Ist das Saarland noch zu retten?

Alt-Saarbrücken · Das Saarland liegt im Wettbewerb der deutschen Regionen im Mittelfeld. Die Lebensqualität kann sich sehen lassen. Aber dem Land fehlen Ingenieure, und auf der Datenautobahn herrscht ohne schnelles Internet Schneckentempo.

Das Saarland ist hoch verschuldet, und vor wenigen Wochen regte Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer erstmals öffentlich eine Neuordnung der Bundesländer an. Die Frage, wie die Saarländer die Zukunft ihrer Regionen erfolgreich gestalten können, ist hoch aktuell.

Doch was macht den Erfolg einer Region überhaupt aus? Die Grünen-Fraktion im Regionalverband hatte am Dienstagabend zu einer Diskussion mit dem Titel "Wo geht's in Richtung Zukunft? - Erfolgsfaktoren für unsere Region" in den Schlosskeller eingeladen.

Zunächst stellte Hanno Kempermann vom "Institut der Deutschen Wirtschaft Köln" (IW) eine Studie mit einer Rangfolge aller 402 Regionen in Deutschland vor und legte den Schwerpunkt auf das Saarland . Das IW berücksichtigte Wirtschaftsstruktur, Arbeitsmarkt und Lebensqualität und ermittelte daraus einen Index zum Erfolg und zur Attraktivität der jeweiligen Region. Die saarländischen Kommunen stehen im soliden Mittelfeld zwischen den führenden Regionen in Bayern und Baden-Württemberg und den schlecht abschneidenden Regionen in den neuen Bundesländern.

Bei vielen kleineren Faktoren schneidet das Saarland jedoch nicht gut ab. Das Internet ist schlecht ausgebaut, die Ingenieursdichte und Patentanmeldungen sind unterdurchschnittlich, die Abwanderung von Jugendlichen und die Quote der Schulabbrecher hingegen überdurchschnittlich.

Kempermann sieht für das Saarland jede Menge Handlungsmöglichkeiten. Forschung und Innovation, Industrie und der Ausbau von Einrichtungen des sozialen Lebens wie beispielsweise Kitas - all das sind Merkmale, die besonderen Einfluss auf Erfolg haben und zudem auch im Saarland möglich sind. Im Anschluss an den Vortrag diskutierten Kempermann, Markus Tressel, ein Bundestagsabgeordneter der Grünen, Philipp Frank von der IHK des Saarlandes und der Vorsitzende der Grünen-Regionalverbandsfraktion, Manfred Jost, über die Gestaltungsmöglichkeiten im Saarland .

Jost sagte: "Wir befinden uns in finanzieller Hinsicht in einer zwar nicht hoffnungslosen, aber sehr schwierigen Ausgangslage." Sein Anliegen formulierte er so: "Wir müssen mehr Entscheidungen treffen, die nachhaltig wirksam sind und nicht nur kurzfristig für Ruhe sorgen."

Markus Tressel erklärte, dass die Saarländer ein veraltetes Bild von Industrie hätten, das einer Revision bedürfe. Es gehe heute nicht mehr so sehr um die Schwerindustrie, sondern eher um Dinge wie Elektromobilität.

Zur Sprache kam auch das laut IW-Studie schlechte Image des Saarlandes. Philipp Frank von der IHK zog kürzlich von Baden-Württemberg ins Saarland . Auf die Frage, wie sein Bild von Saarbrücken war, sagte er: "Ich wusste wenig über das Saarland . Ich habe mir Saarbrücken angeschaut und hatte tatsächlich ausschließlich positive Eindrücke. Dann habe ich mich innerhalb eines Vormittags dazu entschieden, hierherzukommen."

Die Studie steht unter folgender Adresse im Internet :

iwconsult.de/regional

/map.php

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