Tierschützer retten drei stille Gesellen

Alt-Saarbrücken · Sie wurden ausgesetzt, schweren Herzens weggegeben oder waren nach dem Tode ihrer Besitzer unversorgt. Im Bertha-Bruch-Tierheim warten sie auf ein neues Zuhause. Wir stellen sie in unserer Serie „Wer will mich?“ vor. Diesmal geht es um Kaninchen auf der Suche nach einem großen Zuhause und um die Anforderungen an artgerechte Gehege im Freien.

 Jennifer Folz streichelt das schöne Kaninchen Mary-Lou. Kaum zu glauben, wie verwahrlost das Fell des Tieres Ende August 2015 war. Ihre Vorbesitzer setzten Mary-Lou nachts am Heim aus. Folz ist froh, dass ihr Schützling sich so gut erholt hat. Fotos: kathrin schorr

Jennifer Folz streichelt das schöne Kaninchen Mary-Lou. Kaum zu glauben, wie verwahrlost das Fell des Tieres Ende August 2015 war. Ihre Vorbesitzer setzten Mary-Lou nachts am Heim aus. Folz ist froh, dass ihr Schützling sich so gut erholt hat. Fotos: kathrin schorr

Die Feiglinge nutzten den Schutz der Dunkelheit, um die armen Tiere loszuwerden. Sie scheuten unangenehme Fragen und stellten fünf verwahrloste Kaninchen Ende August einfach vor das Bertha-Bruch-Heim. Eins dieser Tiere ist Mary-Lou, damals ausgesetzt mit dem kleinen David, dessen Mutter sie offenbar ist. "Mary-Lou hatte beispielsweise viel zu lange Krallen, war am Po extrem verfilzt und mit Kot verklebt. Außerdem litt sie heftig unter Flöhen." Tierliebe und Pflege ließen Mary-Lou aufblühen. Ihr seidiges Fell und ihr zutraulicher Blick zeugen davon, wie gut sie sich erholt hat. Mary-Lou ist bereit für ein neues Leben. Heimsprecherin Tabatha Walter sagt, was die neue Bleibe bieten sollte.

"Wir suchen für die Süße ein Zuhause bei Leuten, die sich besser um ihre Tiere kümmern. Es sollte mindestens ein netter Artgenosse sowie ein schönes großes Gehege vorhanden sein. Gerne kann sie auch mit ihrem Sohnemann zusammen ausziehen, der natürlich vorher kastriert wird."

Woher sie kommt, was sie erlebte und erlitt? Die Vergangenheit der Kaninchendame Merida gibt den Kleintierexperten des Bertha-Bruch-Heims Rätsel auf. Heimsprecherin Tabatha Walter sagt, warum das so ist. "Merida wurde in einem Garten entdeckt und ließ sich erst nach mehreren Tagen fangen. Wir wissen daher leider nichts über ihre Vorgeschichte oder wo sie herkommt." Merida ist zutraulich und zahm. Sie liebt die frische Luft, lebt meist draußen, und das könnte im endgültigen Zuhause Merivas so bleiben. Nur müsse dafür Platz genug sein, Merida ist recht stattlich geraten. "Wir möchten sie in ein Gehege vermitteln, welches etwas größer als die üblichen vier Quadratmeter für zwei Tiere."

Kommen wir zu Winnie, einem lebenden Beispiel für die gute Zusammenarbeit zwischen den Tierschützern der Region. "Wir übernahmen Winnie von einem anderen Tierheim. Dort hatte ihn jemand mit mehreren Mädels einfach vor der Tür abgestellt. Platz war aber für die Neuen nicht mehr, denn wegen der vielen Jungtiere sind

Name: Winnie

Rasse: Zwergkaninchen

Geschlecht: männlich

Alter: unbekannt

die Kapazitäten dieses Heims weit überschritten. Daher haben wir Winnie übernommen und suchen für ihn ein schönes Zuhause", sagt Walter. Winnie ist noch etwas scheu und muss sich zunächst an die neue Situation gewöhnen. Er ist bereits kastriert und könnte daher sofort vermittelt werden.

Name: Merida

Rasse: Kaninchen

Geschlecht: weiblich

Alter: unbekannt

Weitere Informationen über die Kaninchen gibt es täglich von 14 bis 17 Uhr, außer montags, im Tierheim, Tel. (06 81) 5 35 30. Wer dort anruft, kann einen Termin vereinbaren, um die drei kennenzulernen.

tierheim-saarbruecken.de/

Immer wieder erfahren wir von Kaninchen , die allein, zu zweit oder in einer Gruppe in einem einzigen kleinen Käfig leben müssen. Wer sie so hält, tut ihnen aus zwei Gründen keinen Gefallen.

Zum einen brauchen Kaninchen dringend Artgenossen. Die Kleinen haben ein Sozialverhalten, das sie nur mit Artgenossen ausleben können. Sie schmusen, putzen sich gegenseitig und spielen miteinander.

Zum anderen meinen viele, dass Kleintieren ein kleiner Käfig als Zuhause genügt. Dem ist nicht so, denn Kaninchen sind sehr bewegungs- und entdeckungsfreudig. Für die Haltung von Zwergkaninchen benötigen Sie mindestens zwei Quadratmeter Auslauf pro Tier, und zwar rund um die Uhr. Größere Kaninchen wie Merida brauchen sogar drei bis vier Quadratmeter.

Außengehege sind ganzjährig bewohnbar. Und zwar, wenn sie geschützt und isoliert sind und wenn die Tiere bereits ab Sommer draußen gelebt und dann Winterfell gebildet haben.

So wohnen neben Merida die Kaninchendame Mary-Lou sowie Rammler Winnie in Heim-Außengehegen. Außengehege müssen ein- und ausbruchsicher sein. Daher reichen Steckgitter nur für den Sonntagsausflug unter Aufsicht. Kaninchen sind eifrige Buddler und entkommen schnell - ebenso wie Marder schnell hineingelangen. Diese und viele weitere Tipps geben die Kleintier-Experten gern weiter. Am Sonntag, 24. Juli, beginnt um 14 Uhr im Bertha-Bruch-Tierheim ein Kleintiertag. Mitveranstalter ist die Tierschutzstiftung.

Dort erhalten die Besucher bei Vorträgen und an Infoständen viele Hinweise zur artgerechten Tierhaltung.

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