Schüler nahmen Politiker in die Mangel

Alt-Saarbrücken · Landtagskandidaten diskutierten beim „Wahl-O-Mat“ mit Jugendlichen vom Gymnasium am Schloss über die wichtigsten Wahlthemen.

 Die Vertreter der Parteien stehen Rede und Antwort. Im Bild (v.l.): Jürgen Renner (SPD), Roland König (FDP), Josef Dörr (AfD), Andreas Neumüller (CDU), Barbara Meyer-Gluche (Grüne), Dennis Lander (Linke) und Gerd Rainer Weber (Piraten). Foto: BeckerBredel

Die Vertreter der Parteien stehen Rede und Antwort. Im Bild (v.l.): Jürgen Renner (SPD), Roland König (FDP), Josef Dörr (AfD), Andreas Neumüller (CDU), Barbara Meyer-Gluche (Grüne), Dennis Lander (Linke) und Gerd Rainer Weber (Piraten). Foto: BeckerBredel

Foto: BeckerBredel

Sobald die Pennäler die Vertreter der aussichtsreichsten Parteien für den neu zu wählenden Landtag mit ihren Fragen löchern durften, entwickelte sich die Veranstaltung "Wahl-O-Mat" in der Aula des Saarbrücker Gymnasiums am Schloss (Gas) zu einem munteren Schlagabtausch. Zunächst lief die Diskussion aber nur in eine Richtung. Im Wechsel sprachen die Landtagskandidaten knapp 100 Meter vom Parlament entfernt zu verschiedenen politischen Thesen. Genauer hörten die Jugendlichen selbstverständlich bei Themen zu, die sie direkt betreffen. Wie die Herabsetzung des Wahlalters. Oder die noch immer brennende Entscheidung zwischen verkürztem und normalem Abitur, G8 und G9. Heiterkeit kam aber auch jetzt schon auf. Etwa als sich verschiedene Parteien kleine Scharmützel lieferten - je ein Joker bot den Debattanten Gelegenheit dazu. Oder als "Pirat" Gerd Rainer Weber statt seine Redeminuten zum Thema "Adoptionsmöglichkeit für gleichgeschlechtliche Paare" auszureizen, seine Antwort erfrischend kurz hielt: "Klar, was sonst?"

Kaum hatten die angehenden Abiturienten Gelegenheit, sich selbst zu Wort zu melden, gelang es so manchem, die erfahrenen Politiker in die Enge zu treiben. So konfrontierte Imen den AfD-Landesvorsitzenden mit allerhand Widersprüchlichem in deren Wahlprogramm. So würde die Partei Quoten ablehnen und sich auch nicht ausdrücklich für die Beteiligung von Frauen in der Führungsspitze einsetzten: "Dennoch ist eure Bundesvorsitzende eine Frau." Zum brennendsten Thema aber entwickelte sich die Diskussion um den Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV). Cao Son brachte das Thema zur Sprache: "Wird weiter nur der Autoverkehr gefördert oder auch mal ÖPNV gestärkt." Bessere Verbindungen und vor allem günstigere Preise wären solche Maßnahmen. Mitschüler sprangen darauf an. Schilderten eigene Erlebnisse, wie lange Fahrzeiten in den Bliesgau, fehlende Nachtbusse am Wochenende, unmögliche Taktungen zu Randzeiten.

Plötzlich war sogar die ticketfreie ÖPNV-Nutzung ein Thema. Die Fahrkarten trügen sowieso nur zu einem Drittel zur Kostendeckung bei, der Rest würde über Steuergelder finanziert, so Weber. Also könne man doch auch gleich eine ÖPNV-Abgabe für jedermann erheben - er sprach von monatlich 20 Euro - und im Gegenzug freie Fahrt mit Bussen und Bahnen im Saarland. Was Georg Vogel als einer der Moderatoren nach langer Diskussion überraschte: "Dagegen war jetzt keiner."

Inklusion entwickelte sich zu einem weiteren heißen Eisen - Max hatte dies nochmals aufgegriffen, nachdem es zuvor bei den Thesen nur gestreift wurde. Während die Mehrheit dabei daran dachte, Schüler mit körperlicher oder geistiger Behinderung in den Schulalltag einzugliedern, überraschte eine Schülerin mit einer anderen Herangehensweise: "Wenn die Inklusion daran scheitert, dass die Lehrkräfte an einer ,normalen Schule' nicht für den Umgang mit Behinderten ausgebildet sind, könnte man ja auch normalen Schülern ermöglichen, Förderschulen zu besuchen." Und immer wieder das Thema G8 oder G9. Christdemokrat Andreas Neumüller kämpfte hier an einsamer Front, verteidigte als einziger das verkürzte Abi: "Es gibt ja bereits eine Wahlmöglichkeit, wer sich dazu entscheidet, kann auf den Gemeinschaftsschulen G9 wählen." Reicht nicht, meinten die politischen Gegner, allen voran Jürgen Renner (SPD). Der überraschte außerdem zum Thema "Freier Anbau von Cannabis für den Eigengebrauch" damit: "Da setzte ich mich von der Meinung meiner Partei ab und bin persönlich dafür." Zufrieden beobachtete Schulleiter Peter Geckeis das Treiben in seiner Aula: "Veranstaltungen wie der Wahl-O-Mat sind wichtig. Schüler haben hier Gelegenheit, sich auch mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen, ich halte diese Konfrontation für sehr wichtig und wertvoll."

Sie wissen nicht, wen Sie wählen wollen? Der Wahl-o-mat vergleicht Ihre Überzeugungen mit denen der Parteien: http://wahlomat.saarbruecker-zeitung.de
Zum Thema:

Moderation: Georg Vogel, Yannis Beining. Podium: Andreas Neumüller (CDU), Jürgen Renner (SPD) Dennis Lander (Linke), Barbara Meyer-Gluche (Grüne), Gerd-Rainer Weber (Piraten), Roland König (FDP), Josef Dörr (AfD).

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