Nauwieser Fest: Saarbrücker Stadtteil platzt aus allen Nähten

St. Johann · Das Fest des Nauwieser Viertels lockte so viele an, dass es schwer war, sich dem Besucherstrom zu entziehen. Wer es dennoch schaffte, hatte oft Grund zum Staunen. Nicht einmal Donner, Blitz und Hagel konnten dieser Party etwas anhaben.

Nauwieser Fest: Saarbrücker Stadtteil platzt aus allen Nähten
Foto: SOL.DE/noll

Der junge Mann mit Bart schreit und winkt wild mit beiden Armen in die unablässig vorbeiströmende Menschenmasse: ",Geile Emma' oder ‚Lucifer' - beide Cocktails nur zwei Euro. Beide sind der Hammer." Doch wer stehen bleiben will, hat es schwer. Die Straßen des Nauwieser Viertels sind bereits am frühen Abend so voll, dass sich jeder am liebsten einfach treiben lässt. Kaum zu glauben, dass erst kurz zuvor ein Unwetter mit Donner, Blitz und Hagel über Saarbrücken getobt hat. Ein paar Schritte weiter geht's in den Hof des Cafés Kostbar. Auch der ist überfüllt. Aber die Leute sitzen oder stehen, sind erst einmal dem Geschiebe entronnen und nehmen sich Zeit zum Zuhören. Die Band The Shortbreads spielt den Oasis-Klassiker "Wonderwall". Die Zuhörer klatschen und wippen im Takt, einige liegen damit aber auch ganz schön daneben - egal.Zwischen den Kneipen Mono, Fleur de Bière und Kurzem Eck ist am meisten los. Die Leute drücken sich aneinander wie Ölsardinen, verschütten beim Drücken und Schieben ständig Bier und sehen meist nur bis zu den Schultern des Vordermannes. Eine junge Frau seufzt: "Man braucht hier 20 Minuten für 20 Meter." Ihr groß gewachsener, stark tätowierter Begleiter hält entspannt dagegen: "Wer hierherkommt und sich beschwert, dass es zu voll ist, der ist selbst schuld. Man kann nicht in einen See springen und sich dann darüber beklagen, dass es nass ist." Soll heißen: Das Drängeln und Sich-auf-die-Füße-treten gehören auf der Nauwies einfach dazu.

Es ist chaotisch, laut, Leute verlieren sich kurz aus den Augen. Wer zur Toilette muss, sollte besser eine halbe Stunde dafür einrechnen. Aber all das macht den Charme des Viertelfestes: Es wirkt nicht sonderlich geordnet, dafür aber vielfältig und bunt. Bei Pizzeria und Mango-Lassi-Stand sitzen zwei Männer und spielen Gitarre. Zwischen Bierständen gibt es Schallplatten zu kaufen.

Einige Anwohner betrachten von ihren Fenstern aus das Treiben. Nicht allen gefällt die Fest-Lautstärke. Die Polizei verzeichnet ein paar Beschwerden wegen Ruhestörung und hat am Sonntagmorgen noch volle Ausnüchterungszellen - aber nicht nur wegen der Nauwies. Auf der Hauptbühne am Max-Ophüls-Platz spielt die Saar-Band Lacuna. In den vorderen Reihen wippen Köpfe im Takt. In der Cecilienstraße tanzen Feiernde mit Cocktails in der Hand zu hämmernden Beats. Kurz nach Mitternacht leeren sich die Straßen ein wenig. Jeder bekommt ohne langes Warten sein Bier. Die Fete geht noch lange, aber ruhiger weiter. Und der Alltag ist noch so weit weg.

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