Saarbrücken Künftig soll es 35 Pfarreien geben

Saarbrücken · Laien diskutieren die künftigen Strukturen im Bistum. Bei der Veranstaltung in Saarbrücken gab es Kritik und Zustimmung.

 Der Saal war während der Veranstaltung des Bistums gut gefüllt.   Fotos: Bistum

Der Saal war während der Veranstaltung des Bistums gut gefüllt.  Fotos: Bistum

Foto: Bischöflliche Pressestelle Trier

()  „Wer sich auf den Geist Gottes einlässt, kann Dinge tun, die er vorher selbst nicht gedacht hätte.“ Mit diesen einfachen Worten hat Regina Schröder die mehr als 200 Gläubigen, die gerade  zur vorletzten „Resonanzveranstaltung zur Raumgliederung“ des Bistums Trier in die Kirche der Jugend eli.ja nach Saarbrücken gekommen waren, tief berührt. Schröder engagiert sich ehrenamtlich im Projekt „Frauen(t)raum“, der Frauenkirche im Dekanat Völklingen. Zusammen mit Gemeindereferentin Heidelinde Bauer stellte sie das Projekt vor. Die Veranstaltungen sind Informations- und Diskussionsforen über die Umsetzung der Synode, und vor allem über den Entwurf zur Neustrukturierung des Bistums in 35 „Pfarreien der Zukunft“. Im Rahmen dieser Veranstaltungen werden jeweils zwei Projekte aus den Regionen exemplarisch vorgestellt, die zeigen sollen, wie die Umsetzung der Synode jetzt schon gelebt wird.

Das Projekt „Frauen(t)raum“ in der Pfarreiengemeinschaft Riegelsberg-Köllerbach ist eines dieser beispielhaften Vorhaben, mit denen die Gläubigen neue Wege gehen. „Die Hauptamtlichen sind Wegbegleiter, sie sind mit uns unterwegs“, sagte Regina Schröder. „Sie achten darauf, dass möglichst viele Talente und Begabungen der Frauen mit einfließen. Entscheidungen werden immer gemeinsam gefällt.“ Damit setzt die Frauenkirche zwei der sogenannten Perspektivwechsel, die das Abschlussdokument der Synode nennt, jetzt schon in die Praxis um: Es sind „Vom Einzelnen her denken“ und „Charismen vor Aufgaben in den Blick nehmen“. Der dritte Perspektivwechsel „Weite pastorale Räume einrichten und netzwerkartige Kooperationsformen verankern“ ist nun der erste, der im Bistum umgesetzt werden soll. Aus den von der Synode vorgeschlagenen 60 Pfarreien der Zukunft sind nach dem ersten Entwurf, den das Bistum Ende März vorgelegt hat, 35 geworden – die heftig umstritten sind. Dieser Kritik stellten sich vor wenigen Tagen  Bischof Stephan Ackermann, Weihbischof Robert Brahm, Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg, der Direktor des Strategiebereichs Ziele und Entwicklung im bischöflichen Generalvikariat des Bistums Trier, Guido Lames, sowie Dechant Clemens Grünebach, Leiter der Teilprozessgruppe Raumgliederung.

Die erste Rückmeldung aus den Reihen der Gläubigen an die Bistumsleitung betraf die Reihenfolge der Umsetzung der Synode. Margret Spaniol aus der Pfarrei Maria Königin in Saarbrücken fasste ihr Unbehagen so zusammen: „Ich bin enttäuscht von der Synode, weil jetzt wieder nur die Strukturen im Vordergrund stehen und der Glaube nicht vorkommt.“

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann gestand in seinem Grußwort, dass er die Umsetzung der Synode auch lieber mit Inhalten begonnen hätte, die Räte ihn aber davon überzeugt hätten, zunächst mit dem Rahmen, sprich der Struktur, zu beginnen. Dechant Grünebach erklärte: „Die Synode hat sich zwei Jahre lang mit Inhalten beschäftigt. Was jetzt als erstes das Licht der Welt erblickt, ist die Struktur, aber auch dahinter steckt ein inhaltlicher Prozess.“

Zu dieser neuen Struktur wurde in Saarbrücken aber vor allem konstruktive Kritik geäußert, wie zum Beispiel von Harald Cronauer, Pfarreienratsvorsitzender in Quierschied: „Als Quierschieder kann ich nicht verstehen, dass wir zur Pfarrei der Zukunft Neunkirchen gehören sollen. Wir sind Teil des Regionaltverbands Saarbrücken. Es wäre fatal, wenn diese Entwicklung stattfinden würde. Mein Plädoyer: Quierschied zu Saarbrücken!“

Auch Tina Wagner, Pastoralreferentin im Dekanat Saarbrücken, kritisierte die Zuordnung bestimmter Gebiete. Ihr ging es vor allem um das Sulzbach- und Fischbachtal: „Ich habe keine Angst vor großen Räumen und kenne die Chancen, die darin stecken“, sagte sie. „Aber beim Blick auf den Entwurf war ich entsetzt. Wir haben gerade erst einen Fusionsprozess zwischen den Dekanaten Sulzbach und Saarbrücken hinter uns, der sehr schmerzhaft war. Jetzt heißt es: Ihr müsst nach Neunkirchen.“

Diese Rückmeldungen wird Christian Grünebach mit zurück nach Trier nehmen. „Wir hoffen von Ihnen Bestärkung oder gute Argumente zur Veränderung des bisherigen Entwurfs“, hatte er zu Beginn der Veranstaltung gesagt. Die bisher gezeichnete Landkarte wird nach seiner Aussage bis Herbst noch einmal überarbeitet werden und die Kritik, die auf den Resonanzveranstaltungen geäußert wurde, wird dort mit einfließen.

Es gab aber nicht nur konstruktive Rückmeldungen: Gerade vor den Herausforderungen der neuen Strukturen haben viele der Gläubigen Angst. Auch das wurde  in Saarbrücken wieder deutlich. Sarah Henschke, Gemeindereferentin in Nonnweiler, fasste diese Sorgen sehr eindrucksvoll in Worte: „Ich erlebe seit Wochen und Monaten die Angst der Leute, die sagen: ‚Jetzt müssen wir schon wieder von vorne anfangen‘. Die Strukturreform 2020 hängt immer noch nach. Niemand glaubt h daran, dass es schon irgendwie gehen wird.“

 Der Trierer Bischof Stephan Ackermann erklärte die neuen Strukturen im Bistum.

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann erklärte die neuen Strukturen im Bistum.

Foto: Bischöflliche Pressestelle Trier
 Die künftige Rolle der Frau in der Kirche wurde intensiv diskutiert.

Die künftige Rolle der Frau in der Kirche wurde intensiv diskutiert.

Foto: Bischöflliche Pressestelle Trier
 Viele Gläubige beteiligten sich engagiert an der Diskussion.

Viele Gläubige beteiligten sich engagiert an der Diskussion.

Foto: Bischöflliche Pressestelle Trier
 22STV-Pfarrei Saarbrücken 95 Prozent

22STV-Pfarrei Saarbrücken 95 Prozent

Foto: SZ/Michael Steffen
 Pfarrei Saarbrücken Text

Pfarrei Saarbrücken Text

Foto: SZ/Michael Steffen

Eine sehr eindrucksvolle Reaktion darauf bekam sie bei der Resonanzkonferenz  aus den Reihen der Gläubigen selbst. Martina Paulus, Synodale und Pastoralreferentin in der Marienhausklinik St. Josef, Kohlhof, stellte sich an das Mikrofon und drehte es kurzerhand zum Publikum um. „Angst um Arbeitsstellen wie die Pfarrsekretärinnen – diese Angst kann ich verstehen, die ist gerechtfertigt“, sagte sie an die Menschen in der Kirche gewandt. „Aber in diesen neuen Räumen gibt es so viele Chancen. Gucken Sie lieber auf die Inhalte der Synode. Ich will Ihnen das Abschlussdokument der Synode ans Herz legen. Denn es geht in diesem Dokument eben vor allem um den Inhalt: Es geht um eine diakonische Kirchenentwicklung, es geht darum, vieles noch einmal anders anzugehen, es geht darum, den Einzelnen im Blick haben. Diese Synode wurde wirklich vom Geist Gottes geprägt.“Pfarrer Gabriel aus Neunkirchen tat es ihr gleich, auch er wandte sich den Gläubigen in der Saarbrücker Kirche zu und ergänzte: „Wer nur zu Hause bleibt, lernt außer seinem Wohnzimmer nichts kennen!“

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