne Brenner. Foto: Iris Maurer

Ulrich Seibert, Kantor der Ludwigskirche, im Gespräch mit SZ-Redakteurin Susanne Brenner. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Eigentlich ist Ulrich Seiberts neue Stelle an der Ludwigskirche als 39,5-Stunden-Job gedacht. Wer den quirligen 50-Jährigen aber im Gespräch erlebt, merkt schnell, dass diese Zeit unmöglich ausreichen kann, um alle seine Vorhaben unterzubringen. Seibert sprudelt vor Ideen. Nicht nur für die Adventszeit, sondern auch für die gesamte Entwicklung der Ludwigskirche hat er viel vor.

Nach 20 Jahren in Heidelberg kehrte der Saarländer im September zurück in die Heimat, als Gemeinde- und Kreiskantor. 16 Jahre lang pendelte er der Familie zuliebe zwischen dem Nordsaarland und seiner Arbeitsstätte. Doch der viel kürzere Weg zur Arbeit begründete nicht den Wechsel nach Saarbrücken. "Mit 50 suchte ich nach neuen Herausforderungen. Außerdem ist die Ludwigskirche ein einmaliger Ort. Für einen Musiker stellt es eine große Chance dar, hier arbeiten zu dürfen." Zu tun gibt es genug mit mehreren Chören, Gottesdiensten und Projekten. Mit rund 30 Sängern steht etwa die Gemeindekantorei Alt-Saarbrücken , die die Gottesdienste in der Ludwigskirche musikalisch gestaltet, gut da. "Es liegt mir aber am Herzen, noch mehr junge Menschen zum Mitsingen zu animieren", erklärt Seibert. Auch privat wird im Hause Seibert mit den vier eigenen Kindern musiziert. Schlagzeug, Akkordeon oder Cello - jeder hat sein Lieblingsinstrument, aber "alle setzen sich gelegentlich ans Klavier".

Dass die meisten Gottesdienstbesucher eher zu den älteren Semestern zählen, weiß jeder. Doch Seibert denkt, dass viele Menschen über geistliche Musik einen Zugang zur Kirche finden können. "Kirchenmusik hat eine Schwellenfunktion in der Gemeinde", ist sich der Kantor sicher. Dabei solle sie nicht die zweite Geige spielen. Die Musik fungiere nicht als "Schmuck" für die Messen, sondern sei genauso wichtig wie die Predigten, um die Botschaften der Kirche zu verkünden.

Die Ludwigskirche ist jedoch mehr als ein Gotteshaus. Sie wirkt auch als touristischer Magnet und beliebter Konzertsaal. Der neue Musikchef legt deshalb großen Wert auf die Verzahnung zwischen der Kirche und der Zivilgesellschaft. So gestaltet er musikalisch auch Themengottesdienste, die der Pfarrer in Zusammenarbeit mit außerkirchlichen Partnern organisiert, wie zum Beispiel Anfang November mit dem globalisierungskritischen Netzwerk Attac zum Thema "Gegen die moderne Sklaverei". "Die Ludwigskirche muss nicht nur ein Baudenkmal sein, sondern mit Leben gefüllt werden. Sie soll immer eine einladende Kirche bleiben."

Sein Herzensprojekt, der Figuralchor, wurde neu gegründet und nimmt stets gute Sänger und Sängerinnen auf. Wichtig ist Seibert auch der Organisten-Nachwuchs. "Die Orgel bleibt ein vielfältiges Instrument", schwärmt er und will nicht nur junge Musiker, sondern auch musikalische Rentner für die "Königin der Instrumente" begeistern. Die ersten Monate im neuen Amt erlebte Seibert als sehr arbeitsintensiv. Zum ersten Mal seit 1971 ist mit ihm wieder eine Vollzeit-Musikerstelle an der Ludwigskirche besetzt. Zu seinen Aufgaben gehört aber nicht nur der musikalische Teil. Als Marketingchef und PR-Abteilung in einer Person zählt die Suche nach Sponsoren auch zu Seiberts Arbeit. Sie seien für die kirchenmusikalische Arbeit unabdingbar. "Wir brauchen neue und weitere Mitstreiter, sowohl Förderer in finanzieller Hinsicht als auch Menschen, die sich mit Zeit bei uns engagieren." Auch wenn Ulrich Seibert nicht gerade als Kantor im Einsatz ist, begleitet ihn die Musik weiter. Neben der Arbeit findet er noch Zeit, um mit dem Saarbrücker Gospelchor zu proben.

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Auf einen BlickNächste Konzerte in der Ludwigskirche: Am Sonntag, 23. November, um 10 Uhr gestaltet die Gemeindekantorei den Gottesdienst zum Ewigkeitssonntag, am Sonntag, 30. November, singt der Figuralchor um 19.30 Uhr geistliche Abendmusik zum ersten Advent, am Mittwoch, 24. Dezember, gestaltet die Gemeindekantorei um 18 Uhr den Gottesdienst zum Heiligen Abend. Die Gemeindekantorei sucht Verstärkung. Die Proben sind dienstags, 20 Uhr, in der Notkirche (Spichererbergstraße 81). Jeder, der mitmachen möchte, kann einfach zur Probe vorbeikommen. hem

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